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Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Die zweite Tochter: Thriller (German Edition)

Titel: Die zweite Tochter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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»Dann entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten.«
    »Officer Mulvane, könnten wir noch nach seinem Wagen sehen?«, fragte Jill. »Ein silberner Mercedes. Jemand müsste uns die Garage aufschließen.«
    »Sie geben wohl nie Ruhe, oder?«, sagte Ivan genervt.
    Jill lächelte. »Schwierig. Sind Sie übrigens Single? Ich hätte da jemand Passenden für Sie an der Hand.«

39
    Jills Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Die Kotflügel aus Chrom glänzten schwach im schummrigen Schein der Deckenbeleuchtung. Vor jedem Stellplatz in der Garage war in Leuchtfarben die Wohnungsnummer auf den Boden gepinselt worden. Sie waren bei 4-B angelangt.
    »Ihnen ist schon klar, dass wir ohne Durchsuchungsbefehl Straubs Wagen nicht aufbrechen dürfen?«, fragte Mulvane.
    »Ich will nur wissen, ob der Wagen da ist.«
    »Gut, dann sind wir uns ja einig.«
    »Da ist er.« Ivan wies mit seinem Schlüsselbund auf einen silbernen Mercedes, der auf einem der zwei Stellplätze von 4-D stand. Der andere Platz war leer. Der Mercedes hatte ein New Yorker Kennzeichen, JU 53589. Jill notierte die Nummer auf einem Zettel, weil sie mit ihrem Handy keine Fotos mehr machen konnte.
    »Sind wir hier jetzt fertig?«, fragte Ivan mit mürrischem Blick.
    »Ja«, antwortete Jill und spähte in das Wageninnere, das sauber und gepflegt schien. Darauf hatte William immer großen Wert gelegt. Und er hatte, das fiel Jill jetzt ein, für Notfälle immer einen Ersatzschlüssel unter der Stoßstange deponiert.
    Auch Officer Mulvane warf einen Blick in den Mercedes. »Scheint alles koscher zu sein.«
    »Noch mehr koscher geht nicht«, sagte Officer Yokimura.
    Doch Jills Gedanken waren schon woanders. »Vielen Dank, meine Herren.«
    »Keine Ursache.« Mulvane legte die Hand auf Jills Schulter. »Sie finden Ihre Tochter schon wieder. Da bin ich mir sicher.«
    »Hoffentlich.«
    Ivan fuchtelte nervös mit den Armen herum. »Lassen Sie uns jetzt gehen. Ich habe genug Zeit vergeudet und viel zu tun«, sagte er, und alle folgten ihm.
    »Ich habe etwas im Schuh, wahrscheinlich einen Stein.« Jill griff in den Schuh und riss die dünne, fest eingeklebte Einlage heraus.
    »Zuerst die Dame«, sagte Officer Mulvane, als sie die Tür erreichten, doch Jill wollte unbedingt als Letzte die Garage verlassen.
    »Ich würde zu gern zum Abschluss noch einmal einen Blick auf Ihren Hintern werfen«, sagte sie.
    »Der ist immer noch knackig, nicht wahr?« Mulvane kicherte. »Sagen Sie das mal meiner Frau.«
    »Die weiß das bestimmt, aber mich müssen Sie noch überzeugen.«
    Beim Hinausgehen wackelte Officer Mulvane mit dem Po, während Jill mit einer schnellen Bewegung die klebrige Einlage aus ihrem Schuh am Türpfosten befestigte und so das Schloss blockierte. Dann lehnte sie die Tür vorsichtig an und verließ die Garage.
    Auf der Straße verabschiedete sie sich von den Beamten und tat so, als würde sie ein Taxi rufen.
    »Passen Sie auf sich auf!«, rief Officer Mulvane.
    Jill winkte dem Polizeiwagen zu, als er an ihr vorbeifuhr, dann drehte sie sich um und ging zur Garage zurück.
    Unter der Stoßstange fand sie wie erwartet die Ersatzschlüssel. Sie öffnete den Kofferraum des Mercedes, der so sauber und leer war, als hätte ihn zuvor noch nie jemand gefahren. Dann kletterte sie auf den Fahrersitz. Im Wagen war es zu dunkel, um gut sehen zu können, aber sie schaltete das Innenlicht nicht ein. Sie durfte nicht auffallen.
    Im Innenraum roch es penetrant nach einem Kunststoffpflegemittel, das William schon immer gern benutzt hatte. In der Seitenablage des Fahrersitzes steckte ein Päckchen Kaugummi, in den Fächern der Mittelkonsole lagen Papiertaschentücher und ein Plastikumschlag mit den Wagenpapieren: Sie waren auf Neil Straub ausgestellt. Straubs Unterschrift stammte eindeutig von William. Jill steckte die Papiere in ihre Handtasche, dann öffnete sie das gepolsterte Handschuhfach und erblickte eine Pistole.
    Jill nahm die Waffe heraus. Sie war schwarz und kompakt, der Griff besaß eine Kreuzschraffur, oben war ein Dreizack abgebildet, unter dem Beretta stand. Sie hatte noch nie eine Pistole in der Hand gehalten, und soviel sie wusste, hatte auch William in ihrer gemeinsamen Zeit nie eine besessen. In letzter Zeit hatte er anscheinend allerdings über zwei verfügt. Wahrscheinlich hatte das Doppelleben ihn dazu gezwungen. Hoffentlich hatte er damit nicht auch Abbys Leben aufs Spiel gesetzt.
    Jill legte die Waffe ins Handschuhfach zurück, in dem nur noch die dicke

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