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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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‹Sehr wichtig für mich, hat sie gesagt, und das ist bei ihm haftengeblieben.»
    «Ja», sagte Delaney und nickte. «Schon merkwürdig, das so auszudrücken. Aber vielleicht hat sie damit sagen wollen, es ginge darum, den Namen der Familie Maitland zu rächen oder was weiß ich. Nun, unterhalten wir uns mal mit der Dame. Wie wollen Sie fahren?»
    «Ich dachte, wir fahren zunächst den Franklin Delano Roosevelt Driveway, dann über die George Washington-Brücke auf den Palisades Parkway und von dort über die 9 W nach Nyack. Einverstanden, Sir?»
    «Mir soll's recht sein.»
    «Ich will nur noch die Jacke ausziehen urd es mir bequem machen», sagte der Sergeant. «Und Sie, Chief?»
    «Ich fühle mich so sehr wohl», erklärte Delaney.
    Als Boone seine leichte Flauschjacke auszog und sie auf den Rücksitz legte, sah Delaney, daß er einen 38er Colt Polizeirevolver trug. Während Boone den Wagen durch den dichten Stadtverkehr zur FDR-Schnellstraße hinüberlenkte, unterhielten sich die beiden über Schußwaffen.
    Auf der George Washington-Brücke lichtete sich der Verkehr endlich, sie konnten entspannen und die Fahrt genießen. Es wurde zwar noch wärmer, aber durch die offenen Fenster kam eine kühle Brise vom Hudson herauf, und die Luft war glücklicherweise ziemlich frei von Abgasen. Sie konnten die neuen Apartmenthäuser auf dem Ufer von Jersey scharf in den klaren blauen Himmel ragen sehen. Auf dem Hudson fuhren gemächlich einige Lastkähne. Über ihnen dröhnten Düsenflugzeuge durch die Luft. Ein schöner Tag …
    «Chief, war Ihr Vater auch bei der Polizei?» fragte Abner Boone.
    «Nein», antwortete Delaney, «er hatte eine Kneipe an der Third Avenue in Höhe der 68th Street; später machte er unweit der 84th noch eine auf, auch an der Third Avenue. Als ich die Abendschule besuchte, habe ich nachmittags oft hinterm Tresen gestanden.»
    «Mein Vater war bei der Polizei», sagte Boone.
    «Ich weiß», sagte Delaney. «Ich bin auf seiner Beerdigung gewesen.»
    «Wirklich?» fragte Boone. Er schien erfreut. «Das habe ich nicht gewußt.»
    «Ich war damals Sergeant und führte die Kollegen vom 23. Revier rüber.»
    «Ich war tief beeindruckt», sagte Boone. «Es kamen ja sogar welche aus Boston und aus Philadelphia. Der Bürgermeister war auch da. Er hat meiner Mutter eine Plakette überreicht.»
    «Ja», sagte Delaney. «Lebt Ihre Mutter noch?»
    «Nein, sie ist gestorben. Ich habe noch Verwandte unten in Tennessee, aber die habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen.»
    «Sie hatten keine Kinder mit Ihrer Frau?»
    «Nein», entgegnete Boone. «Heute bin ich froh darüber.»
    Schweigend fuhren sie eine Weile. Dann sagte Delaney: «Ich möchte, daß Sie mir einen Gefallen tun, aber ich möchte nicht, daß Sie mich mißverstehen.»
    «Bestimmt nicht», versprach Boone. «Um was geht's, Chief?»
    «Hm, ich will Maitlands Sohn ein paar Fragen stellen, wie heißt er doch noch? Theodore, Ted genannt. Und zwar allein.»
    «Aber gewiß doch, Chief», sagte Boone. Er nahm die Augen nicht von der Straße. «Das ist okay.» Aber Delaney wußte, daß er verletzt war.
    «Ich möchte das aus folgendem Grund tun», erklärte er. «Aus den Akten und aus dem, was seine Mutter sagte, schließe ich, daß der Junge ein Klugscheißer ist. Eine von diesen Rotznasen, die uns ‹Polypen›, ‹Bullen› oder ‹Schweine› nennen. Deshalb glaube ich, wenn wir ihn uns zu zweit vorknöpfen, wird er meinen, wir wollten Druck auf ihn ausüben. Wohingegen, wenn ich allein mit ihm rede, ganz ruhig und behutsam, und den verständnisvollen älteren Mann spiele, den Vater, den er nie gehabt hat, geht er vielleicht ein bißchen aus sich heraus.»
    Erstaunt sah Boone zu ihm hinüber. «Das hat was für sich», sagte er. «Aber ich wäre im Traum nicht darauf gekommen.»
    «Dafür möchte ich», sagte Delaney, «daß Sie sich Ihrerseits an Susan Hemley allein ranmachen. Wie klang sie am Telefon? Jung? Alt?»
    «Eher jung», sagte Boone. «Allerdings sehr selbstsicher. Tiefe Stimme, offenes Lachen.»
    «Dann schlage ich folgendes vor», sagte Delaney. «Ich treffe mich morgen mit dem jungen Maitland. Sie stoppen währenddessen, wie lange man mit der U-Bahn von Dukkers Wohnung bis ins Atelier in der Mott Street braucht. Vorher oder nachher gehen Sie zu Simon and Brewster rauf und unterhalten sich mit Susan Hemley. Als Grund geben Sie an, Sie hätten nur mal reingeschaut, um eine Verabredung für uns mit ihrem Boss, J. Julian Simon, zu treffen.

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