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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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»Besitzansprüche« auf mich hatte.
    Stattdessen lachte er nur trocken. »Du hast ja schon mich nicht im Griff. Willst du mir jetzt weismachen, dass du mit zwei Kerlen klarkommst?«
    »Arschloch.« Wütend verschränkte ich die Arme und presste mich tiefer in den Sitz. Also von mir würde er heute keinen Sex mehr bekommen.
    »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Verstehst du den Sinn von Schimpfwörtern eigentlich nicht?«, wollte ich im Gegenzug von ihm wissen.
    »Natürlich tue ich das. Aber aus deinem Mund ist das etwas anderes.« Seine Stimme klang widerlich zufrieden.
    Ich verschränkte meine Arme fester und fragte angriffslustig: »Ist das so?«
    Er nickte und warf mir einen kurzen Blick zu, bevor er wieder auf die Straße sah. »Ich denke, deine Beleidigungen sind ein Zeichen von Zuneigung. Denn falls es dir nicht aufgefallen sein sollte: Mit Leuten, die du nicht magst oder die dir egal sind, redest du nicht einmal.«
    Mir blieb nur betroffenes Schweigen.

    Als der Kies der Auffahrt unter den Reifen knirschte, riss ich die Augen auf. Frederik schmunzelte und manövrierte den Wagen in seine Parklücke. »Du hast mich so intensiv angeschmollt, dass du eingeschlafen bist – ist das zu glauben?«, sagte er leise zu mir.
    Ich hielt mir die Hand vor den Mund und versteckte mein Gähnen. »Es war ein langer Tag für mich«, erläuterte ich ihm, als wäre er nicht dabei gewesen.
    »Das kann ich mir vorstellen«, raunte er und selbst im Dunkeln konnte ich seine Augen glitzern sehen. Er beugte sich vor, legte eine Hand um meine Wange und küsste mich auf den Mund. »Dann wollen wir dich mal ins Bett bringen.«
    Mein Magen machte einen Satz. Redete er von Sex? Ich war mir ziemlich sicher, dass ich dabei einschlafen würde.
    Mit müden Beinen stieg ich die Treppe nach oben, Frederik dicht hinter mir. Ich überlegte, was ich sagen sollte, um ihm klarzumachen, dass ich wirklich gern mit ihm Sex hatte, aber jetzt einfach zu geschafft war und blieb vor meiner Tür stehen. Mir fielen einfach nicht die richtigen Worte ein.
    In diesem Moment schob Frederik seinen Schlüssel ins Schloss und sagte: »Gute Nacht, Helen. Schlaf schön.«
    Ich stammelte gerade noch: »Danke, du auch.«  
    Dann fiel die Tür hinter ihm zu und ich hörte, wie der Schlüssel von innen herumgedreht wurde. Verblüfft betrachtete ich einen Moment die geschlossene Tür, dann trat ich den Rückzug in meine Wohnung an. Ich hätte meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass Frederik sich irgendwie den Zugang in mein Bett erschleichen und dann die Nacht bei mir verbringen würde.
    War es nun ein gutes oder schlechtes Zeichen, dass dieser Mann absolut unvorhersehbar war?

7

    Mo wirkte genauso begeistert über die Aussicht auf einen Frauentag wie ich, als ich in das Auto meiner Schwester stieg, und umklammerte krampfhaft einen Kaffeebecher.
    Elena ignorierte unsere Einsilbigkeit und während ich es mir auf dem Rücksitz gemütlich machte, hielt meine Zwillingsschwester einen Monolog über das Verheiratetsein. Ich war mir nicht sicher, ob Mo aus Smalltalk-Gründen danach gefragt hatte oder ob Elena uns beiden das Eheleben schmackhaft machen wollte, aber ich zog es vor, meine Klappe zu halten.
    Plötzlich herrschte Schweigen im Wagen und ich blickte unsicher nach vorn, wo ich Elenas vorwurfsvollen Augen im Rückspiegel begegnete. »Du hast nicht zugehört«, stellte sie knapp fest.
    Stumm schüttelte ich den Kopf und sah zu, wie sie eine Augenbraue hochzog und die Lippen aufeinander presste. Ich seufzte und wollte gerade fragen, worum es eigentlich ging, als Mo mich erlöste. »Elena hat gefragt, ob du irgendein Shoppingziel hast.«
    »Unterwäsche«, antwortete ich ruhig und sah irritiert, dass Mo und meine Schwester einen belustigten Blick wechselten. Was war daran so lustig?
    Offenbar bemerkte Elena meine Verstimmung, denn sie grinste: »Das hat nicht zufällig etwas mit einem gewissen Mann zu tun? Groß, attraktiv und blond?«
    Ich murmelte meine Antwort nur, doch ich war mir sicher, dass mein »Leckt mich doch!« deutlich zu verstehen war.

    Wie immer ignorierte Elena meine Übellaunigkeit, während Mo offenbar das Gefühl hatte, mich aufmuntern zu müssen. Wie Schröder es in Frederiks Wohnung tat, strich sie immer wieder um mich herum. Dabei machte sie schlechte Witze, während wir durch das Einkaufszentrum spazierten.
    »Es ist alles okay, du musst mich nicht krampfhaft belustigen.«
    Mo sah eingeschnappt aus. »Also ganz im Ernst? Zieh ein netteres

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