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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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Bildschirm. Eigentlich wollte ich wütend werden, aber ich fühlte mich so entspannt. Hatte Frederik etwa die ganze Zeit meine Kopfhaut gekrault?
    In diesem Moment kehrte er schon zurück und grinste mich an. »Hier, fang!«
    Erschrocken quiekte ich auf, als er mir einen kleinen Gegenstand zuwarf. Obwohl ich sonst sehr ungeschickt war, schaffte ich es, das Objekt zu fangen, ohne es fallenzulassen. Es war eiskalt. Voller Freude betrachtete ich den kleinen Becher Ben & Jerry’s New York Super Fudge Chunk . Ich wusste, dass ich mich bedanken sollte – aber gleichzeitig fand ich es irgendwie gruselig, dass er gewusst hatte, dass ich Eis wollte.
    »Gut?«, fragte er und setzte sich wieder neben mich. Dabei hielt er mir einen kleinen Löffel hin. Widerwillig nickte ich und schielte zu dem Pizzakarton, den er in der Hand hielt.  
    »Was hast du da?«, wollte ich wissen.
    »Wenn du lieb fragst, kannst du ein Stück haben«, neckte er mich und klappte den Deckel auf. Spinatpizza – sofort krampfte mein Magen sich zusammen. Ich hatte Hunger.
    Aber es widerstrebte mir natürlich, ihn zu fragen. Selbstgerecht grinsend hielt er mir den Karton hin und ich griff sofort zu.  
    »Danke.« Mehr sagte ich nicht, denn wenn ich nicht aufpasste, würde ich den Satz beenden mit: ›dass du dich einfach in mein Leben drängst und komplett ignorierst, was ich sage.‹
    Zwanzig Minuten später verging ich vor Selbsthass. In stummer Kapitulation guckte ich tatsächlich dieses beknackte Fußballspiel mit Frederik und löffelte dabei Eis aus dem Becher, während er mir den Rücken streichelte. Und zu allem Überfluss war ich auch noch vollkommen zufrieden dabei. So konnte das unmöglich weitergehen. Wieso wollte er bloß selbst dann Zeit mit mir verbringen, wenn ich schlecht gelaunt war und mir größte Mühe gab, ihn auf Abstand zu halten?
    Gleichzeitig verachtete ich mich dafür, dass ich es toll fand, dass er sich um mich kümmerte. Ich war doch sonst so eigenständig. Grauenvoll! Ich kam mit meinen finsteren Gedanken weder vor noch zurück.

    Die Falle konnte ich schon wittern, bevor ich Frederiks Grinsen überhaupt sah. Ganz entspannt lehnte er mit dem Arm am Türrahmen und zeigte mit dem Finger auf mich. »Heute ist dein Glückstag!«
    Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch und wappnete mich innerlich dafür, dass jetzt unter Garantie etwas kam, das ich nicht hören wollte.
    Frederik richtete sich auf und verschränkte die Arme. »Du siehst nicht angemessen begeistert aus.«
    Als Antwort zog ich auch die zweite Augenbraue nach oben und schielte nach hinten zu meinem Computer. Ich würde jetzt viel lieber schreiben, als ein Frage-und-Antwort-Spiel zu spielen.  
    Frederik schüttelte nur den Kopf. »Jetzt freu dich schon!«, verlangte er.
    Ich rang mir ein sehr unmotiviertes »Juchu!« ab und wartete darauf, dass er mir endlich verriet, worum es denn ging.  
    Mit einer großen Geste griff er in seine Jackentasche und präsentierte mir zwei Tickets.
    »Was ist das?«, wollte ich wissen und ahnte schon, dass es wieder einmal darauf hinauslief, dass ich die Wohnung verlassen musste.
    »Eine Kollegin hat mir die geschenkt, weil ihr Mann krank geworden ist und sie alleine nicht hingehen will. Zwei Karten für die letzte Reihe von Nadine Nehmaiers Kochshow – live, in einer Stunde in der Stadthalle.«
    Ich legte den Kopf schräg und fragte mich, ob Frederik mir jemals zuhörte. »Ich hasse Nadine Nehmaier!«
    »Ich weiß, aber du regst dich leidenschaftlich gern über sie auf. Also setzen wir uns jetzt gleich in die letzte Reihe und du darfst drei Stunden lang lästern, fluchen und dich über sie auslassen. Wie hast du sie letztens noch genannt? Gestörtes Suppenhuhn?«
    Jetzt musste ich doch widerwillig grinsen und feststellen, dass ich die Idee gar nicht so schlecht fand.  
    Da bemerkte ich Frederiks irritierten Gesichtsausdruck. »Hoffentlich hast du für den Anlass das passende schwarze T-Shirt im Schrank.«
    »Idiot.« Ich stiefelte ins Schlafzimmer und rief dabei über die Schulter: »Warte hier!«
    Als ich mich etwas ausgehtauglicher anzog, dachte ich darüber nach, dass Frederik sich offensichtlich merkte, was ich mochte und was nicht. Ich konnte mich daran erinnern, dass wir vor einiger Zeit beim Fernsehen auf die Kochsendung von der furchtbaren Nehmaier gestoßen waren und ich sofort verlangt hatte, dass Frederik umschaltete. Doch er hatte lieber dabei zugehört, wie ich mich aufregte und dabei gelacht. Das hatte mir irgendwie

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