Die zweite Stufe der Einsamkeit

demoralisiert, ihr Kampfgeist ist in sich zusammengefallen. Sie haben bloß verzweifelt zugepackt, das ist alles. Es passiert immer wieder.“
    „Nicht bei einer so guten Mannschaft“, erwiderte Hill. Aber Tomkins war nicht mehr in Hörweite. Der E-T-Agent hatte sich abrupt umgedreht und schlängelte sich durch die Menge, wobei er etwas rief wie: Er sei gleich wieder da.
    Hill runzelte die Stirn und wandte sich wieder dem Feld zu. Das Stadion leerte sich rasch. Der Freizeitdirektor stand einen Augenblick lang da und sah noch immer verwundert aus. Dann übersprang er den Zaun und machte sich auf den Weg.
    Er schritt forsch durch das Stadion und hinunter in den Umkleideraum der Gäste. Die Brish’diri zogen sich in verdrießlichem Schweigen um und gingen nacheinander langsam aus dem Raum zum Airbus, der sie in die Handelsmission zurückbringen würde.
    Remjhard-nei saß in einer Ecke des Raumes.
    Der Brish’dir begrüßte ihn mit einem leichten Nicken. „Direktor Hill. Hat Ihnen das Spiel gefallen? Es war schade, daß unsere Halbmänner vor der letzten Hürde versagt haben. Doch sie haben sich trotzdem ganz gut gehalten, meinen Sie nicht?“
    Hill ignorierte die Frage. „Erzählen Sie mir nichts von Versagen, Remjhard. Ich bin nicht so dumm, wie ich aussehe. Vielleicht hat niemand sonst im Stadion gemerkt, was heute nachmittag da draußen vorgegangen ist, aber ich, ich hab’s gemerkt. Sie haben dieses Spiel nicht verloren. Sie haben es geschmissen. Absichtlich. Und ich will wissen, warum!“
    Remjhard starrte Hill für einen langen Moment an. Dann erhob er sich sehr langsam von der Bank, auf der er gesessen war. Sein Gesicht war leer und ausdruckslos, aber seine Augen glitzerten im schwachen Licht.
    Hill bemerkte plötzlich, daß sie allein im Umkleideraum waren. Dann erinnerte er sich an die furchtbare Kraft der Brish’diri und machte einen hastigen Schritt von dem Alien zurück.
    „Ist Ihnen klar“, sagte Remjhard gewichtig, „daß es eine schwere Beleidigung ist, einen Brish’dir des unehrenhaften Verhaltens zu beschuldigen?“
    Der Gesandte warf einen weiteren sorgfältigen Blick in die Runde, um sich zu vergewissern, daß sie beide wirklich ganz allein im Ankleideraum waren. Dann machte er noch einen Schritt auf Hill zu.
    Und brach in ein breites Lächeln aus, als der Direktor, der behutsam zurückwich, beinahe über einen Spind stolperte.
    „Aber natürlich geht es hier nicht um die Frage der Unehrenhaftigkeit“, fuhr der Alien fort. „Ehre – das ist etwas zu Großes für ein Spiel von Halbmännern. Und um sicherzugehen: In den Regeln, die Sie uns zur Verfügung stellten, gab es doch keine Bestimmung, die besagte, daß die Teilnehmer …“ – er machte eine Pause – „… daß sie ihr Bestes zu geben haben, um dies einmal so auszudrücken.“
    Hill stieß sich von dem Spind ab und stotterte: „Aber es gibt ungeschriebene Regeln, Traditionen. So etwas wie das vorhin ist einfach kein Sport.“
    Remjhard lächelte noch immer. „Für einen Brish’dir gibt es nichts Bedeutungsloseres als eine ungeschriebene Regel. Es ist ein Widerspruch in sich, wie Sie sagen würden.“
    „Aber warum ?“ sagte Hill. „Das ist es, was ich nicht begreife. Jeder sagt mir immer wieder, daß Ihre Kultur stark, konkurrierend, stolz ist. Welchen Grund hätten Sie dann, das Spiel zu schmeißen? Warum sollten Sie sich ein schlechtes Image verschaffen? Warum ?“
    Remjhard machte ein komisches gurgelndes Geräusch. Wäre er ein Mensch gewesen – Hill hätte gedacht, er würde ersticken. Statt dessen lachte Remjhard, wie Hill wußte.
    „Menschen belustigen mich immer wieder“, sagte der Brish’dir schließlich. „Ihr verbindet mit einer ganzen Kultur ein paar Schlagworte und denkt, ihr versteht sie. Und wenn dann etwas nicht mehr mit eurem Bild übereinstimmt, seid ihr schockiert.
    Es tut mir leid, Direktor Hill. Kulturen sind nicht so einfach zu verstehen, es sind komplizierte Mechanismen. Ein Wort wie Stolz beschreibt die Brish’diri nicht umfassend.
    Oh, wir sind stolz. Ja. Und wir wetteifern. Ja. Aber wir sind auch intelligent. Und unsere Werte sind flexibel genug, um sich der augenblicklichen Situation anzupassen.“
    Remjhard hielt wieder inne und betrachtete Hill eingehend. „Ihr Football hier ist ein schönes Spiel, Direktor Hill. Ich habe Ihnen das schon einmal gesagt. Ich habe es auch so gemeint. Es ist sehr angenehm, eine Übung für Geist und Körper.
    Aber es ist nur ein Spiel. Sich in Spielen zu