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Die zweite Stufe der Einsamkeit

Die zweite Stufe der Einsamkeit

Titel: Die zweite Stufe der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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gewesen. Ich habe mir ein bißchen Geld zur Seite gelegt. Außerdem – vielleicht ziehe ich nicht weiter. Ich mag Grotto. Vielleicht bleibe ich und schließe mich den Siedlern an oder etwas in der Art.“
    „Und was machst du dann? Land bestellen? In einem Büro arbeiten? Versuch nicht, mir den Mist anzudrehen, Matt. Du bist ein Leichenführer, wirst immer einer sein. Und in ein paar Jahren wird Grotto keine Leichen mehr brauchen.“
    Kabaraijian seufzte. „So?“ sagte er. „So?“
    Cochran beugte sich vor. „Du hast also über das nachgedacht, was ich dir gesagt habe?“
    „Ja“, sagte Kabaraijian. „Aber es gefällt mir nicht. Vor allem: ich glaube nicht, daß es funktionieren würde. Die Raumhafen-Sicherheit paßt verdammt scharf auf, daß keine Wirbelsteine hinausgeschmuggelt werden, und genau das willst du tun. Und selbst wenn es klappen würde, möchte ich nicht mit von der Partie sein.“
    „Ich bin davon überzeugt, es wird klappen“, sagte Cochran hartnäckig. „Die Raumhafenleute sind Menschen. Man kann sie in Versuchung führen. Warum sollte die Gesellschaft alle Wirbelsteine bekommen, wo wir doch die ganze Arbeit machen?“
    „Sie hat die Konzession“, sagte Kabaraijian.
    Cochran brachte ihn mit einem Wink zum Schweigen. „Ja, stimmt. Was also? Mit welchem Recht? Wir verdienen uns ein paar in die eigene Tasche, solange die verdammten Dinger noch einen Wert haben.“
    Kabaraijian seufzte wieder und schenkte sich noch ein Glas Wein ein. „Sieh mal“, sagte er, als er sein Glas an die Lippen hob, „das bestreite ich ja nicht. Vielleicht sollten sie uns mehr zahlen, oder uns einen Anteil an den Wirbelsteinen geben. Aber es lohnt das Risiko nicht. Wir verlieren unsere Mannschaften, wenn sie uns erwischen. Und wir werden gestrichen.
    Das will ich nicht, Ed, und ich werde es nicht riskieren. Grotto ist zu gut zu mir, und das werde ich nicht einfach wegwerfen. Weißt du, manche Leute würden sagen, wir haben ziemliches Glück. Die meisten Leichenführer kommen nie dazu, auf einer Welt wie Grotto zu arbeiten. Sie landen an den Fließbändern von Skrakky oder in den Bergwerken von Neu-Pittsburg. Ich habe beides gesehen. Nein, danke. Ich werde nicht riskieren, zu dieser Art von Leben zurückkehren zu müssen.“
    Cochran warf einen flehenden Blick zur Decke hinauf und spreizte hilflos seine Finger. „Hoffnungslos“, sagte er kopfschüttelnd. „Hoffnungslos.“ Dann wandte er sich wieder seinem Bier zu. Kabaraijian lächelte.
    Aber seine Belustigung wurde schon Sekunden später gedämpft, als sich Cochran plötzlich versteifte und das Gesicht verzog. „Verdammt“, sagte er. „Bartling. Was zum Teufel will der hier.“
    Kabaraijian drehte sich zur Tür um, wo der Neuankömmling stand und darauf wartete, daß sich seine Augen an das schwache Licht gewöhnten. Er war ein großer Mann mit einer athletischen Figur, die mit den Jahren aus der Form geraten war; jetzt trug er einen beachtlichen Wanst zur Schau. Er hatte dunkles, mit Weiß durchzogenes Haar und einen struppigen schwarzen Bart, und er trug eine modische, multifarbene Jacke.
    Vier andere waren hinter ihm eingetreten, und jetzt flankierten sie ihn auf beiden Seiten. Es waren jüngere Männer als er und größer, mit harten Gesichtern und eindrucksvollem Körperbau. Die Leibwache hatte ihren Grund. Lowell Bartling war weithin bekannt für seine Abneigung gegen Leichenführer, und die Schänke war voll davon.
    Bartling verschränkte seine Arme und blickte sich langsam im Raum um. Er grinste. Er setzte an zu sprechen.
    Noch bevor er das erste Wort aus dem Mund herausbekam, wurde er unterbrochen. Einer der Männer an der Theke stieß ein lautes, rauhes Geräusch aus und lachte. „Heda, Bartling“, sagte er. „Was machen Sie hier unten? Dachte, Sie verkehren nicht mit uns Untermenschen?“
    Bartlings Gesicht straffte sich, aber sein Grinsen blieb davon unberührt. „Normalerweise nicht, aber ich wollte das Vergnügen haben, diese Ankündigung persönlich zu machen.“
    „Sie verlassen Grotto!“ rief jemand. Den ganzen Tresen entlang wurde gelacht. „Darauf trinke ich“, fügte eine andere Stimme hinzu.
    „Nein“, sagte Bartling. „Nein, Freund, ihr verlaßt Grotto!“
    Er blickte sich um, genoß diesen Augenblick. „Bartling & Co haben soeben die Wirbelstein-Konzession erworben. Ich freue mich, Ihnen das mitteilen zu können. Zum Ende des Monats übernehme ich die Geschäftsführung der Flußstation. Und selbstverständlich wird es

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