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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Ringen darum, sich des Lebens immer wieder bewußt zu werden und es mit kalter Farbe auf rauhe Leinwand zu bannen. Es war die Besessenheit, die Gier, alles zu erfassen, alles zu besitzen und seine Beute zur Schau zu stellen.

5
    «Ich treffe mich zum Lunch mit Rebecca», sagte Monica.
    «Wie schön.» Delaney faltete seine New York Times als alter U-Bahnfahrer gewohnheitsmäßig der Länge nach.
    «Und vielleicht gehen wir hinterher einkaufen», fuhr Monica fort.
    «Ich höre, Liebling», sagte er und las, daß ein lateinamerikanischer Politiker der Mafia zehntausend Maschinenpistolen verkaufen wollte.
    «Und dann kommen wir wahrscheinlich hierher, um Kaffee zu trinken. Gegen drei.»
    Er ließ die Zeitung sinken und starrte sie an.
    «Weißt du auch, was du da tust?» fragte er. «Der Mann ist ein schwerer Trinker, ein sehr schwerer Trinker.»
    «Du hast doch gesagt, er hat aufgehört.»
    «Er hat gesagt, er hat aufgehört. Willst du wirklich deine beste Freundin mit einem Alkoholiker verkuppeln?»
    «Nun, es kann auf keinen Fall schaden, wenn sie sich kennenlernen. Rein zufällig. Das bedeutet doch nicht, daß sie gleich morgen heiraten müssen.»

    «Ich wasche meine Hände jedenfalls in Unschuld», erklärte er ablehnend.
    «Du bringst ihn also gegen drei her?» fragte sie.
    Er stöhnte.
    Sergeant Abner Boone wartete im Wagen vor Delaneys Haus und las in der Daily News. Als der Chief einstieg, warf Boone die Zeitung auf den Rücksitz.
    «Morgen, Chief», sagte er.
    «Morgen», sagte Delaney und mit einer Handbewegung auf die Zeitung weisend: «Was gibt's Neues?»
    «Nicht viel. Ein Auto wurde aus dem East River gefischt. Und wer, meinen Sie, lag im Kofferraum? Der alte Sam Zuckerman. Mit einem Eispickel erledigt.»
    «Zuckerman? Der ist mir kein Begriff.»
    «Zuckerman betrieb Massagesalons auf der West Side. Ich nehme an, irgendwer wollte sich bei ihm einkaufen, und Sam hat sich quergelegt. Wir haben seit Jahren Katz und Maus mit ihm gespielt, sperrten ihn ein und ließen die Zellentür gleich offen, weil wir wußten, Sam ist schon nach einer Stunde wieder auf freiem Fuß. Er muß ein Vermögen für Anwälte ausgegeben haben. Aber das konnte er sich leisten. Und jetzt ist Sam in den Großen Massagesalon eingegangen.»
    «Was haben Sie herausgekriegt?» fragte Delaney.
    Boone holte ein kleines, in schwarzes Leder gebundenes Notizbuch hervor und blätterte darin.
    «Was die Sicherheitsnadel betrifft», begann er, «so hat der Mann, der im Labor die Liste mit dem Beweismaterial zusammenstellte, einen Anruf der Mordkommission bekommen, die nach der Nadel fragte. Der Laborfritze sagte, es ist eine ganz gewöhnliche Sicherheitsnadel, keine Möglichkeit, ihre Herkunft festzustellen. Keine Fasern, keine Haare dran. Sie reden ein paar Minuten hin und her, und er legt auf. Dann mußte er seine Arbeit unterbrechen. Sagt er. Er hat nicht gesagt, ob er zum Essen gegangen ist, einen Anruf von seiner Frau erhalten hat oder aufs Klo mußte, aber ich hab auch nicht nachgefaßt. Anschließend tippte er die Liste weiter. Da ihm aber das Gespräch mit der Mordkommission noch so lebhaft in der Erinnerung ist, glaubt er, die Sicherheitsnadel bereits aufgeführt zu haben. Und hat sie einfach ausgelassen.»
    Delaney schwieg. Boone blickte ihn von der Seite an.
    «Es war menschliches Versagen, Chief.»
    «Gibt es denn ein anderes Versagen?» fragte Delaney bitter. «Na schön, vergessen wir's. Haben Sie Kollegen angerufen, die am Fall Maitland gearbeitet haben?»
    Boone saß einen Moment schweigend, klopfte mit dem Notizbuch aufs Knie und starrte vor sich hin.
    «Chief», sagte er schließlich, «vielleicht bin ich nicht der richtige Mann für diese Aufgabe. Ich habe drei Kollegen angerufen, die an der Untersuchung beteiligt waren. Ich kenne sie seit Jahren. Sie waren zwar freundlich, aber reserviert. Alle wissen, wie tief ich in der Tinte sitze, und da wollten sie nicht gerade überfreundlich sein. Verstehen Sie? Als hätte ich eine ansteckende Krankheit.»
    «Ich verstehe», sagte Delaney. «Eine begreifliche Reaktion. Das beobachte ich nicht zum erstenmal.»
    «Das ist das eine», sagte Boone. «Das andere ist aber, alle wissen, daß ich im Fall Maitland mit Ihnen zusammenarbeite. Ich glaube, die Kollegen werden nicht allzu glücklich darüber sein, wenn wir diese Nuß knacken. Sie haben viel Zeit drangewendet, eine Menge Arbeit investiert und … Pustekuchen. Dann kommen wir und … im Handumdrehen ist der Fall gelöst. Das macht

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