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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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ein längeres Gespräch mit Geltman über Kunst-Agenten», sagte Delaney eigensinnig. «Wieviel sie verdienen, worin ihre Aufgaben bestehen, welche Verantwortung sie haben und so weiter. Geltman hat nicht ein einziges Mal Einspruch dagegen erhoben, Maitlands Agent genannt zu werden.»
    «Vielleicht wollte er bei Ihnen keinen falschen Eindruck erwecken», sagte Dukker achselzuckend. «Aber glauben Sie mir: sie wollen Kunsthändler genannt werden. So wie eine Putzfrau Raumpflegerin.»
    «Haben Sie einen Agenten, Mr. Dukker?» fragte Sergeant Boone. «Oder einen Kunsthändler?»
    «Du liebe Güte, nein», wehrte Dukker ab. «Wozu? Ich verkaufe direkt. Die Leute kommen zu mir; ich brauche nicht auf Kundenfang zu gehen. Warum sollte ich einem Parasiten dreißig Prozent vom Bruttoerlös zahlen, der nichts tun kann, was ich selbst nicht ebensogut kann? Meine Sachen verkaufen sich von selbst. Ich bin Spitze.»

    «Das haben Sie uns schon mal gesagt», murmelte Delaney. «Um noch mal auf Belle Sarazen zurückzukommen: Können Sie uns etwas über ihre Beziehungen zu Victor Maitland sagen?»
    «Sie hat ihn gehaßt», kam es augenblicklich von Dukker. Er setzte seine halbvolle Tasse ab, rutschte noch tiefer in den Sessel und faltete die Hände über dem Kugelbauch. «Haßte ihn aus tiefster Seele. Vic verachtete alles Unechte, verabscheute schönen Schein und Heuchelei jeder Art und in jeder Verpackung. Und Belle ist in dieser Beziehung nun mal oberfaul.»
    «Ist sie das wirklich?» fragte Delaney.
    «Da können Sie Gift drauf nehmen!» sagte Dukker lebhaft und rieb sein stoppeliges Kinn. «Vic Maitland war ein ruppiger Bursche. Wenn er fand, jemand redete Stuß, dann sagte er das, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen und egal, wer zuhörte. Ich erinnere mich, das Belle mal in ihrer Wohnung für lauter prominente Leute eine Party schmiß, zu der später auch Maitland kam. Kann sein, er war gar nicht eingeladen. Aber er hörte irgendwie davon und kam auch uneingeladen. Das war ihm egal. Er wußte, daß ihn im Grunde keiner haben wollte, weil's immer Stunk gab. Er wurde leicht handgreiflich, prügelte sich mit Kunstkritikern und schüttete Leuten, die er nicht mochte, Drinks ins Gesicht. So was. Belle also schmiß diese elegante Party, und Vic kam wie üblich betrunken. Aber er hielt die Klappe, glotzte die feinen Leute nur an. Belle erzählte, was für eine große Nummer sie in Washington gewesen ist, wie sie den Präsidenten zu Gast gehabt, mit Botschaftern getanzt, mit Senatoren Tennis gespielt, den Frauen von Abgeordneten Joga beigebracht hat. All solchen Scheiß, und jeder wußte, es ist alles Angabe, aber keiner mochte sie unterbrechen. Immerhin ist sie ganz schön einflußreich. Bloß Maitland, der hat's ihr gegeben, und zwar so laut, daß alle es hörten. Die größte Pimmellutscherin der Welt, hat er sie genannt; erst bläst sie ihrem Mann den Kopf weg, dann pustet sie in Europa ihr Vermögen in die Luft und lutscht schließlich dem gesamten Obersten Gerichtshof einen ab.»
    Delaney und Boone lächelten in ihre Notizbücher.
    «Er hatte durchschlagenden Erfolg.» Dukker grinste in der Erinnerung. «Wir haben uns vor Lachen gebogen. Er hatte ein unverschämtes Mundwerk, richtig dreckig, dabei aber gleichzeitig urkomisch. Umwerfend! Manchmal.»
    «Und wie hat Belle Sarazen darauf reagiert?» fragte Delaney.
    «Sie hat versucht, lachend darüber hinwegzugehen.» Dukker zuckte die Achseln. «Was blieb ihr schon übrig? Aber innerlich hat sie gekocht, das konnte ich sehen. Hat ihn in diesem Augenblick gehaßt. Hätte ihn umbringen können. Ich wußte, daß sie das niemals vergessen würde.»
    «Warum hat Maitland das getan? Solche Dinge gesagt?»
    «Warum? Das habe ich Ihnen doch schon erzählt. Weil er keine Affereien ausstehen konnte. Kein Getue und keine Heuchelei.»
    «Nun …» Delaney seufzte. «Manchmal benutzen Leute rückhaltlose Ehrlichkeit zum Vorwand, sadistisch zu sein.»
    Neugierig sah Jake Dukker ihn an. «Nur weiter, Chief», sagte er. «Auch das war in Maitland angelegt. Es machte ihm Spaß, Menschen zu verletzen. Ohne jeden Zweifel. Das nannte er, ihren Ego-Ballon anpieksen. Aber es war mehr als nur das. Zumindest glaube ich es. Er konnte ausgesprochen bösartig sein, legte es darauf an, den Leuten alle Selbstachtung, alle Illusionen über sich selbst zu nehmen. Wie Belle an jenem Abend. So jemanden kann man schon hassen, jemand, der einem die letzte Maske runterreißt, daß man nackt dasteht.»
    Die beiden

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