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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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meinem Sohn mache. Steuern sind nicht zu entrichten. Aber dann, zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahre später, wird Öl auf diesem Land entdeckt, und plötzlich ist es eine Million Dollar wert. Was dann? Wäre es dann immer noch ein rechtlich einwandfreies Geschenk?»
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Dann:
    «Das ist eine gute Frage. Die wird mir zum erstenmal vorgelegt. Ich muß zugeben, daß die Steuergesetze bei Schenkungen ziemlich undurchsichtig sind. Wir wissen, daß eine Menge Leute die Steuer ganz schön prellen und damit durchkommen. Wir können auch gar nichts dagegen machen, vor allem, weil wir nie was davon hören. Aber um auf Ihre Frage zurückzukommen … Sie überschreiben Ihrem Sohn Land, das Rechtens 3000 Dollar wert ist. Richtig?»
    «Richtig.»
    «Dann, Jahre später, wird Öl auf diesem Land entdeckt, was den Wert beträchtlich steigert. Hab ich Sie richtig verstanden?»
    «Jawohl, richtig.»
    «Dann hat Ihr Sohn eben Glück. So jedenfalls lege ich die Verordnungen aus. Ich kann mich irren, glaube es aber nicht. Denn als Sie das Land Ihrem Sohn überschrieben, wußten Sie ja nicht, daß Sie auf Öl saßen, nicht wahr?»
    «Nein, das wußte ich nicht.»
    «Kein Schmuh, nichts? Kein Stück Land in der Nähe, auf dem Öl gefördert wurde?»
    «Nein, nichts.»
    «Dann, wie gesagt, ist Ihr Sohn ein Glückspilz. Das Geschenk ist legitim. Wir bekommen dann unseren Anteil vom Verkauf des Öls.»

    «Haben Sie vielen Dank», sagte Delaney.

    «Ich danke Ihnen», knurrte die Stimme. «Das war endlich mal was anderes als immer bloß alte Damen, die wissen wollen, ob sie die Kosten des Hundefutters für ihre Pudel von den Steuern abziehen können.»
    Delaney legte auf. Boone kam von der Diele hereinmarschiert. Er hatte die Stirn gerunzelt.
    «Also Steuerhinterziehung, nicht wahr?» fragte er.
    «So sehe ich das jedenfalls.» Delaney nickte. «Setzen Sie sich. Machen Sie sich's gemütlich. Ich will Ihnen erzählen, wie so was läuft. Vieles ist zwar noch unklar, aber ich glaube, es kommt hin.»
    Delaney lehnte sich auf seinem Drehstuhl zurück. Er zündete eine Zigarre an, verschränkte die Hände hinterm Kopf und starrte zur Decke. Zigaretten und Streichhölzer auf dem Schoß, ließ Boone sich in den Klubsessel mit dem rissigen Lederbezug sinken.
    «Na schön», sagte der Chief, «dann mal los … Unterbrechen Sie mich, sobald Sie meinen, daß meine Phantasie mit mir durchgeht oder Sie etwas zu ergänzen haben.
    Versetzen wir uns mal sechs Jahre zurück. Die Sachen, die Victor Maitland malt, fangen an, wirklich hohe Preise zu erzielen, und er schafft so an die fünfzig Bilder pro Jahr. Zwar ist das nur eine Mutmaßung von mir, aber ich glaube, Geltman wird ein bißchen nervös. Gewiß, er verdient einen Haufen Geld an Maitland, aber vielleicht hat der Händler Angst, daß der Künstler zu schnell zu viele Bilder malt. Erinnern Sie sich, daß Geltman einmal sagte, das knappe Angebot hält den Preis für Bilder hoch? Aber lassen wir das im Augenblick mal beiseite. Vor sechs Jahren hängt der Himmel für Maitland jedenfalls voller Geigen.
    Dann eröffnet Dr. Horowitz ihm plötzlich, daß er sterben muß. Daß er vielleicht nur noch drei Jahre zu leben hat. Wamm, pamm, bäng! Laut Horowitz hat Maitland gelacht, aber mir kann keiner weismachen, daß eine solche Nachricht einen Menschen nicht in den Grundfesten trifft. Maitlands erste Reaktion ist, daß er jetzt härter und schneller arbeiten muß, solange ihm noch Zeit bleibt. Schließlich ist er wirklich ein besessener Künstler, und er will alles wissen, alles haben und auf der Leinwand darstellen. Doch dann kommen ihm Bedenken - härter und schneller arbeiten, für wen? Fürs Finanzamt? Schon jetzt bezahlt er saftige Steuern, und wenn er noch mehr arbeitet und noch mehr verkauft, muß er noch mehr berappen. Soll er seine Bilder aufheben, damit er seinen Erben was hinterlassen kann? Dann fordern das Finanzamt und der Staat New York eine enorme Erbschaftssteuer.»

    «Lieutenant Wolfe hat uns erzählt, wie Maitland das gegen den Strich gegangen ist», bemerkte Boone.
    «Richtig. Also geht Maitland zu Geltman und erzählt ihm von seinem Problem, und Geltman bringt ihn mit J. Julian Simon zusammen. Ich nehme an, es war der Anwalt, der diesen abgefeimten Plan ausgeheckt hat. Das Ganze riecht doch förmlich nach faulen Tricks. Denn immerhin riskieren sie Steuerhinterziehung, und das ist ein Verstoß gegen Bundesgesetze, der auch vom Bund mit schweren

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