Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
Vom Netzwerk:
das Buch fort und studierte seine Liste.
    «Folgendermaßen sieht es aus: Zu dem Zeitpunkt, wo die Liste anfängt, malte er etwa zwanzig pro Jahr, dann dreißig, dann mehr und mehr, bis es schließlich um die fünfzig pro Jahr wurden. Im Schnitt. Dann, vor fünf Jahren etwa …»
    «Als er erfährt, daß er nicht mehr so lange zu leben hat …»
    «Richtig. Vor ungefähr fünf Jahren sinkt die Produktion auf zwölf, zehn, vierzehn, elf Bilder pro Jahr. Sie fiel also rapide ab.»
    «Das kann man mir nicht weismachen», sagte der Chief. «Im Gegenteil, da fing er an, intensiver und noch schneller zu arbeiten. Er hat in den letzten fünf Jahren mindestens fünfzig Bilder pro Jahr gemalt; und wenn Sie davon die Anzahl der bekannten Bilder abziehen, die ja in diesem Buch aufgeführt sind - wie viele Bilder lassen sich dann nicht nachweisen?»
    «Rund zweihundert», sagte Boone und starrte auf seine Liste. «Himmelherrgott - zweihundert Bilder fehlen!»
    «Was heißt hier, fehlen! Die sind in der Maitlandschen Scheune. Damit erklärt sich doch die Klimaanlage, oder?»
    «Gut, diesen Teil will ich Ihnen gern glauben, aber sagen Sie mir: warum?»
    Delaney giff nach dem Telefonbuch.
    «Ich werde jetzt die Auskunft der Steuerbehörde anrufen», sagte er zu Boone. «Sie gehen an den Apparat in der Diele und hören mit. Ich möchte die Unterhaltung nicht wiederholen müssen. Wahrscheinlich wird sie ziemlich lange dauern.»
    Boone nahm sein zweites Sandwich sowie den Rest seines Tonic Waters mit in die Diele. Delaney wählte die Auskunft der Steuerbehörde, wo eine Bandaufnahme ihm sagte, alle Leitungen der Auskunft seien besetzt «… bitte warten». Er legte auf, wählte noch einmal und erhielt denselben Bescheid. Nahezu fünf Minuten hielt er den Hörer ans Ohr, dann endlich ließ sich eine knurrende Stimme vernehmen: «Auskunft. Womit kann ich Ihnen dienen?»
    «Ich hätte gern eine Auskunft bezüglich der Schenkungssteuer», sagte der Chief.
    «Was möchten Sie wissen?» knurrte die Stimme.
    «Wieviel kann ich Verwandten oder sonstwem schenken, ohne Steuern darauf zu bezahlen?»
    «Jeder Bürger kann jedes Jahr 3 000 Dollar an so viele Leute verschenken, wie er will.»
    «Der Schenker braucht darauf keine Steuern zu bezahlen und der Beschenkte auch nicht?»
    «Richtig», sagte der Knurrhahn.
    «Hören Sie», sagte Delaney, «das wäre also Geld - Bargeld. Wie steht es mit Sachwerten, sagen wir etwa: Sterling-Silber, Antiquitäten, Briefmarken, Münzen, Gemälde - solche Dinge?»
    «Dafür gilt das gleiche. Der Wert der jährlichen Geschenke darf 3 000 Dollar nicht überschreiten, wenn er steuerfrei bleiben soll.»
    Delaneys Interesse wurde wach. Wie die meisten Polizeibeamten reizte ihn die Frage, ob man an diesem System drehen könnte.
    «Mal angenommen, ich verkaufe etwas an einen Verwandten oder Freund», fragte er, «sagen wir, für 100 Dollar. In Wirklichkeit ist es aber 5000 Dollar wert. Was passiert dann?»
    «Dann sitzen Sie in der Tinte», knurrte die Stimme. «Sofern wir dahinterkommen. Geschenke jeder Art - Antiquitäten, Briefmarken, Münzen, Gemälde, was Sie wollen — werden nach dem Verkehrswert zur Schenkungszeit geschätzt. Wir beschäftigen dafür vereidigte Schätzer. Wenn der Schätzwert den angegebenen Wert merklich übersteigt, muß die Person, die den Kauf tätigt, Steuern für alles bezahlen, was über 3 000 Dollar hinausgeht.»
    «Sofern Sie dahinterkommen», warf Delaney ein.
    «Sofern wir dahinterkommen - richtig», bestätigte der Knurrhahn. «Wenn Sie riskieren wollen, daß man Sie wegen Steuerhinterziehung beim Schlafittchen kriegt, nur zu, tun Sie, was Sie nicht lassen können.»
    «Gestatten Sie, daß ich Ihnen noch eine Frage stelle?» fragte Delaney.
    «Nur zu! Ihre Fragen sind interessanter als die meisten, die ich zu hören bekomme.»
    «Ich möchte Ihnen ein Beispiel geben: Angenommen, mir gehören zehn Morgen Land. Nun liegt der Verkehrswert des Landes bei 3 000 Dollar, und ich überschreibe das Land auf meinen Sohn. Dagegen ist nichts einzuwenden, oder?»
    «Sofern das Land tatsächlich nur 3 000 Dollar wert ist, nein. Das würde voraussetzen, daß umliegendes Land, ähnliche Liegenschaften denselben Preis erbringen. Dann wäre es in der Tat ein steuerfreies Geschenk, gegen das rechtlich nichts einzuwenden ist.»
    «Gut, gehen wir davon aus, es ist nichts dagegen einzuwenden, und ich habe Beweise, daß diese zehn Morgen 3 000 Dollar wert sind. Sie stellen ein Geschenk dar, das ich

Weitere Kostenlose Bücher