Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
Vom Netzwerk:
Das ist die erste Frage, die sich in einem Mordfall stellt. In Frage kamen der gestörte Sohn des Toten, der den Vater um sein Können beneidete. Eine an Sex offensichtlich nicht interessierte Ehefrau, die wütend war über die Seitensprünge ihres Mannes. Ein Kunsthändler, der sich in aller Öffentlichkeit hatte demütigen und beschimpfen lassen müssen. Ein Freund, der gleichfalls Maler und eifersüchtig auf die Integrität des Ermordeten war. Eine abgelegte Mätresse, die ihn haßte, weil er sie verachtete. Eine vernachlässigte Mutter und Schwester, die Mühe hatten, über die Runden zu kommen.
    Es gab eine ganze Reihe von einleuchtenden Mordmotiven -aber:
    Cui bono ?
    Edward X. Delaney ging gemächlich nach Norden und überlegte, ob er seine Ermittlungen wirklich auf die sieben Verdächtigen beschränken dürfe. Allerdings hatte die Polizei alle übrigen möglicherweise der Tat Verdächtigen bereits gründlich und gänzlich ergebnislos unter die Lupe genommen. Folglich blieben Delaney nur diese sieben. Cui bono?
    Er holte die Fotokopien ab und bat um eine Quittung. Die Belege für seine Ausgaben brauchte er, um sich die Spesen ersetzen zu lassen. Eine Entlohnung erwartete er nicht, aber er wollte verdammt sein, wenn er für das Vergnügen, der New Yorker Polizei zu helfen, auch noch bezahlte.
    Das Haus war bei seiner Rückkehr leer. Mittels Magnetknopf hatte Monica am Eisschrank einen kleinen Zettel befestigt: «Bin zum Einkaufen in den Supermarkt. Du brauchst neue Hemden.»
    Er lächelte. Es stimmte: die Kragen an einigen seiner Hemden fransten aus. Er entsann sich noch der Zeiten, als Kragen gewendet wurden. Das machten entweder die Frauen oder kleine Flickschneider, die Schilder im Fenster hatten, auf denen stand: Wir wenden Kragen. Darunter konnte sich heute kaum noch jemand was vorstellen.
    Er trug eine Dose kaltes Bier in sein Arbeitszimmer, zog die Jacke aus und hängte sie über die Stuhllehne. Den Schlips lockerte er allerdings nicht, und auch die Manschetten krempelte er nicht um. Er pinnte Maitlands Kohlezeichnungen wieder an die Korkwand mit dem Stadtplan darauf und verstaute die Fotokopien in der unteren Schreibtischschublade. Jake Dukker und Belle Sarazen erkannten womöglich das Modell.
    Er trank einen Schluck Bier und wählte dann die Nummer vom Büro des Stellvertretenden Commissioner, Ivar Thorsen. Der war zwar nicht da, aber Delaney erklärte seinem Assistenten, was er brauchte: ein Gutachten von der Rechtsabteilung darüber, wie nach den Gesetzen des Staates New York der Nachlaß von Victor Maitland aufgeteilt werden würde.
    «Der Mann hat kein Testament hinterlassen, dafür aber eine Witwe und einen achtzehnjährigen Sohn. Dazu eine Mutter und eine Schwester. Ich möchte gern wissen, wer was bekommt. Verstanden?»
    «Verstanden, Chief, ich schreib's mir auf. Frau und Sohn, achtzehn. Mutter und Schwester. Ist die Schwester minderjährig?»
    «Nein», sagte Delaney, dankbar dafür, es mit einem verständigen Beamten zu tun zu haben. «Sie muß in den Dreißigern sein. Wie bald kann ich damit rechnen?»
    «Das dauert mindestens ein paar Tage. Aber ich will versuchen, die Angelegenheit zu beschleunigen.»
    «Gut. Danke. Und noch was, Sergeant - gibt es die Sonderabteilung Kunstdiebstahl und Fälschungen noch?»
    «Soweit ich weiß, ja. Es sind nur ein paar Leute, zwei oder drei. Aber sie arbeiten nicht hier im Präsidium. Wollen Sie die Nummer?»
    «Ja, bitte.»
    «Bleiben Sie am Apparat.»
    Nach kurzer Zeit erhielt Delaney Telefonnummer und Namen des Abteilungsleiters, Lieutenant Bernard Wolfe.
    Delaney notierte alles, dankte und legte auf. Noch zwei Schluck Bier. Dann rief er bei der Sonderabteilung Kunstdiebstahl und Fälschungen an. Dort war besetzt. Noch einen Schluck. Wieder das Besetztzeichen. Mehr Bier. Endlich kam er durch, doch der Lieutenant war nicht da. Er hinterließ Namen und Telefonnummer und bat, Wolfe möge ihn so bald wie möglich zurückrufen.
    Er trank sein Bier aus und schrieb den Bericht über seine Gespräche mit Theodore und Alma Maitland. Er war fast fertig damit, als das Telefon klingelte; er schrieb noch weiter, als er den Hörer aufnahm.
    «Hier Delaney.»
    «Chief, hier ist Lieutenant Bernard Wolfe. Sonderdezernat Kunst. Man hat mir gesagt, Sie hätten angerufen?»
    «Jawohl, Lieutenant, das habe ich. Ich arbeite in halbamtlicher Eigenschaft an der Aufklärung des Falles Viktor Maitland.»
    «Davon habe ich gehört.»
    «Urwaldtrommeln im Präsidium?»
    «Weniger

Weitere Kostenlose Bücher