Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)
zählte sie an den Fingern ab. »Ich habe die letzten Tage mit FBI -Agenten verbracht.«
»Mit richtigen FBI -Agenten?«, fragte Megan ungläubig. »Das ist ja wie im Fernsehen.«
»Noch viel besser«, sagte Abby. »Da gibt’s zum Beispiel FBI -Agentinnen, die als Hobby Quilts nähen. Sie nennen sich Needle & Gun Club und treffen sich jeden Montag abend. Ist das nicht cool?«
Special Agent Harrison wandte sich an Jill. »Wir haben Abby zu ihrem eigenen Schutz in einem sicheren Haus zusammen mit ein paar Kolleginnen von uns untergebracht.«
»Es tut mir so leid«, sagte Abby zu Victoria. »Wahrscheinlich hast du dir riesige Sorgen um mich gemacht.«
»Klar. Ich hab dich doch lieb, du Idiot.«
»Du warst also gar nicht in L.A.? Und einen Brandon gibt es auch nicht?«
Abby schüttelte den Kopf. »Aber ihr habt mir geglaubt, stimmt’s nicht?«
Victoria und Jill nickten.
»Ich habe euch nur das erzählt, was ihr von mir hören wolltet. Aber wisst ihr was? Diese Person will ich nicht mehr sein.«
Victoria umarmte Abby noch einmal.
»Jedenfalls«, sagte Abby, »gehe ich zurück aufs College, um Kriminologie zu studieren. Meine Bewacherinnen waren einfach toll, und ich glaube, auch wenn das jetzt seltsam klingen mag, dass ich für den Beruf ein gewisses Talent habe.«
»Ich bin stolz auf dich.« Doch Jill hatte eine Ahnung, warum Abby sich wirklich für das Studium entschieden hatte.
Sam legte den Arm um Abby. »Eine großartige Idee. Und wenn du Hilfe brauchst, sind wir für dich da.«
»Danke, Sam.« Abby lächelte. »Ihr seid das Beste, was mir passieren konnte.«
»Die Familie ist ja auch das Wichtigste im Leben – und natürlich unsere Haustiere.« Jill deutete auf die Transportbox. »Darin ist wohl Pickles?«
»Oh, fast hätte ich ihn vergessen.« Abby bückte sich, öffnete das Drahttürchen, und heraus sauste ein Corgi-Welpe. Alle lachten überrascht, und Beef sprang bellend um ihn herum.
»Aber den kenne ich doch«, sagte Jill erstaunt. »Er sieht genauso aus wie der Welpe von Nina D’Orive.«
»Er ist es auch.« Der FBI -Agent nickte. »Als wir gestern Abend am Tatort waren, fiel mir der Hund auf. Die lokale Polizei wollte ihn ins Tierheim bringen. Ich dachte eher an ein Geschenk für meine Frau, aber zu Hause stellte sich raus, dass mein Sohn eine Allergie gegen Hundehaare hat.«
Abby lächelte. »Also habe ich ihn genommen und Hobo getauft. Hobo steht für Hoboken. In Erinnerung an Nina. Und hier kommt schlussendlich auch noch Pickles.« Eine orange getigerte Katze schlich sich aus der Box, miaute laut und suchte dann sofort das Weite. »Und tschüss, Pickles.«
Special Agent Harrison wandte sich an Victoria. »Miss Skyler, ich habe Ihnen versprochen, dass ich zu gegebenem Zeitpunkt Ihre Fragen beantworte, und ich halte immer meine Versprechen.«
Victorias Lächeln verschwand. »Ich bin bereit, wenn Sie es sind.«
»Gut, dann gibt es jetzt einiges zu erzählen. Sollen wir?«
71
Draußen tobte ein Gewitter, aber Jill, Sam, Victoria, Abby, Megan und Steven saßen im Warmen und Trockenen und sahen sich zusammen mit Special Agent Harrison die Nachrichten an. Auf dem Bildschirm wurden gerade einige Männer aus einem Bürogebäude in der Wall Street abgeführt. Sie trugen Anzüge – und Handschellen.
Der Kommentator sagte: »Das FBI nahm heute am späten Nachmittag innerhalb seiner Operation Hedge Clippers mehrere Verhaftungen vor. Dabei geht es um den Vorwurf des betrügerischen internen Aktienhandels, der von einem Manager bei Piper Flanagan, einem der wichtigsten Hedgefonds an der Wall Street, initiiert wurde. Die Justiz verspricht sich von den Verhaftungen die Aufdeckung von illegalen Machenschaften an der Wall Street. Neben den abgeschlossenen Ermittlungen gegen die Galleon Group und der Protestbewegung Occupy Wall Street wird diese Aktion …«
»Okay, das haben wir jetzt schon zwei Mal gesehen.« Jill griff nach der Fernbedienung, um den Fernseher abzuschalten. Dann legte sie den Arm um Megan, die mit ihr, Victoria und Abby auf der Couch saß. »Special Agent Harrison, können Sie uns erklären, was hier vorgeht?«
»Selbstverständlich.« Der FBI -Agent richtete sich auf. »Zunächst darf ich sagen, dass Sie mit Ihrer Theorie, die Sie mir im Krankenhaus vorgetragen haben, ziemlich richtig lagen. Den Gesamtzusammenhang konnten Sie natürlich nicht kennen, trotzdem meine Hochachtung, Frau Doktor.«
Sam zwinkerte ihr zu. »So kenne ich sie.«
Abby lächelte. »Sie ist Doktor
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