Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
Vom Netzwerk:
kennen doch die meisten, die diesen Fall bearbeitet haben, und Sie können besser mit denen reden als ich. Fragen Sie also diese Kollegen, ob sie sich an irgendwas erinnern, was nicht in den Unterlagen steht. Egal was. Sie sollen keine Angst haben, daß sie sich damit in die Tinte setzen. Ich will nicht mal die Namen wissen. Wirklich nicht. Aber bringen Sie sie dazu, ihr Köpfchen ein bißchen anzustrengen und in ihrer Erinnerung zu kramen. Irgendwer muß irgendwas gesehen oder gehört haben. Das braucht keine große Sache zu sein. Große Sachen werden ohnedies erwähnt. Wonach ich suche, das sind Kleinigkeiten, scheinbare Nichtigkeiten, ohne Belang. Verstehen Sie, Sergeant?»
    «Klar», sagte Abner Boone. «Wann soll ich anfangen?»
    «Heute nachmittag. Würden Sie mich bitte zu Hause absetzen? Ich habe Material genug, mich den Rest des Tages zu beschäftigen. Sie können derweil bei den Leuten auf den Busch klopfen, die mit dem Fall Maitland befaßt waren. Und wenn Sie schon dabei sind, erkundigen Sie sich im Labor, warum diese Sicherheitsnadel nicht aufgeführt wurde. Vielleicht hab ich's nur überlesen, aber das glaube ich nicht. Ich glaube eher, es ist einfach verschlampt worden, und das macht mir angst, weil so was vielleicht mehr als einmal vorgekommen ist und ich manches nicht erfahre, solange ich ganz auf die Akten angewiesen bin. Deshalb bin ich froh über Ihre Hilfe.»
    Sergeant Boone freute sich ebenfalls und machte kein Hehl daraus.
    «Noch was», sagte Delaney. «Ich habe vor, einen Bericht über unseren Besuch in Maitlands Atelier zu schreiben. Was ich gesehen, was ich gefunden, was ich mitgenommen habe. Ich werde jeden Tag über meine Ermittlungen berichten, als wäre ich noch im Dienst. Und ich möchte, daß auch Sie Tagesberichte schreiben. Sie werden feststellen, daß die einem enorm helfen, alles fein säuberlich auseinanderzuhalten.»
    «Ja, Sir», sagte Boone wenig überzeugt. «Wenn Sie meinen.»
    Er setzte Delaney vor dessen Haus ab. Der Chief ging um den Wagen herum und lehnte sich zu Boones offenem Fenster hinunter.
    «Hat Thorsen Ihnen aufgetragen, ihn privat über den Fortschritt meiner Untersuchung auf dem laufenden zu halten?» fragte er.
    Boone senkte den Kopf. Abermals wurde er puterrot, und wieder verschwanden die Sommersprossen.
    «Tut mir leid, Chief», murmelte er. «Es blieb mir keine Wahl.»
    Delaney legte dem Mann eine Hand auf den Arm.
    «Berichten Sie ihm», sagt er zu Boone. «Tun Sie, was er Ihnen befohlen hat. Das ist schon in Ordnung.»
    Er drehte sich um und stieg die Treppe zu seinem Haus hinauf. Boone sah ihm nach, bis die Tür sich hinter ihm schloß.
    Delaney hängte den Homburg in die Dielengarderobe, trug die Zeichnungen und das Buch direkt in sein Arbeitszimmer, legte sie auf den Schreibtisch und ging dann zurück in die Diele.
    «Monica?» rief er.
    «Oben, Liebling», rief sie zurück. Dann kam sie an die Treppe. «Hast du zu Mittag gegessen?»
    «Nein, aber ich bin auch nicht hungrig. Ich faste ganz gern mal. Vielleicht trinke ich ein Bier.»
    «Wenn du ein Sandwich möchtest, Schinken und Käse sind im Kühlschrank. Aber nimm nichts vom Roastbeef, das ist für heute abend.»
    Er ging in die Küche, nahm eine Dose Bier aus dem Kühlschrank und zog den Ringverschluß auf. Der Anblick des Roastbeefs vom Vortag war eine Versuchung; er starrte hin, klappte dann jedoch entschieden die Tür zu. Vor dem Arbeitszimmer blieb er stehen, lauschte, äugte nach oben. Keine Monica. Rasch in die Küche. Er nahm das Roastbeef heraus und erblickte, mit einem Zahnstocher ans Fleisch geheftet, einen Zettel: «Nur ein einziges Sandwich! M.» Er machte vergnügt sein Sandwich und trug es mit dem Bier ins Arbeitszimmer hinüber.
    Er rollte die Skizzen auf und beschwerte die Ecken, damit das Papier sich nicht wieder aufrollte. Dann nahm er Sergeant Boones Buch über Maitlands Bilder aus dem Umschlag, machte es sich auf seinem Drehstuhl bequem und setzte die Lesebrille auf. Rasch durchblätterte er das Buch.
    Er sah Schwarz-Weiß-Reproduktionen auf Glanzpapier und einige Farbdrucke von Maitlands Bildern. Der Text hielt sich in bescheidenen Grenzen: eine kurze Einführung, eine Biographie des Künstlers, ein Katalog seiner Werke und ein Essay von einem Kunstkritiker, der Maitlands Werk analysierte. Delaney kannte den Namen des Kritikers zwar nicht, doch wie der Einführung zu entnehmen war, offenbar ein Kenner. Delaney fing an zu lesen.
    Die Biographie verriet ihm kaum mehr als das, was

Weitere Kostenlose Bücher