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Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Titel: Die zweite Tochter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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schaltete den Billigdrucker ein, auf dem ein Yankee-Sticker klebte. Mulvane war ein bulliger Typ, Mitte dreißig. Er hatte strahlend blaue Augen, seine blonde Haarpracht wies allerdings schon ein paar lichte Stellen auf. Er hatte ein Dauerlächeln aufgesetzt. »Hier brauche ich Ihr Autogramm.« Er reichte Jill den Bericht zur Unterschrift.
    »Klar.« Jill überflog das Protokoll und unterzeichnete es. Ihre platt gefahrene Handtasche lag auf ihrem Schoß, das Handy hatte den Ausflug auf den Asphalt nicht überlebt. »Was meinen Sie, Officer? Können Sie mir helfen, Abby zu finden?«
    »Die Sache ist die …« Der Officer sah Jill in die Augen. »Ich würde Ihnen wirklich gern helfen, Ihre Tochter, ich meine die Tochter Ihres Ex, zu finden. Aber der Fall fällt nicht in unseren Zuständigkeitsbereich. Ihre Tochter wird in Philadelphia vermisst, also sind die Beamten vor Ort zuständig.« Mulvane gab ihr das Foto von William und dem Mann im blauen Hemd zurück. »Keiner von beiden ist uns bekannt oder steht auf der Fahndungsliste. Und nur mit einem Foto allein …«
    »Ich verstehe.« Jill steckte das Bild in ihre ruinierte Handtasche. »Was ich aber nicht verstehe, ist, dass mein Ex nur ein paar Blocks von hier unter falschem Namen eine Wohnung anmieten konnte. Wieso sind Sie dafür nicht zuständig?«
    »Weil nicht jeder Betrug kriminell ist.« Mulvane grüßte einen Kollegen, der hereinkam. »Auch wenn Ihr Ex mit einer Genossenschaft einen Vertrag unter falschem Namen abgeschlossen hat, genügt das nicht, um die Polizei einzuschalten.«
    »Und wenn er vorgibt, jemand anderer zu sein? Ist das nicht kriminell?«
    »Wenn er sich damit Vorteile verschafft oder an Geld gelangt wäre, dann schon. Es gibt im Viertel hier einen Typen, der behauptet, Robert De Niro zu sein. Er glaubt, man würde ihn deshalb zum Essen einladen.« Der Officer griff nach seinem Styroporbecher mit Kaffee. Mit seiner kräftigen Hand hätte er ihn leicht zerdrücken können. »Aber Ihr Exmann hat so etwas nicht getan.«
    »Okay, und was ist mit dem schwarzen SUV ?«
    »Sie haben keinen Beweis, dass der Wagen Sie verfolgt hat. Geschweige denn dafür, dass es derselbe Wagen wie in Philadelphia war.«
    »Aber das Nummernschild beginnt auch mit einem T, und er ist sofort losgefahren, als ich auf ihn zuging.«
    »Doktor Farrow«, der Beamte lächelte mitfühlend, »verstehen Sie mich nicht falsch, aber als ich Sie auf der Straße gesehen habe, hielt ich Sie zunächst für eine durchgeknallte Alkoholikerin. Kein Wunder, dass der Typ das Weite gesucht hat. Außerdem – wie viele Nummernschilder beginnen mit einem T?«
    Jill versuchte es anders. »Und wenn ich eine Freundin von Neil Straub wäre und Ihnen erzählen würde, dass ich Angst um meinen Freund habe? Schließlich könnte er nur ein paar Blocks entfernt tot in seiner Wohnung liegen.«
    »Das haben Sie aber nicht erzählt.« Officer Mulvane runzelte die Stirn und wandte sich von Jill ab.
    »Aber es könnte so sein.«
    »Ist es aber nicht. Und ich habe nur angehalten, weil ich Sie für eine dumme Gans gehalten habe, die in absehbarer Zeit überfahren wird.«
    »Aber jetzt wissen Sie, dass ich eine dumme Gans bin, die ihre Tochter sucht.« Jill setzte ein Lächeln auf. »Soll ich vielleicht rausgehen und mit meiner neuen Geschichte zurückkommen?«
    »Frau Doktor, das ist hier kein Spiel.«
    »Das weiß ich, und ich spiele auch nicht. Ich brauche Hilfe. Niemand außer mir sucht nach Abby. Sie haben doch auch ein Kind.« Sie deutete auf ein Foto mit einem kleinen Jungen in Baseballmontur, das auf seinem Schreibtisch stand. »Was, wenn Ihr Sohn plötzlich da draußen ganz allein wäre, weil Ihnen im Dienst etwas passiert ist?«
    »Kommen Sie mir nicht mit der Masche.«
    Jill lief rot an. Sie schämte sich für ihr Verhalten und musste an die Gedenktafel im Eingang und an die Gefahr denken, der sich jeder Polizist tagtäglich aussetzte. »Entschuldigen Sie. Das war gedankenlos von mir.«
    »Vergessen wir’s.« Officer Mulvane seufzte. »Aber okay, Sie haben gewonnen. Eine Möglichkeit gibt es noch.«

38
    »Ob die heute noch mal runterkommen, Mike?« Jill lief in der Lobby auf und ab. Officer Mulvane und ein Kollege waren mit Ivan Ronavic in Williams Wohnung. Der kleine glatzköpfige Mann war ein echter Griesgram und Hausmeister des Wohnhauses.
    »Ganz ruhig!« Mike sah zu ihr hinüber und blätterte in seiner Zeitung. »Sie sind erst zwanzig Minuten oben.«
    »Am liebsten hätte ich sie

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