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Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Titel: Die zweite Tochter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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ich nicht. Wir wohnen ja nicht zusammen. Aber als Mutter macht man sich trotzdem Sorgen.«
    »Das sehe ich.« Officer Mendina griff unter das Fenster und zog ein Formular hervor. An der rechten Hüfte trug sie einen Halfter mit einer schwarzen Glock, links ein Funkgerät mit Antenne. »Ihren Ausweis, bitte. Und wie heißt Ihre Tochter noch mal?«
    »Sie ist nicht meine Tochter.«
    »Sondern?«
    »Meine ehemalige Stieftochter.« Jill holte ihren Führerschein aus der Handtasche und legte ihn auf die Fensterbank. »Ich war ihre Stiefmutter. Jetzt ist auch ihr leiblicher Vater tot.«
    Officer Mendina sah sich den Führerschein an. »Und Sie sind ihr gesetzlicher Vormund?«
    »Nein.«
    »Was dann?« Die Beamtin gab Jill den Führerschein zurück.
    »Das habe ich doch schon gesagt: Ich bin ihre ehemalige Stiefmutter. Ich war früher einmal mit ihrem Vater verheiratet, der am Dienstag gestorben ist.«
    »Dann sind Sie leider nicht dazu berechtigt, eine Vermisstenanzeige aufzugeben.«
    »Ist es nicht egal, wer das macht? Abby ist verschwunden, das allein zählt doch.« Jill holte ein Foto aus der Handtasche, ein Bild von Williams Laptop, das sie ausgedruckt hatte. »Sehen Sie. Damals war ich noch mit ihrem Vater verheiratet. Abby ist die mit den langen Haaren.«
    Die Beamtin sah sich das Foto genauer an. »Und wer ist das andere Mädchen, das größere?«
    »Victoria, Abbys Schwester. Kann sie das Formular ausfüllen?«
    »Nein. Außerdem ist die Vermisste über achtzehn, also volljährig. Sie muss nachts nicht nach Hause kommen. Zudem ist sie erst eine Nacht lang weg.«
    »Können Sie nicht das Haus überprüfen? Sie war nach dem Tod ihres Vaters so verstört, hat getrunken.«
    »Ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen. Unsere Möglichkeiten sind beschränkt. Wir können nicht nach jedem Teenager suchen, der ein paar Biere zu viel getrunken hat.« Die Beamtin war bestimmt, aber ihr Blick war mitfühlend.
    »Abby ist jetzt Vollwaise. So etwas ist in jedem Alter schrecklich. Haben Sie Kinder?«
    Officer Mendina dachte kurz nach. »Also gut, ich werde mit meinem Vorgesetzten reden.«
    »Danke, vielen Dank.« Jill sah der Beamtin nach, die durch eine Tür verschwand. Ein paar Minuten später kam sie in Begleitung eines kleinen schwarzen Kollegen zurück.
    »Ich bin Sergeant Destin. Ich sage Ihnen jetzt, was wir für Sie tun können. Ich schicke Officer Mendina und einen Kollegen von mir zu dem Haus des Mädchens. Beide werden dann vor Ort überprüfen, ob alles in Ordnung ist.«
    »Vielen Dank.«
    »Wir können auch die Nachbarn befragen. Sie wohnen nicht mit dem Mädchen zusammen?«
    »Nein.«
    »Aber ich hoffe, Sie haben einen Hausschlüssel? Wir brechen die Tür nicht auf.«
    Verdammt, darauf hatte Jill gehofft. »Ich habe keinen, aber ich kann einen besorgen. Geben Sie mir eine Stunde.«
    »Okay.« Sergeant Destin sah auf seine Uhr. »Dann treffen wir uns in einer Stunde vor dem Haus.«
    »Nochmals vielen Dank.« Jill verließ das Polizeirevier und rief beim Hinausgehen Victoria auf ihrem Handy an. Sie nahm sofort ab. »Victoria, hier ist Jill.«
    »Lass mich raten: Abby ist bei dir eingezogen, und ihr richtet gerade gemeinsam ihr neues Zimmer ein?«
    »Abby ist immer noch nicht bei mir.« Jill lief zu ihrem Wagen, den sie vor einem vietnamesischen Restaurant geparkt hatte. »Du musst mit dem Hausschlüssel vorbeikommen. Die Polizei will sich drinnen umsehen und …«
    »Die Polizei? Warum das denn?«
    »Sie wollen nachsehen, ob Abby …«
    »Was tust du da, Jill? Du mischst dich in Sachen ein, die dich nichts angehen.«
    »Victoria, bitte, mach es mir nicht so schwer. Ich habe Angst um Abby. Ihr Wagen steht hinter dem Haus, aber sie macht nicht auf. Komm mit dem Schlüssel, bitte.«
    »Ich kann nicht, ich lerne.«
    »Aber du musst.« Jill stieg in ihren Wagen und versuchte ihre Wut auf Victoria im Zaum zu halten. »Du liebst deine Schwester doch. Jetzt komm schon, mach dich auf den Weg.«
    »Du brauchst mir nicht zu erzählen, dass ich meine Schwester gernhabe. Ich habe mein eigenes Leben und bin nicht ihr Kindermädchen.«
    »Aber wenn du nicht kommst, brechen sie die Tür auf.« Das war zwar eine Lüge, aber vielleicht rettete sie damit ja Abbys Leben.
    »Der Teufel soll dich holen. Das ist doch reine Zeitverschwendung.« Victoria legte auf.
    Die Uhr auf dem Armaturenbrett zeigte 8.03 Uhr. Jill trat aufs Gaspedal und bog in die Vine Street ein, dann fuhr sie zurück Richtung Society Hill.

22
    Jill stand vor Williams

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