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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Brauchen Sie etwas? Vielleicht noch einen oder zwei Mann zur Hilfe?»
    «Im Augenblick nicht, Ivar», sagte Delaney und taute etwas auf. «Aber vielen Dank für das Angebot.»
    «Nun … bleiben Sie am Ball. Rufen Sie mich an, falls sich was ergibt oder falls Sie was brauchen. Und vergessen Sie, was ich gesagt habe, ich meine die Sarazen und die Glacehandschuhe.»
    «Hab ich schon», sagte Delaney.
    Delaney saß, den Hörer in der Hand, und starrte das Telefon an. Dann wanderten seine Blicke beinahe widerwillig zu den Skizzen an der Wand. Die letzte Schöpfung des Opfers. Seine letzte Lebensäußerung …
    Delaney legte auf und suchte, einer Eingebung folgend, die Telefonnummer von Victor Maitlands Atelier in der Mott Street heraus. Sie stand nicht im Telefonbuch, fand sich aber in den Akten.
    Er wählte die Nummer. Es klingelte und klingelte. Er lauschte lange. Aber selbstverständlich antwortete niemand.

7
    «Abendessen punkt sieben», sagte Monica Delaney bestimmt. «Ich erwarte, daß du und Sergeant Boone dann wieder zurück seid.»
    «Wir fahren schließlich nur aufs Land hinaus und nicht ins Ausland», lachte Delaney gutmütig. «Wir werden lange vor sieben wieder hier sein. Was gibt's denn?»
    «Londoner Steaks und neue Kartoffeln.»
    «Gut. Soll ich von unterwegs noch was mitbringen?»
    «Nein, das heißt, wir haben kaum noch Bier. Oder willst du Wein trinken?»
    «Weder noch. Aber ich werde etwas Bier mitbringen, für alle Fälle.»
    «Er hat doch nichts dagegen, wenn andere trinken, oder?»
    «Ich habe ihn gefragt, und er sagt nein.»
    «Na schön, Liebling. Gute Fahrt. Und ein sehr leichtes Mittagessen.»
    «Einverstanden. Ich kenne ein gutes Gasthaus in der Nähe von Dobbs Ferry. Dort gibt's hervorragende Londoner Steaks und neue Kartoffeln.»
    Sie lachte und goß ihm und sich die zweite Tasse Kaffee ein.
    Sergeant Boone wartete draußen auf ihn. Sämtliche Wagenfenster waren runtergekurbelt, und Boone fächelte sich mit einer zusammengefalteten Zeitung Kühlung zu.
    «Es wird heiß heute, Sir», sagte er gutgelaunt. «Schon jetzt sind es 23 Grad.»
    Delaney nickte und warf seinen Homburg auf den Rücksitz. Dann holten beide ihre Notizbücher hervor und unterzogen sich dem morgendlichen Ritual des Notizenvergleichens.
    «Ich habe Dukkers Garage überprüft», sagte Boone. «Dort ist nicht bekannt, daß er sein Auto vor dem Abend geholt hätte. Der Portier bei der Sarazen sagt, sie hat kein Auto, zumindest nicht in der Garage dort. Ich glaube auch nicht, daß sie eines hat; ich hab den Computer abgefragt, sie hat keinen Führerschein. Der Portier erzählte, daß sie manchmal einen Wagen mit Chauffeur nimmt. Er erinnerte sich an den Autoverleih, und ich habe dort nachgefragt. An jenem Freitag hat sie keinen Wagen geliehen. Selbstverständlich hätte sie anderswo einen Wagen mieten können. Soll ich das überprüfen?»
    «Nein», sagte Delaney. «Warten Sie damit. Die Wahrscheinlichkeit ist zu gering.»
    «Die U-Bahn hätten sie benutzen können», sagte Boone nachdenklich. «Morgen probier ich's mal aus.»
    «Sie meinen immer noch, die beiden sind's gewesen?»
    «Möglich ist es schon.» Boone nickte. «Entweder einer von ihnen oder beide zusammen. In zwei Stunden hätten sie es bis zur Mott Street und zurück schaffen können.»
    «Einverstanden», sagte Delaney. «Gehen Sie der Sache nach, bis Sie so oder so überzeugt sind. Ich behaupte nicht, daß Sie unrecht haben. Thorsen hat gestern abend angerufen. Die Sarazen hat sich bei ihren Freunden beschwert.»
    «War Thorsen sauer?»
    «Nicht besonders. Das bügelt er für uns aus. Darin ist er groß.»
    «Noch was», sagte Boone und blickte von seinen Notizen auf. «Ich hab mit ein paar Kollegen gesprochen, die an diesem Fall mitgearbeitet haben. Einer von ihnen war draußen in Nyack, um die Mutter und die Schwester zu überprüfen. Beide behaupten, an dem bewußten Freitag von zehn bis drei zu Hause gewesen zu sein. Sie haben eine Haushälterin, doch die hatte gerade ihren freien Tag. Niemand hat sie dort gesehen; keiner hat gesehen, ob sie das Haus verließen.»
    «Haben sie ein Auto?»
    «Ja. Einen alten Mercedes. Fahren tun beide, Mutter wie Schwester. Woran dieser Kollege sich jedoch erinnerte und was nicht in seinem Bericht gestanden hat, war, daß die Mutter ihn, als er fortging, am Ärmel packte und ungefähr sagte: ‹Finden Sie den Mörder meines Sohnes. Das ist sehr wichtig für mich.› Der Kollege fand das eigentlich ein bißchen sonderbar.

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