Die zweite Stufe der Einsamkeit

Titel: Die zweite Stufe der Einsamkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin

Vom Netzwerk:

„haben Sie sich nie gefragt, weshalb Lopez kein Hyperraum-Forschungsprojekt gefördert hat, seit er Direktor geworden ist? Schließlich war es sein Gebiet.“
    „Ich …“ begann Kinery.
    Schechter unterbrach ihn. „Egal“, sagte er. „Es ist nicht wichtig. Wir fördern die verschrobenen Theorien, und wir fördern sie, weil sie besser sind als nichts. Der Hyperraum ist die Sackgasse, Kinery. Wir halten den Mythos für die Öffentlichkeit lebendig, aber wir wissen es besser.“
    Kinery verzog das Gesicht. „Oh, jetzt aber mal langsam, Schechter. Werfen Sie einen Blick in meine Papiere. Sie geben mir die Unterstützung, und ich gebe Ihnen innerhalb von zwei Jahren die Hyperraum-Maschine.“
    Schechter drehte sich zu ihm um. „Ich bin sicher, das würden Sie“, sagte er mit unendlich müder Stimme. „Sie wissen, Canferelli hat einmal gesagt, es gebe keinen Grund anzunehmen, die Grenzgeschwindigkeit des Lichts gelte auch für den Hyperraum. Er hatte recht. Sie gilt nicht.
    Es tut mir leid, Kinery. Wirklich, es tut mir leid. Aber Lopez hat uns schon vor dreißig Jahren einen Hyperantrieb gegeben. Damals haben wir herausgefunden, daß die Grenzgeschwindigkeit tatsächlich im Hyperraum nicht die des Lichts ist.
    Sie ist langsamer, Kinery. Sie ist langsamer .“

    Chicago
    Juni 1973

Kampf um die Meisterschaft
RUN TO STARLIGHT

    Hill starrte mürrisch auf die letzten Freifallfootballergebnisse vom Gürtel, wie sie über die Front der Pultkonsole tanzten, aber seine Gedanken waren ganz woanders. Zum siebzehnten Mal in dieser Woche verfluchte er im stillen die Dummheit und Kurzsichtigkeit des Stadtrates von Starport.
    Die verdammten Ratsmitglieder verweigerten beharrlich die Bewilligung für ein Kunstschwerkraftgitter; sie strichen es Hill aus dem Abteilungshaushalt, sooft er es einsetzte. Sie hatten den Nerv, ihm zu sagen, er solle sich gefälligst an traditionelle Sportarten halten, wenn er sein jährliches Freizeit-Programm plane.
    Die alten Dummköpfe hatten keine Vorstellung davon, was für einen Anklang der Freifallfootball im ganzen System fand, sie kapierten es nicht, obwohl er es ihnen Gott weiß wie viele Male zu erklären versucht hatte. Der Gürtel-Sport sollte integraler Bestandteil eines jeden Freizeit-Programmes sein, das etwas auf sich hielt. Und auf der Erde hieß das, man mußte ein Schwerkraftgitter haben. Er hatte vorgehabt, es unter dem Stadion einzubauen, aber jetzt …
    Die Tür zu seinem Büro glitt mit einem leisen Summen auf. Hill sah auf und runzelte die Stirn, gleichzeitig knipste er die Konsole aus. Ein aufgeregter Jack De Angelis trat ein.
    „Was ist denn jetzt los?“ fauchte Hill.
    „Ey, Rog, da ist ein Bursche, mit dem besser du redest, denke ich“, erwiderte De Angelis. „Er will eine Mannschaft in die Stadt-Football-Liga eintragen lassen.“
    „Die Anmeldefrist ist am Dienstag abgelaufen“, sagte Hill. „Wir haben schon zwölf Mannschaften. Kein Platz für weitere. Und warum, zum Teufel, wirst du nicht damit fertig? Du bist für das Footballprogramm zuständig.“
    „Das hier ist ein Sonderfall“, sagte De Angelis.
    „Dann mach eine Ausnahme und laß die Mannschaft rein, wenn du willst“, unterbrach Hill. „Oder laß sie nicht rein. Es ist dein Programm. Es ist deine Entscheidung. Muß ich in dieser ganzen verdammten Abteilung denn mit jedem bißchen Kleinkram belästigt werden?“
    „Hey, nun aber mal langsam, Rog“, protestierte De Angelis. „Ich weiß nicht, was dich so auf Touren gebracht hat. Sieh mal, ich – verdammt, ich zeige dir das Problem.“ Er drehte sich um und ging zur Tür. „Sir, würden Sie für einen Moment hier hereinkommen?“ sagte er zu jemandem draußen.
    Hill wollte sich aus seinem Sessel erheben, sank aber langsam darauf zurück, als der Besucher in der Tür erschien.
    De Angelis lächelte. „Dies ist Roger Hill, der Direktor der Freizeitabteilung von Starport“, sagte er glatt. „Rog, ich darf dir Remjhard-nei vorstellen, das Oberhaupt der Brish’diri-Handelsmission auf der Erde.“
    Hill erhob sich wieder und reichte dem Besucher wie betäubt die Hand. Der Brish’dir war gedrungen und auf groteske Weise breit gebaut. Er war einen guten Fuß kleiner als Hill, der sechs Fuß vier groß war, vermittelte aber dennoch irgendwie den Eindruck, als wäre der Direktor winzig klein. Ein haarloser, kugelförmiger Kopf war direkt auf die massigen Schultern des Aliens gesetzt. Seine Augen waren in die glatte, ledrige, graue Haut