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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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sich nicht gut. Wie stehen sie dann da? Folglich sind sie nicht allzu wild darauf, uns behilflich zu sein.»
    Delaney seufzte.
    «Nun ja …» sagte er. «Auch das ist eine normale Reaktion. Nehme ich jedenfalls an. Das hätte ich voraussehen sollen. Sie haben also nichts?»
    «Ich habe drei Leute angerufen. Bei zweien war Sense, ja, sie fühlten sich sogar ein bißchen auf den Schlips getreten. Offenbar glaubten sie, ich unterstellte, daß ihre Angaben nicht vollständig gewesen wären, daß sie etwas ausgelassen hätten. Ich versuchte, ihnen klarzumachen, daß das durchaus nicht der Fall sei, daß wir nur hinter Lappalien herjagten, auf die jeder bei seinen Ermittlungen stößt. Sie behaupteten, es gäbe nichts, was nicht in ihren Berichten drinstände. Der dritte war etwas verständnisvoller. Der hat jedenfalls begriffen, hinter was wir her sind, hat aber gemeint, er hätte nichts.»
    «Das wär's dann wohl», sagte Delaney resigniert.
    «Nein, nein», widersprach Boone. «Etwas ist doch dabei rausgekommen. Der dritte rief nämlich eine Stunde später zurück und sagte, er hätte noch mal nachgedacht und erinnere sich, etwas bemerkt zu haben, was er dann in seinem Bericht nicht erwähnt hat. Er gehört zu denen, die Jake Dukker unter die Lupe nahmen, Maitlands Freund, auch ein Maler. Dukker verdient eine Masse Geld, hat ein piekfeines Atelier am Central Park South und hält sich sogar eine Sekretärin. Die führte den Kollegen in ein Vorzimmer und sagte, Dukker kommt gleich. Während er wartet, sieht der Kollege sich ein bißchen um. Die Wände von Dukkers Atelier sind tapeziert mit Bildern und Zeichnungen, offenbar alle von seinen Freunden. Und da entdeckt der Kollege auch eine signierte Zeichnung von Victor Maitland unter Glas. Er erinnert sich daran, weil die Zeichnung durchgerissen war und die beiden Hälften in der Mitte dann noch mal durchgerissen. Die vier Teile waren mit Klarsichtstreifen zusammengeklebt und dann gerahmt worden. Der Kollege konnte sich keinen Vers drauf machen. Ich übrigens auch nicht.»
    «Meinen Sie etwa ich?» sagte Delaney. «Jedenfalls im Moment nicht. Aber das ist genau, worauf ich gehofft habe. Bleiben Sie dran, Sergeant. Vielleicht erfahren wir doch noch das eine oder andere.»
    «Wird gemacht.»
    «Ich habe Maitlands Witwe und Paul Geltman angerufen und mich mit ihnen verabredet. Zuerst mit Mrs. Maitland, um zehn. Sie wohnt East 58th Street. Sie kennen das Haus?»
    «Selbstverständlich, Chief. Wieso haben Sie sie vorher angerufen? Wäre es nicht klüger gewesen, den beiden unangemeldet einen Besuch abzustatten und ihnen keine Zeit zu lassen, sich was zurechtzulegen?»
    «Normalerweise ja», stimmte Delaney zu. «Aber jeder, der in diesen Fall verwickelt ist, wurde schon ein dutzendmal ausgequetscht. Die haben ihre Geschichte alle parat. Egal, ob sie stimmt oder nicht. Fangen wir einfach mal an.»
    Boone fuhr hinüber zur Second Avenue und von dort nach Süden. Der Vormittagsverkehr war dicht; sie schienen mehr oder weniger an jeder Straßenecke auf Rot zu treffen. Delaney gab dazu keinen Kommentar ab. Er war ganz vertieft in sein kleines schwarzes Notizbuch, in dem er hin- und herblätterte.
    «Wie sind Sie bei den Vernehmungen vorgegangen?» erkundigte er sich bei Boone.
    «Genau nach Vorschrift. Mehrere Befragungen durch jeweils einen anderen Vernehmer. Die setzten sich dann mit dem Lieutenant zusammen und verglichen ihre Notizen. Wer den besten Kontakt zum Vernommenen hatte, übernahm das Schlußverhör.»
    «Auf wen waren Sie angesetzt?»
    «Ich persönlich? Einmal auf Mrs. Maitland, einmal auf Geltman und zweimal auf Belle Sarazen, die Frau, mit der Maitland gerade ein Verhältnis hatte. Dann wurde ich versetzt.»
    Delaney erkundigte sich nicht nach Boones Reaktion auf diese Zeugen, und von sich aus sagte Boone nichts.
    Die Wohnung von Maitland umfaßte zwei Stockwerke, und zwar die beiden oberen Etagen einer großen alten Villa an der East 58th Street zwischen First Avenue und Sutton Place. Es war ein vornehmes Haus mit livriertem Portier und strengen Sicherheitsvorkehrungen. Boone nannte ihrer beider Namen und zeigte seine Dienstmarke vor. Sie warteten eine Weile, während der Portier sie über die Sprechanlage anmeldete. Dann zeigte er ihnen den Fahrstuhl seitlich der kleinen Eingangshalle.
    «Vierter Stock ganz hinten, meine Herren», sagte er, doch Delaney rührte sich nicht vom Fleck.
    Der Portier war groß, fleischig und hatte ein rotes Gesicht. Die Livree mochte ihm

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