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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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Irgendwann nächste Woche, morgens oder nachmittags, wie's ihm am besten paßt.»
    «Verstanden», sagte Boone. Offensichtlich war ihm jetzt wohler zumute. «Sie möchten also, daß ich mit ihr flirte, hab ich recht?»
    «Wenn Sie das fertigbrächten.» Delaney nickte. «Finden Sie mal raus, wie sie so ist. Zeigt sie sich zugänglich, laden Sie sie zum Mittagessen ein. Sie sind dann unter vier Augen mit ihr, und wir erfahren mehr. Kommt sie mit zum Lunch, lassen Sie sie reden. Keinen Druck. Sie verstehen schon. Eine kleine Plauderei. Ob sie Maitland gekannt hat, und ob sie es nicht entsetzlich findet, was ihm zugestoßen ist und so weiter. Sie wissen schon. Sie können doch zuhören, oder?»

    «Ich bin ein guter Zuhörer», sagte Boone.
    «Schön. Mehr sollen Sie auch nicht sein. Sie sollen nichts Bestimmtes aus ihr rausholen. Freunden Sie sich bloß ein bißchen mit ihr an.»
    «Und was sage ich, wenn sie sich nach dem Stand der Ermittlungen erkundigt?»
    «Speisen Sie sie mit Kleinkram ab, der nach was klingt. Verraten Sie ihr, Maitland habe keine Unterwäsche getragen. Dann glaubt sie, sie erfährt Dinge, die nur Eingeweihten bekannt sind, die nicht in der Zeitung stehen. Vielleicht kriegen wir später raus, ob sie Mrs. Maitland das erzählt hat. Daran können wir sehen, wie vertraut die beiden Frauen miteinander sind, was für eine Beziehung überhaupt zwischen ihnen besteht. Aber der Hemley gegenüber alles unterm Siegel der Verschwiegenheit. Äußerst vertraulich. Sie neigen sich zu ihr rüber und flüstern: ‹Sie müssen mir aber versprechen, keinem Menschen ein Sterbenswörtchen davon zu verratene Da wird sie bestimmt ganz aufgeregt und vertraut Ihnen womöglich auch ein Geheimnis an. Meinen Sie, das schaffen Sie?»
    Boone holte tief Atem und stieß die Luft geräuschvoll wieder aus. «Selbstverständlich schaffe ich das», sagte er. «Aber eines muß ich schon sagen, Chief: wenn ich mal jemand abmurkse, dann hoffe ich nur, daß nicht Sie den Fall bearbeiten.»
    In Nyack hielten sie, um sich durchzufragen; kurz nach zwölf fuhren sie gemächlich am Maitlandschen Besitz vorbei und nahmen alles genau in Augenschein.
    Das Grundstück war von beeindruckender Größe: eine ausgedehnte Rasenfläche führte von der Straße bis ans Haus hinauf. Begrenzt wurde sie durch einen dichten Eichenhain, eine Reihe von Ahornbäumen und etlichen Fichten. Die Auffahrt war mit Kies bestreut; sie führte zunächst zu einem überdachten Seiteneingang und dann zu den Toren eines kleineren Gebäudes, das aussah, als habe es ursprünglich als Scheune gedient und sei dann zu einer Garage umgebaut worden. Ein alter schwarzer Mercedes stand unter dem Vordach der Seitentür.
    Das Haus selbst war ziemlich verschachtelt, zweistöckig, und wies zum Fluß hin eine Galerie auf. Es stand auf einem kleinen Hügel. Die Aussicht auf den Fluß war nicht von Bäumen verstellt und mußte prachtvoll sein.
    Der Haupteingang wurde von vier Holzsäulen flankiert, welche bis zum Dach des Hauses emporreichten und dort ein spitzes Giebelfeld trugen. Man sah Dachfenster, Türmchen und viele Ornamente an Fenster- und Türrahmen. Die Veranda, von der man den abfallenden Hang überblickte, war mit Fliegendraht versehen. Ein Erker, der nicht benutzt schien, bot Ausblick auf die Bäume.
    «Wenn ich raten soll: fünfundsiebzig Jahre alt», sagte Delaney.
    «Vielleicht sogar hundert. Sieht aus, als hätte man zuerst nur das Haupthaus aufgeführt und die Flügel später hinzugefügt. Aber die Scheune ist alt.»
    «Maitlands sind angeblich reich», sagte Boone, «bloß aussehen tut's nicht danach. Zumindest geben sie für die Erhaltung nicht viel aus.»
    Die Rasenflächen mußten dringend gemäht, die Bäume ausgeschnitten, das Unterholz gelichtet werden. Etliche Erkerfenster waren zerbrochen. Die kiesbestreute Auffahrt wies kahle Stellen auf. In den Rabatten ums Haus wuchsen ungepflegte Blumen, die von Unkraut mehr oder weniger erstickt wurden. Die Farbe des Hauses und der Scheune blätterte stellenweise ab und legte ein verwittertes Grau bloß, das geradezu silbrig schimmerte.
    «Heruntergekommen», stellte Delaney fest. «Das Haus scheint ganz in Ordnung, aber auch eine ganze Kompanie von Hilfskräften würde einen Monat brauchen, um das Anwesen wieder in Schuß zu bringen. Der Blick freilich ist durch nichts zu verderben. Nun ja, fahren wir hin …»
    Langsam rollten sie die Auffahrt entlang und stellten den Wagen vor dem Eingang ab, zu dem drei Stufen

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