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Die zweite Todsuende

Die zweite Todsuende

Titel: Die zweite Todsuende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Sanders
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gemacht hat. Die echten Blätter läßt er in Genf verscherbeln. So kann er zweimal kassieren: einmal von der Versicherung und dann noch mal von den Käufern der echten Zeichnungen. Kapiert? Und wie ist nun dieser schöne Plan geplatzt? Dreimal dürfen Sie raten.» Er sah grinsend vom einen zum anderen; Delaney und Boone überlegten.
    Schließlich fragte der Sergeant: «Interpol hat Sie aus Genf darüber informiert, daß die echten Zeichnungen dort an den Mann gebracht werden?»

    «Nix da», sagte Lieutenant Bernard Wolfe. «So gut klappt die internationale Zusammenarbeit längst noch nicht. Wir geben uns zwar Mühe, und wenn ein Leonardo geklaut worden wäre, hätte man uns vielleicht informiert. Aber nicht wegen einer Mappe mit modernen Zeichnungen. Was meinen Sie, Chief?»
    «Haben die Männer mit den Strumpfmasken vielleicht versucht, die Fälschungen zu verhökern, statt sie zu verbrennen?»
    «Richtig!» sagte Wolfe. «Für den Diebstahl hatten sie fünftausend Eier bekommen. Aber dann fingen sie an nachzudenken, was ein Fehler war, denn sie sind keine großen Lichter. Sie sagten sich: warum bloß fünftausend Scheinchen? Warum nicht mit der Versicherung Kontakt aufnehmen und von der noch mal zehn- oder zwanzigtausend kassieren? Das spuckt die doch bestimmt aus, wenn sie die Bilder bekommt. Sie vereinbaren einen Treff, der Mann von der Versicherung bringt einen Experten mit, um sicherzugehen, daß er auch wirklich die echten Blätter kriegt. Der Experte wirft einen Blick darauf und lacht sich schier zu Tode. Und die Versicherung steckte mir die Sache. Da sind sie denn allesamt richtig hochgegangen. Und womit kann ich Ihnen jetzt im Falle Maitland behilflich sein?»
    Inzwischen waren sie beim Dessert angekommen, amerikanischer Kaffee und Erdbeeren für Delaney und Boone, Espresso und Kirsch für Wolfe.
    «Die Kunstszene», sagte der Chief verdrossen. «Da kennen wir uns zuwenig aus. Für uns ist das eine ganz neue Welt. Saul Geltman, Maitlands Kunsthändler… kennen Sie den übrigens?»
    «Aber gewiß doch», sagte Wolfe fröhlich. «Netter kleiner Kerl. Nur ziehn Sie Ihre Ringe ab, ehe Sie ihm die Hand schütteln.»
    «Oh-ho», machte Delaney. «So einer ist das? Na ja, Geltman hat uns erzählt, wie Kunsthändler mit ihren Klienten verfahren. Hat uns Einblicke in die Geschäfte und Praktiken der Galeristen tun lassen. Von Ihnen möchte ich hören, wie sich das Geschäft vom Standpunkt des Malers ausnimmt.»
    «Ja, das liebe Geld!» Wolfe nickte. «Darum dreht sich alles. Vom Standpunkt des Malers? Okay. Ein Maler, der keinen Erfolg hat, ist und bleibt ein Hungerleider. Dazu ist weiter nichts zu sagen. Aber ein Maler, der Erfolg hat, der gerät in Schwulitäten, bevor er sich's versieht. Nehmen wir mal einen wie Maitland, der den großen Durchbruch geschafft hat. Vor zehn, fünfzehn Jahren hat er seine Bilder für ein Butterbrot verkauft. Heute bringen seine Sachen vielleicht zweihunderttausend. Schön, aber was passiert mit den frühen Arbeiten, für die er praktisch nur Almosen gekriegt hat, weil er keinen Namen hatte? An denen verdienen jetzt die Schlitzohren, die sie fast umsonst bekommen haben. Für hundert gekauft, für hunderttausend verkauft. Ein ungeheurer Profit. Und davon bekommt der Maler keinen Penny. Der guckt in die Röhre. Ist das gerecht? Selbstverständlich ist es nicht gerecht, aus der Arbeit eines anderen solche Profite zu schlagen. Das wurmt die Maler denn auch mächtig.»
    «Ich nehme an, die schreien Zeter und Mordio», vermutete Delaney.
    «Klar tun sie das. Nur, was nützt es ihnen? Billig einkaufen, teuer verkaufen. Dagegen gibt es kein Gesetz. Praktisch ist es das elfte Gebot. Jetzt wehren sie sich allerdings dagegen. Wer heute ein Bild kauft, soll unterschreiben, daß der Künstler Prozente kriegt, wenn es teuer weiterverkauft wird. Sagen wir zehn oder fünfzehn Prozent vom Gewinn. Und das soll auch für Zweit- und Dritterwerber gelten, in infinitum.»
    «Mir leuchtet das ein», sagte Boone.
    «Selbstverständlich leuchtet das ein», pflichtete Wolfe ihm bei. «Das augenblickliche System ist niederträchtig. Der Künstler müßte an der Wertsteigerung seiner Werke beteiligt werden, aber dagegen sträuben sich die Kunsthändler, die Galeristen und die Museumsfritzen. Es würde ja ihren Gewinn schmälern, wenn jetzt auch noch der Künstler was davon abhaben will. Eine beschissene Situation, das dürfen Sie glauben. Wie ist wohl einem Maler zumute, der vor Jahren ein Bild für, sagen

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