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Die zweite Nacht

Die zweite Nacht

Titel: Die zweite Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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voller Fahrt gerammt. Das hatte Frederik gemeint. Das volle Ausmaß seiner Strategie lag plötzlich offen vor mir und spiegelte sich in seinen verdammten blauen Augen wider.
    Ich hatte ihn gerade eingeladen. Ich hatte ihn gefragt – nicht er mich. Obwohl ich von Anfang an darauf bestanden hatte, dass es eine rein körperliche Angelegenheit zwischen uns blieb, war ich diejenige gewesen, die ihn immer wieder gefragt hatte. Er hatte sich auf den Sex beschränkt und mich nicht weiter gedrängt. Dieser verflucht schlaue Mistkerl hatte mich eingewickelt, indem er genau das getan hatte, was ich gefordert hatte.  
    Das war sein Plan gewesen? Wie hätte ich denn vorhersehen sollen, dass er so charmant und nett war, dass ich ihn andauernd um mich herum haben wollte? Von seinen Kochkünsten, dem Gestreichel und seinen Fähigkeiten als Liebhaber einmal abgesehen.
    Mehrfach musste ich meine Mundwinkel anweisen, sich nach oben zu bewegen. Leichter gesagt als getan, so wie es gerade in mir aussah. Statt Frederik aus meinem Leben zu halten, hatte ich ihn eingeladen, aktiv daran teilzunehmen. Ich kam mir so unglaublich dumm vor. Dabei hatten Elena und Mo noch versucht, mich zu warnen – selbst bei dem Gespräch mit Don hätten eigentlich meine Alarmglocken wie verrückt läuten müssen.  
    Aber nein. Ich war ja stur und ach so klug. Scheiße. Scheiße. Scheiße!
    Frederiks Hand legte sich wie selbstverständlich um meine Wange und er hauchte einen flüchtigen Kuss auf meine Lippen. Im letzten Moment konnte ich mich daran hindern, ihm den Kopf entgegen zu heben und den Kuss zu vertiefen.
    »Denkst du an die Weihnachtsfeier?«, fragte er gelassen. Gerade so, als hätte er mich nicht soeben vorgeführt wie ein naives Schulmädchen.
    »Natürlich«, entgegnete ich und fühlte, wie sich mit einem Mal eine eisige Kälte in meinem Inneren ausbreitete. Was auch immer zwischen mir und Frederik war: Es musste enden – und zwar bald. Zusammen mit der Kälte kam ein eiserner Ring, der sich um meine Rippen legte und mir das Atmen beinahe unmöglich machte. Mit purer Willenskraft zwang ich mich dazu, ruhig zu bleiben. Ich fühlte mich wie unter Wasser, schien einfach nicht genug Sauerstoff zu bekommen.
    »Wunderbar. Ich hole dich gegen 18 Uhr ab. In Ordnung?«, strahlte er mich an. Sein Daumen streichelte noch immer meine Wange. Hoffentlich spürte er nicht, wie kalt meine Haut sich anfühlte. Aber vermutlich bildete ich mir das ohnehin nur ein.
    Einen kurzen Kuss später schlossen wir jeweils unsere eigenen Wohnungstüren auf und ich war froh, dass ich ihm den Rücken zuwenden konnte. In meinen Augen brannte es und ich fürchtete, dass die Tränen nicht mehr lange auf sich warten lassen würden.

    Als ich in dem schwarzen Cocktailkleid die Tür öffnete, breitete sich ein Grinsen auf Frederiks Gesicht aus. Ich hingegen ignorierte krampfhaft den harten Knoten in meinem Bauch, der mit dem Verlangen einherging, mich zu übergeben. Irgendwie rang ich mir ein Lächeln ab und griff nach meiner kleinen Tasche.
    Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Frederik drängte sich immer mehr in mein Leben und ich hatte nicht die geringste Lust, in wenigen Wochen die Scherben meines Herzens aufzusammeln. Irgendwie musste ich ihn heute Abend so wütend machen, dass er unser Verhältnis beenden würde – ich selbst war leider ein Waschlappen und zu schwach dafür.  
    Auch jetzt, als ich sein Lächeln betrachtete, breitete sich ein verräterisch warmes Gefühl in meinem Bauch aus, das hart mit dem Knoten kollidierte, der sich dort ebenfalls befand.
    »Muss ich irgendetwas wissen, bevor ich bei der Feier irgendwem auf den Schlips trete? Büro-Affären oder solche Dinge?« Meine Stimme klang glücklicherweise gefasst und ließ keinerlei Rückschluss darauf zu, was in mir vorging.  
    »Eigentlich nicht. Pass nur auf, dass mein Chef dir nicht andauernd in den Hintern kneift, wenn er den ersten Glühwein getrunken hat. Dafür ist er in der weiblichen Belegschaft berüchtigt.«
    Wir gingen nebeneinander die Treppe hinunter. »Würde dich das denn stören?«, erkundigte ich mich vorsichtig.
    »Natürlich. Schließlich bist du meine bezaubernde Begleitung.«
    Noch ein weiteres Kompliment und ich würde wie Butter in der Pfanne schmelzen. Das durfte einfach nicht passieren – insgeheim war Frederik sicherlich nicht besser als Ole, mein Ex-Freund. Oder doch?
    Während wir durch die dunklen Straßen fuhren, die nur von den Laternen und der Weihnachtsbeleuchtung erhellt

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