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Die zweite Stufe der Einsamkeit

Die zweite Stufe der Einsamkeit

Titel: Die zweite Stufe der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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den Hintern bekommen.“
    Ragelli lachte.
    „Vielleicht“, sagte er. „Aber ich behaupte immer noch, Sie sind verrückt, daß Sie ausgerechnet auf die Erde gehen, wo Sie doch auf Wellington ein ganzes verdammtes Ausbildungslager hätten kommandieren können. Und überhaupt … daß Sie den Dienst quittiert haben, das ist doch auch verrückt …“
    Die Kasernentür glitt vor ihnen auf, und sie traten hindurch. Ragelli redete noch immer. Ein zweiter Wachtposten flankierte Kagen auf der anderen Seite. Wie Ragelli trug er leichte Kampfrüstung.
    Kagen selbst war in Gala-Weiß gekleidet, die Uniform mit Goldborte besetzt. Ein formeller Laser, desaktiviert, hing in einem schwarzen Lederhalfter an der Seite. Passende Lederstiefel und ein polierter Stahlhelm kontrastierten mit der Uniform. Azurblaue Balken auf der Schulter verkündeten Stabsoffiziersrang. Seine Orden auf der Brust klingelten bei jedem Schritt.
    Kagens Dritter Sturmtrupp war ihm zu Ehren komplett in Habachtstellung hinter der Kaserne angetreten. Der Fährenrampe entlang stand – in ihre Abwehrschirme gehüllt – eine Gruppe hoher Offiziere bereit. Major Grady war in der vordersten Reihe, sein gelangweilter Gesichtsausdruck wurde von den Schirmen ein wenig verwischt.
    Von den beiden Wachen flankiert, ging Kagen langsam über den Beton; er grinste unter seinem Helm hervor. Dudelsackmusik wehte über das Feld, und Kagen erkannte die TEK-Kampfeshymne und die Hymne von Wellington.
    Am Fuß der Rampe drehte er sich um und schaute zurück. Die vor ihm angetretene Kompanie salutierte gleichzeitig auf ein Kommando der beiden hohen Offiziere und hielt diese Stellung bei, bis Kagen den Salut erwiderte. Dann trat einer der anderen Stabsoffiziere des Trupps vor und überreichte ihm seine Entlassungspapiere.
    Kagen stieß sie hinter seinen Gürtel, warf Ragelli einen schnellen, lässigen Wink zu und eilte dann die Rampe hinauf. Sie hob sich langsam hinter ihm.
    Im Innern des Schiffes begrüßte ihn ein Mannschaftsangehöriger mit einem knappen Nicken. „Haben besondere Unterkunft für Sie vorbereitet“, sagte er. „Folgen Sie mir. Der Flug wird nur etwa fünfzehn Minuten dauern. Dann werden wir Sie für die Reise zur Erde auf ein Sternenschiff übersetzen.“
    Kagen nickte und folgte dem Mann zu seinem Quartier. Es stellte sich als einfacher, leerer Raum heraus, der mit Duralumin-Platten getäfelt war. Ein Bildschirm bedeckte eine Wand. Eine Beschleunigungsliege stand gegenüber.
    Als er allein war, streckte sich Kagen auf der Liege aus; den Helm befestigte er an einer Halterung an der Seite. Fesselstrahlen drückten ihn sanft hinunter, um ihn für den Start umhüllt zu halten.
    Ein paar Minuten später kam ein dumpfes Donnern tief aus dem Innern des Schiffes, und als die Fähre abhob, fühlte Kagen mehrfache Schwerkraft auf sich herunterpressen. Der Bildschirm, der plötzlich zum Leben erwachte, zeigte den Planeten, wie er kleiner wurde.
    Der Bildschirm erlosch mit einem Flackern, als sie den Orbit erreichten. Kagen wollte sich aufsetzen, stellte aber fest, daß er sich noch immer nicht bewegen konnte. Die Fesselstrahlen hielten ihn auf die Liege gedrückt.
    Er runzelte die Stirn. Sobald die Fähre im Orbit war, bestand für ihn keine Notwendigkeit mehr, auf der Liege zu bleiben. Irgendein Idiot hatte vergessen, ihn zu befreien.
    „He“, rief er, weil er annahm, daß es irgendwo in dem Raum eine Kom-Kiste gab. „Diese Fesselstrahlen sind noch an. Macht die verdammten Dinger los, damit ich mich ein bißchen bewegen kann.“
    Niemand antwortete.
    Er bäumte sich gegen die Strahlen auf. Ihr Druck schien zuzunehmen. Die verfluchten Dinger fangen an zu kneifen, dachte er. Jetzt drehen diese Schwachköpfe den Regler in die falsche Richtung.
    Er fluchte leise. „Nein“, rief er. „Jetzt werden die Fesselstrahlen schwerer. Ihr reguliert sie in die falsche Richtung!“
    Aber der Druck stieg weiter an, und er spürte, wie sich weitere Strahlen um ihn herum schlossen, bis sie seinen Körper wie eine unsichtbare Decke umhüllten. Die verdammten Dinger begannen jetzt wirklich wehzutun.
    „Ihr Idioten“, brüllte er. „Ihr Schwachköpfe. Hört auf damit, ihr Bastarde.“ In einer Woge von Zorn stemmte er sich fluchend gegen die Strahlen. Aber nicht einmal seine Wellington-Kraft konnte es mit den Fesselstrahlen aufnehmen. Er wurde fest auf die Liege gepreßt gehalten.
    Einer der Strahlen war auf seine Brusttasche gerichtet. Der Druck trieb ihm sein Stellarkreuz

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