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Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Titel: Die zweite Tochter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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klebte an Jills Fersen.
    »Abby hat ihn mir geliehen. Ich helfe ihr bei der Berechnung der Haushaltskosten.« Jill ging weiter, die Polizisten sperrten gerade die Haustür auf.
    »Sie hat nicht das Recht, ihn dir zu geben. Und du hast nicht das Recht, ihn anzunehmen. Er gehört Dad.«
    »Ich möchte Abby nur helfen.« Jill blieb auf dem Gehweg stehen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie sah, wie die Beamten im Haus verschwanden. Warum nur konnte sie nicht dabei sein?
    »Erzähl mir bloß nichts mehr über meine Schwester. Du hast sie seit Ewigkeiten nicht gesehen und bist nicht mehr unsere Mutter.«
    Der letzte Satz bohrte sich durch Jills Herz. Sie sah zum Haus hinüber, die Eingangstür war nur angelehnt. »Victoria, zu deiner Information: Abby ist zu mir gekommen, nicht umgekehrt.«
    »Abby ist eine hysterische Tussi, die immer im Mittelpunkt stehen will. Sie macht alles falsch und nichts richtig. Sie ist zu blöd, um auf eigenen Füßen zu stehen. Und dafür kann sie sich bei dir bedanken.«
    Jill blieb ruhig. Was jetzt wohl im Haus vorging? Ein paar Fußgänger blieben stehen und gafften. »Vielleicht kann ich ihr ja trotzdem helfen.«
    Victoria schüttelte den Kopf. »Sie spielt mit dir, und du bist zu selbstbezogen, um es zu merken.«
    »Victoria, deine Schwester liegt vielleicht schwer verletzt im Haus.«
    »Quatsch. Begreifst du denn nicht? Abby schläft sich Nacht für Nacht durch die Betten der Stadt. Deshalb ist sie gestern nicht nach Hause gekommen. Auf ihre Art fahren die Typen voll ab.« Victoria kam näher. »Dass Dad ermordet wurde, erzählt sie dir nur, damit sie deine Aufmerksamkeit bekommt. Aber Dad ist nicht ermordet worden. Mich hat sein Tod nicht überrascht. All die Jahre hat er wie ein Berserker geschuftet und sich Medikamente eingeworfen. Was soll an seinem Tod also merkwürdig sein?«
    »Deine Schwester ist die Einzige, die da anderer Meinung ist.«
    Victoria war empfindlich wie Abby, vielleicht sogar noch stärker, aber sie würde alles tun, um es nicht zu zeigen. Jill versuchte ein letztes Mal mit ihr Frieden zu schließen. »Warum bist du so wütend?«
    Victoria stieg die Zornesröte ins Gesicht. »Weil ihr beide aus Dads Tod so eine miese Tragödie macht. Mit Abby in der Hauptrolle. Du hättest sie mal bei der Trauerfeier sehen sollen. Erst rennt sie dir hinterher, und als sie zurückkommt, stehen alle schon Schlange, um sie zu trösten.«
    Die Eifersucht in Victorias Stimme war nicht zu überhören. »War Neil auch unter denen, die Schlange standen? Hat er mit dir gesprochen?«
    »Ich kenne Neil nicht persönlich. Die ganze Feier war ein einziges Chaos, wegen dir habe ich ihn und die Hälfte meiner Freunde nicht gesehen. Du machst alles nur noch schlimmer. Geh zurück zu deiner Familie und lass uns in Ruhe. Geh endlich, bitte.«
    Jill fühlte sich geohrfeigt. »Ich verstehe deine Gefühle, aber diesmal bleibe ich. Ich möchte sichergehen, dass es Abby gut geht.«
    »Abby wird es nie gut gehen. Daran hättest du denken sollen, bevor du uns im Stich gelassen hast.« Victorias Ton hatte sich geändert, die Wut machte allmählich dem Schmerz Platz. Schlagartig begriff Jill, dass Victoria sich von ihr verraten fühlte – wie sie sich von William.
    »Ich habe euch nicht im Stich gelassen. Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre der Kontakt nie abgebrochen, aber euer Vater wollte nicht, dass …«
    »Halt endlich den Mund!«, schrie Victoria. »Und halt meinen Vater da raus. Wie lange willst du ihn noch hassen? Er ist tot, Jill, tot!«
    Jill drohte, der Kopf zu platzen. Die Sorge um Abby und der Streit mit Victoria waren zu viel für sie. Und warum blieben die Polizisten so lange in dem Haus? Die Schar der Schaulustigen wuchs. Plötzlich rannte Jill los. Sie konnte keine Sekunde länger warten.
    »Jill, nein!«, schrie Victoria. »Geh nicht hinein, die Polizisten haben doch gesagt, wir sollen draußen bleiben.«
    Aber Jill rannte schon die Stufen zu Williams Haus hoch, als Victorias Freund die Straße entlang auf sie zukam.
    »Brian!«, rief Victoria ihm zu. »Diese Frau treibt mich noch in den Wahnsinn.«

23
    Im Wohnzimmer sah es noch aus wie am Tag zuvor. Jill war erleichtert, Abby war nicht die Treppe hinuntergestürzt. Sie hörte die beiden Beamten im ersten Stock umhergehen, reden und Witze machen. Ihre Stimmen hallten in dem großen, geräumigen Haus wider.
    Wenn die Polizisten etwas entdeckt hätten, würden sie bestimmt nicht scherzen – allerdings war Abbys Stimme nicht zu

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