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Die zweite Stufe der Einsamkeit

Die zweite Stufe der Einsamkeit

Titel: Die zweite Stufe der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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mischten.
    Er konnte sie zum Volk führen. Er kannte den Weg. Zurück und hinunter, eine Abzweigung hier, eine Biegung dort. Durch die Mitteltunnel und die Schlimmen Ebenen.
    Aber was, wenn er sie führte, und sie waren dem Volk feindlich gesinnt? Was, wenn sie sich mit ihrem Feuer gegen das Volk wandten? Er fürchtete sich vor dem, was sie tun könnten.
    Ohne ihn würden sie das Volk nie finden. Dessen war sich Greel sicher. Nur er war seit Generationen so weit gekommen. Und nur im Schutz der Heimlichkeit und mit Geistmischen und H’ssig an der Seite. Nie würden sie die Wege finden, die er gekommen war, die verschlungenen Tunnelpfade, die tief, tief in die Erde hineinführten.
    Also war das Volk sicher, wenn er nicht handelte. Aber dann würden die Wurmkreaturen irgendwann siegen. Vielleicht dauerte es noch viele Generationen lang. Aber das Volk konnte nicht durchhalten.
    Seine Entscheidung. Kein Geistmischer konnte auch nur einen kleinen Teil der Entfernung überbrücken, die ihn von den Tunnels des Volkes trennte. Er allein mußte entscheiden.
    Und er mußte bald entscheiden. Denn mit Schrecken merkte er, daß die Feuermenschen zurückkamen. Ihre seltsamen Gedanken wurden stärker, und das Licht in der Halle wurde immer intensiver.
    Er zögerte, glitt dann langsam in den Tunnel zurück, aus dem er gekommen war.
     
    „Warte einen Moment“, sagte von der Stadt, als Ciffonetto ein Viertel des Weges die Wand hinaufgeklettert war. „Versuchen wir’s noch mit den anderen Richtungen.“
    Ciffonetto wandte ungeschickt den Kopf, um seinen Gefährten anzusehen, gab es als aussichtslos auf und ließ sich wieder auf den Tunnelboden hinunterfallen. Er sah verstimmt aus. „Wir sollten zurückkehren“, sagte er. „Wir haben genug gefunden.“
    Von der Stadt zuckte mit den Schultern. „Komm schon. Du bist derjenige, der hier unten auskundschaften wollte. Also können wir genausogut eine gründliche Sache daraus machen. Vielleicht sind wir nur ein paar Fuß von einem weiteren deiner großen Funde entfernt.“
    „In Ordnung“, sagte Ciffonetto und zog seine Taschenlampe aus seinem Gürtel, wohin er sie in Erwartung des geplanten Ansturms zu der Plattform hinaufgesteckt hatte. „Schätze, du hast recht. Es wäre tragisch, wenn wir Nagel hier herunterbekommen würden und er dann über etwas stolpert, was wir übersehen haben.“
    Von der Stadt nickte zustimmend. Ihre Taschenlampenstrahlen verschmolzen miteinander, und sie schritten zügig auf die tiefere Dunkelheit der Tunnelmündung zu.
     
    Sie kamen. Furcht und Unentschlossenheit wirbelten in Greels Gedanken. Er klammerte sich an die Tunnelwand. Zurück ging er, schnell und lautlos. Er mußte sich von ihrem Feuer fernhalten, bis er entscheiden konnte, was er zu tun hatte.
    Aber nach der ersten Biegung verlief der Tunnel lang und gerade. Greel war schnell. Aber nicht schnell genug. Und seine Augen waren unvorsichtig geweitet, als das Feuer plötzlich in jäher Heftigkeit kam.
    Seine Augen brannten. Er schrie grell auf in plötzlichem Schmerz und warf sich zu Boden. Das Feuer wollte nicht weggehen. Es tanzte vor ihm, er sah es, sogar mit geschlossenen Augen.
    Greel kämpfte um seine Beherrschung. Noch war die Entfernung zwischen ihnen. Noch war er bewaffnet. Er tastete nach H’ssig; er war in seiner Nähe, im Tunnel. Die augenlose Ratte würde seine Augen ersetzen.
    Die Augen geschlossen, kroch Greel zurück, fort von dem Feuer. H’ssig blieb zurück.
     
    „Zur Hölle – was ist denn das ?“
    Von der Stadts geflüsterte Frage hing einen Augenblick lang in der Luft. Er war erstarrt, kaum daß er die Biegung umrundet hatte. Ciffonetto neben ihm war bei dem Geräusch ebenfalls auf der Stelle stehengeblieben.
    Der Wissenschaftler sah verwundert aus. „Ich weiß nicht“, sagte er. „Es war – eigenartig. Klang wie eine Art Tier – unter Schmerzen. Eine Art Schrei. Aber beinahe so, als hätte der Schreier versucht, stillzubleiben.“
    Seine Taschenlampe ruckte hierhin und dorthin, schnitt Lichtbänder aus der samtigen Dunkelheit, enthüllte jedoch wenig. Von der Stadts Strahl zeigte direkt geradeaus, ohne sich zu bewegen.
    „Es gefällt mir nicht“, sagte von der Stadt skeptisch. „Vielleicht gibt es etwas dort unten. Aber das heißt nicht, daß es uns freundlich gesinnt sein muß.“ Er verlagerte seine Lampe in die linke Hand und zog die Pistole. „Wir werden sehen“, sagte er.
    Ciffonetto runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Sie gingen weiter.
     
    Sie

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