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Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Titel: Die zweite Tochter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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ausgeschaltet, und das Nummernschild konnte sie nicht erkennen, da die Sonne, die auf das Kühlergitter schien, zu sehr blendete. Hinter dem Steuer saß ein Mann, ein schwarzer Schatten.
    Jill befahl sich, Ruhe zu bewahren. Ganz sicher war es nicht derselbe Wagen. Wie hätte er ihr auch von Philadelphia nach New York folgen können? Doch es gab nur einen Weg, um hundertprozentig sicher zu sein. Jill marschierte auf den Wagen zu, und sofort wurde der Motor gestartet, der SUV setzte zurück und parkte aus.
    Jill rannte los, stolperte, beinahe wäre sie auf dem Kopfsteinpflaster hingeflogen. Der SUV bog in den West Side Highway ein, fuhr Richtung Uptown. Jill konnte das Nummernschild kurz erkennen. Es begann mit TJU und stammte aus Pennsylvania.
    »Warten Sie! Anhalten!«, rief Jill.
    Und noch bevor sie realisieren konnte, was sie tat, rannte sie auch schon einem schwarzen SUV auf dem West Side Highway hinterher.

36
    »Halten Sie den Wagen auf!«, schrie Jill verzweifelt. Jog ger blieben stehen, Köpfe drehten sich um, ein Radfahrer machte eine Vollbremsung.
    Jill rannte, so schnell sie konnte.
    Der SUV wechselte auf die Mittelspur, musste aber an einer roten Ampel sofort wieder stoppen. Der Verkehr wurde immer dichter. Immer mehr Wagen wollten auf dem West Side Highway ans andere Ende der Stadt. Fast an jeder Kreuzung gab es eine Ampel, die einzige Chance für Jill, den SUV einzuholen.
    Sie legte einen Zwischenspurt ein und wäre beinah mit einem alten Mann zusammengestoßen, der seinen Pudel spazieren führte. Den Fahrer des SUV ließ sie nicht aus den Augen. Hektisch blickte er nach rechts und links, nach hinten und nach vorn. Er schien zu wissen, dass er festsaß.
    Ein Umzugswagen bog von einer Querstraße ein, stoppte und blockierte den Verkehr. Die Ampel schaltete auf Grün, der SUV und die anderen Wagen hupten.
    Jill verkürzte den Abstand. Nur noch ein halber Block, vielleicht weniger, trennte sie von dem Auto. Gleich würde der Umzugswagen seine Fahrt wieder fortsetzen, er wollte nur auf die gegenüberliegende Fahrbahn, Richtung Downtown.
    »Aufpassen! Aufpassen!«, schrie Jill, fuchtelte mit den Händen und rannte auf die Straße.
    Hinter ihr bremste ein roter Saturn, und der Fahrer drückte auf die Hupe. Auch andere wütende Fahrer beteiligten sich an dem Hupkonzert. Der Fahrer eines Sattelschleppers brüllte sie sogar an.
    Jill versuchte ihr Tempo beizubehalten, auch wenn ihre Oberschenkel brannten und ihr allmählich der Atem ausging. Nur noch acht Autos, sieben, sechs. Sie hatte ihn fast erreicht. Der Saturn hupte ohne Unterlass.
    Der Umzugswagen bewegte sich noch immer nur im Schneckentempo vorwärts und versperrte dem schwarzen SUV den Weg.
    Jill versuchte auf die mittlere Fahrbahn zu wechseln, aber ein verbeulter Pick-up spielte Katz und Maus mit ihr und ließ sie nicht passieren.
    »Halten Sie den Wagen an!«, schrie sie wieder. Schweiß rann ihr in die Augen. Ihre Lunge war kurz davor zu explodieren, aber sie hetzte weiter. Nur noch drei Autos, zwei, eins.
    Der Umzugswagen machte die Fahrbahn frei, und der SUV gab Gas. Er hatte jetzt freie Fahrt.
    Jills Herz raste, sie taumelte. »Weg von der Straße!«, schrie der Saturn-Fahrer sie an und zeigte ihr einen Vogel.
    Frustriert warf Jill dem SUV ihre Handtasche hinterher, aber der hatte gerade tollkühn gewendet und raste nun in der Gegenrichtung auf dem Highway davon.
    »Verschwinde endlich von der Straße«, brüllte der Saturn-Fahrer sie an.
    Jill rannte auf den Gehweg zurück. Sie krümmte sich, schnappte nach Luft und musste mitansehen, wie ein Minivan über ihre Handtasche und ihr Blackberry fuhr. Autos bretterten an ihr vorbei. Sie blinzelte den Schweiß aus ihren Augen, als sie den Streifenwagen des NYPD auf sie zukommen sah. Sie streckte die Hand aus und winkte ihn zu sich.

37
    Jill saß auf einem Stuhl neben Officer Mulvane, der auf seiner verschmierten Tastatur gerade seinen Bericht in einen alten Computer eingetippt hatte. Das Polizeirevier im Greenwich Village hatte die gleichen Schreibtische, nicht zueinanderpassenden Aktenschränke und übervollen Pinnwände wie die Station in Philadelphia. Nur die sechs bronzenen Gedenktafeln auf dunklem Marmor im Eingang, mit denen man der sechs Beamten gedachte, die am 11. September 2001 ihr Leben gelassen hatten, wiesen darauf hin, dass Jill sich in New York befand. Sie war vor den Tafeln kurz stehen geblieben und hatte ein stilles Gebet gesprochen.
    »Okay, das wär’s dann.« Officer Mulvane

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