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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eines Dienstmannes trug, doch sie stellte mir frei, dazu eine Erklärung abzugeben oder auch nicht. Ich rechnete ihr dieses Taktgefühl hoch an.
    »Ich habe eine Stellung in der Burg oben angenommen, als Kammerdiener bei dem Fürsten Leuenfarb.« Obwohl ich wusste, es war nur Tarnung, fiel es mir schwer, die Worte auszusprechen. Mir war nie bewusst gewesen, wie viel Ahnenstolz ich besaß, bis alles in mir sich dagegen sträubte, eines anderen Mannes Diener zu spielen. »Ich habe Harm gesagt, er soll nachkommen, sobald er alles geordnet und das Haus abgeschlossen hat. Zu der Zeit wusste ich noch nicht, wie die Dinge sich für mich fügen würden. Ich könnte mir denken, wenn er in die Stadt kommt, wird er dich aufsuchen. Kann ich dich bitten, wenn er kommt, ihn zu mir zu schicken?«
    Ich wappnete mich gegen den Schwall der unvermeidlichen Fragen. Warum hatte ich mich plötzlich in Dienst begeben? Warum hatte ich Harm nicht gleich mitgebracht? Woher kannte ich Fürst Leuenfarb? Stattdessen leuchteten ihre Augen auf und sie rief: »Mit größtem Vergnügen, aber ich habe sogar einen besseren Vorschlag. Wenn Harm kommt, behalte ich ihn hier und lasse dir oben in der Burg Bescheid geben. Hinten steht eine Kammer leer, wo mein Neffe gewohnt hat, bevor er nach der Heirat mit seiner Frau weggezogen ist. Lass dem Jungen ein, zwei Tage in der Stadt; er schien beim Frühlingsfest so viel Spaß zu haben und deine neuen Pflichten lassen dir vermutlich nicht genug freie Zeit, um ihn selbst herumzuführen.«
    »Er wäre begeistert«, hörte ich mich sagen. Für mich war es leichter, meine Rolle als Leuenfarbs Diener zu spielen, wenn ich mich nicht zusätzlich um Harm kümmern musste. »Ich hoffe, in meiner neuen Stellung genug Geld zu verdienen, dass ich ihn bei einem tüchtigen Meister in die Lehre geben kann.«
    Komme rauf. Ein stattlicher getigerter Kater kündigte mir seine Absicht an, die er im selben Moment schon ausführte, indem er mir geschmeidig auf den Schoß sprang. Ich starrte ihn verblüfft an. Niemals hatte außer meinen Geschwistertieren ein Geschöpf derart deutlich mit der Stimme der Alten Macht zu mir gesprochen.
    »Finkel! Schäm dich, lass das sein. Komm her!« Jinna reckte sich über den Tisch und lupfte den Kater von meinem Schoß, ohne dabei das Gespräch abreißen zu lassen. »Ja, Harm hat mir von seinen Plänen erzählt, und es ist schön, einen jungen Menschen mit Träumen und Hoffnungen zu treffen.«
    »Er ist ein guter Junge«, bestätigte ich im Brustton des stolzen Vaters. »Und er soll jede Möglichkeit haben, dass er es im Leben zu etwas bringt. Ich würde alles für ihn tun.«
    Finkel stand jetzt auf Jinnas Schoß und starrte mich über den Tisch hinweg aus großen runden Augen an. Sie mag mich lieber als dich. Er stibitzte ein Stück Fisch vom Tellerrand.
    Sprechen alle Katzen so unhöflich zu Fremden? , tadelte ich ihn.
    Er neigte sich nach hinten und rieb mit dem Kopf besitzergreifend an Jinnas Brust. Sein gelbäugiger unverwandter Blick wirkte einschüchternd. Alle Katzen reden wie es ihnen beliebt. Mit wem es ihnen beliebt. Du sei still. Ich hab’s dir gesagt. Sie mag mich lieber als dich. Er verdrehte den Kopf, um in Jinnas Gesicht zu schauen. Mehr Fisch!
    »Das merkt man«, nickte sie. Ich versuchte mich zu erinnern, was ich als Letztes gesagt hatte. Gerade legte Jinna dem Kater einen Happen Fisch an die Tischkante. Ich wusste, Jinna verfügte nicht über die Alte Macht. Hatte der Kater gelogen, als er behauptete, alle Katzen könnten sprechen? Ich hatte keine Ahnung von Katzen. In Burrichs Stall hatte es keine gegeben; dort hielten die Terrier das Ungeziefer in Schach.
    Jinna deutete meine Geistesabwesenheit falsch. Sie schaute mich mitfühlend an, als sie hinzufügte: »Trotzdem, es muss dich hart angekommen sein, dein Heim und deine Selbstständigkeit aufzugeben und dich in der Stadt zu verdingen, auch wenn Fürst Leuenfarb ein wirklich feiner Mann ist. Ich hoffe, er zeigt sich, was deinen Lohn angeht, ebenso großzügig, wie wenn er in die Stadt hinunterkommt, um Einkäufe zu machen.«
    Ich zwang mir ein Lächeln aufs Gesicht. »Dann kennst du Fürst Leuenfarb?«
    Sie nickte. »Zufällig war er erst letzten Monat hier in diesem Zimmer. Er wollte ein Amulett gegen Motten in seiner Garderobe. Ich erklärte ihm, so etwas wäre noch nie verlangt worden, aber ich wollte gern versuchen das Gewünschte herzustellen. So höflich war er für einen so vornehmen Herrn. Er bezahlte mich im Voraus,

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