Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)
Haus und wartete auf Victoria, während Officer Mendina und ein korpulenter männlicher Kol lege die Häuser in der Nachbarschaft abklapperten und die Bewohner nach Abby fragten. Das Viertel wachte allmählich auf, die beiden Streifenwagen sorgten bei Touristen und Joggern für Aufregung. Als ein weißer BMW um die Ecke bog, entdeckte Jill Victoria auf dem Beifahrersitz. Ihr Freund Brian saß am Steuer.
Victoria stieg aus, ihre braunen Augen funkelten wütend. Sie trug einen weißen Pulli, hautenge Jeans und Ballerinas. Ihr Make-up war perfekt, ihr blondes Haar wurde von einer Haarspange aus Schildpatt zusammengehalten.
»Was ist hier los?«, fragte sie zornig. »Das ist ja das reinste Affentheater!«
»Es tut mir leid, dass ich dich vom Lernen abhalte.« Jill blieb im Ton sachlich, sie hoffte, dass das Verhältnis zu Victoria noch nicht gänzlich zerstört war. »Wenn du den Polizisten den Schlüssel gibst, können sie …«
»Das werde ich nicht.« Victoria drehte sich auf dem Absatz um, schulterte ihre Handtasche und marschierte in Richtung der Beamten. Jill rannte ihr hinterher.
»Victoria, warte …«
»Von mir aus kannst du alles niederwalzen und dich in Abbys Leben einnisten, aber halte dich aus meinem heraus. Und sei endlich still.«
Jill schwieg. Officer Mendina stieg die Eingangstreppe eines Reihenhauses hinunter und steckte ihren Notizblock in die Gesäßtasche.
»Doktor Farrow!«, rief sie und winkte Jill zu sich. »Niemand hat das Mädchen in den letzten Tagen gesehen, und niemandem ist etwas Verdächtiges aufgefallen. Haben Sie den Schlüssel?«
»Ja.« Jill deutete auf Victoria. »Officer Mendina, das ist …«
»Ich kann mich schon selbst vorstellen.« Victoria drängte Jill zur Seite. »Hallo, Officer. Ich bin Victoria Skyler, Abbys Schwester. Außerdem studiere ich Jura in Seton Hall und möchte mich über Ihre Vorgehensweise beschweren. Sie haben kein Recht, die Tür aufzubrechen.«
»Einen Moment, Miss Skyler.« Die Beamtin hob die Hand. »Bevor Sie fortfahren, möchte ich Ihnen mein Beileid aussprechen. Und ich fürchte, Sie haben da etwas missverstanden. Wir hatten nie vor, eine Tür aufzubrechen. So etwas tun wir ausschließlich dann, wenn ein medizinischer Notfall oder eindeutig ein Verbrechen vorliegt.«
»Da habe ich tatsächlich etwas missverstanden.« Victoria wandte sich zu Jill. »Du hast mich also angelogen. Und hast du mir nicht gestern Abend noch am Telefon erzählt, du hättest mich noch nie angelogen? Das warst du doch, oder täusche ich mich?«
Jill rief rot an, sie schämte sich. Wahrscheinlich war es das dann mit Victoria. »Ich mache mir doch nur Sorgen um deine Schwester.«
»Es geht ihr gut, Jill. Ich kenne sie tausendmal besser als du. Halte dich da raus.«
»Ladys«, Officer Mendina hob die Stimme, »wenn Sie wollen, dass wir uns im Haus umsehen, werden wir das tun, wenn nicht, dann nicht. Also, was ist?«
»Nein«, antwortete Victoria.
»Ja«, sagte Jill gleichzeitig.
Die Beamtin blickte von Jill zu Victoria und wieder zurück. »Man hat uns bereits hierherbestellt, also wäre es nett, wenn wir unseren angefangenen Job jetzt beenden könnten. Darf ich den Schlüssel haben, Miss Skyler?«
»Na gut.« Victoria durchforstete ihre riesige schwarze Handtasche; eine Haarbürste, eine geblümte Make-up-Dose und ein EpiPen gegen ihre Allergien kamen zum Vorschein. Jill erinnerte sich an einen Frühlingstag, als die Mädchen noch klein gewesen waren. Sie hatten ein Picknick in Valley Forge gemacht. Victoria war von einer Biene gestochen worden, aber bevor Jill es mitbekam, hatte das selbstbewusste Mädchen schon ihren EpiPen aus der Tasche gezogen und sich die Lösung ruhig und sicher wie ein Arzt selbst injiziert.
Großartig, mein Schatz, hatte Jill sie damals gelobt. Du wirst mal eine richtig gute Krankenschwester.
Victoria hatte sie angegrinst. Ich werde mal Doktor, so wie du, Mom.
Die Erinnerung an diesen Tag – Jill löschte sie sofort aus ihrem Gedächtnis. Victoria hatte endlich den Schlüssel gefunden.
»Sie beide warten draußen.« Officer Mendina nahm den Schlüssel und gab Jill das Foto zurück. »Bevor ich es ver gesse.«
»Woher hast du das? Das ist Dads Foto.« Victoria wurde wieder wütend.
»Hier, nimm es. Es war auf seinem Laptop.« Jill hatte keine Lust mehr auf Streitereien. Ihr Magen zog sich zusammen, wenn sie daran dachte, was die beiden Beamten im Haus vielleicht finden würden.
»Wie bist du an seinen Laptop gekommen?« Victoria
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