Die zweite Nacht
mich das machen, du magst es doch nicht, dort anzurufen.«
Bereitwillig überließ ich ihm die Bestellung und streckte mich auch aus.
Er hatte gerade aufgelegt, da wandte er sich mir zu und legte den Arm auf die Rückenlehne der Couch, das Gesicht stützte er auf seine Hand. »So, verrätst du mir freiwillig, was in dem Karton ist?«
Seufzend schüttelte ich den Kopf.
»Na gut, ich gewähre dir eine Schonfrist bis nach dem Essen.« Damit drehte er sich wieder zum Fernseher, sein Arm lag allerdings noch auf der Lehne. Ich musste nur ein Stück zu ihm hinüber rutschen, um mich an ihn zu kuscheln.
Während ich das Für und Wider meines Vorhabens erwog, fiel mir ein, dass es da noch ein Thema gab, dass ich mit ihm besprechen sollte, aber schon eine Weile vor mir herschob. Seit 28 Tagen, um genau zu sein.
Ich entschied mich für das geringere Übel und rückte unauffällig an Frederik heran. Glücklicherweise sagte er nichts, als ich meinen Kopf auf seiner Schulter platzierte, aber selbst von hier unten konnte ich das kleine Lächeln sehen, das seine Mundwinkel umspielte.
Stumm begann er, meinen Nacken und meine Schulter zu streicheln und ich unterdrückte ein entspanntes Seufzen.
Die Türklingel ertönte und ich sprang auf. »Dieses Mal gehe ich.«
Nachdem ich das Essen bezahlt hatte, ging ich in die Küche und bemerkte sofort, dass der Karton nicht mehr auf dem Tisch stand. Verdammt! So viel zu meiner Hoffnung, Frederik könnte es vergessen haben.
Ich öffnete die Tüte mit dem Essen und trug es ins Wohnzimmer. Mein Nachbar saß unverändert entspannt auf dem Sofa und lächelte mich an, als ich hereinkam.
Während wir die kleinen weißen Kartons mit den roten Schriftzeichen öffneten, überlegte ich, wie ich das Thema am besten anschneiden sollte. Weil mir aber nichts dazu einfiel, zog ich es vor, erst einmal zu essen.
»Beschäftigt dich irgendetwas?«, wollte Frederik von mir wissen, während seine Adleraugen auf mir lagen.
»Ja«, murmelte ich und fragte mich wieder einmal, ob er Gedanken lesen konnte. »Das ist keine Unterhaltung, um die ich mich sonderlich reiße.«
»Du möchtest also, dass ich bei dir einziehe?«
Vor Schreck musste ich so stark husten, dass ich fast meinen Eistee quer durch das Wohnzimmer spuckte.
Frederik lachte belustigt auf. »Entschuldige, manchmal kann ich einfach nicht widerstehen. Brauchst du wieder eine Begleitung?«
Nachdrücklich schüttelte ich den Kopf. »Nein. Ich- Äh-« Ich stellte das Essen ab, strich meine Haare zurück und holte tief Luft. »Ich habe mir die Pille verschreiben lassen.«
Interessiert lehnte Frederik sich zurück und blickte mich an. »Soso. Und jetzt möchtest du vermutlich ein Gespräch darüber führen, wo ich mich früher herumgetrieben habe.«
»Also von ›möchten‹ kann hier keine Rede sein«, stellte ich klar und meine Schultern sanken nach unten. »Aber so ähnlich.«
»Okay, fang du an.« Er genoss diese Situation viel zu sehr.
»Was? Warum?« Empört verschränkte ich meine Arme.
»Weil ich neugierig bin«, antwortete er und zog auffordernd die Augenbraue hoch.
»Meine letzte Beziehung ist ungefähr vier oder fünf Jahre her«, murrte ich und starrte dabei auf die Tischplatte.
»Das meinst du nicht ernst.« Frederik klang vollkommen ungläubig. »Und in der Zwischenzeit?«
»Nichts.« Ich hatte nicht vor, diesen Abschnitt meines Lebens noch weiter zu vertiefen. Aber diese Rechnung hatte ich natürlich ohne Frederik gemacht.
»Du willst mir jetzt nicht erzählen, dass du zwischen der letzten Beziehung und jetzt keinen Sex hattest?« Er wirkte, als stünde er kurz vor einem hysterischen Anfall.
Ich zog eine Grimasse. »Ob du es glaubst oder nicht, eigentlich ist meine Selbstbeherrschung ausgesprochen gut. Sie ist mir nur offensichtlich in der Nacht abhanden gekommen, als ich dich das erste Mal getroffen habe.«
Fassungslos starrte er mich an und schwieg. Dafür konnte ich es förmlich hinter seiner Stirn arbeiten sehen. Schließlich spießte er seine Stäbchen in das Essen und stellte die Schachtel weg. »Warum?«
Mit fest aufeinander gepressten Lippen hielt ich seinem Blick mühelos stand. Die Botschaft stand mir vermutlich ins Gesicht geschrieben und ich musste sie nicht aussprechen: Das geht dich nichts an.
Er hob die Arme und zeigte mir seine Handflächen. »Okay, verstanden. Ich bin seit anderthalb Jahren Single und habe seitdem nichts Dummes getan.«
»Heißt nichts Dummes nichts ohne Kondom?«
Knapp
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