Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann
Später, tröstete ich mich. Als ich den Blick hob, sah ich die Fuhrwerke, die sich der Anlegestelle näherten.
Weißschopf und Malta kamen auf mein Schnalzen herbei, nur Meine Schwarze wich bis zum Ende der Leine aus und ich musste sie zu mir heranziehen. Sobald ich ihre Zügel in der Hand hatte, fügte sie sich, als hätte sie nie etwas anderes im Sinn gehabt. Ich ging mit allen Dreien den anrollenden Wagen entgegen. Als ich unter einem der Fuhrwerke vier graue Wolfsläufe entdeckte, schaute ich woanders hin.
Die Fähre war ein großer flacher Lastkahn, durch ein dickes Tau mit beiden Ufern verbunden. Pferdegespanne zogen sie hin und her, aber zusätzlich waren Männer mit Staken an Bord. Erst ließ man die Frachtwagen mit Lady Bresingas Salz hinauffahren, dann durften die Passagiere und ihre Reittiere folgen. Ich machte den Abschluss. Meine Schwarze sträubte sich. Zu guter Letzt ließ sie sich bewegen, an Bord zu gehen, aber, wie ich glaube, eher der Gesellschaft ihrer Artgenossen wegen, als dass mein gutes Zureden sie überzeugt hätte. Die Fähre legte ab und begann ihre schwerfällige Überfahrt. Das Wasser strömte glucksend und gurgelnd an der Bordwand entlang.
In tiefer Nacht machten wir am Nordufer fest. Wir gingen als Erste an Land und warteten dann, bis die Fuhrwerke von der Fähre gerollt waren. Fürst Leuenfarb setzte uns von seinem Entschluss in Kenntnis, statt in der Schänke zu übernachten, den Wagen nach Burg Tosen zu folgen. Die Fuhrknechte kannten den Weg im Schlaf. Sie zündeten Laternen an und hängte sie an die Kette, und so konnten wir ihnen ohne Schwierigkeiten folgen.
Der runde Mond schien auf uns herab. Wir hielten ein gutes Stück Abstand und trotzdem hing der Staub der Fuhrwerke in der Luft und legte sich als juckende Schicht auf unsere Haut. Der lange Ritt war anstrengender gewesen, als ich gedacht hatte. Am schlimmsten tat mir der Rücken weh, die Stelle rings um die alte Pfeilwunde. Plötzlich sehnte ich mich nach einer ruhigen Unterhaltung mit dem Narren, um wieder eine Verbindung herzustellen zu dem gesunden jungen Mann, der ich einmal gewesen war. Aber, rief ich mir in Erinnerung, weder Fitz noch der Narr waren hier. Nur Fürst Leuenfarb und sein Diener Dachsenbless. Je eher ich mir das einprägte desto besser für uns beide.
Der Fürst und Laurel waren in ein halblautes Gespräch vertieft. Seine Aufmerksamkeit schmeichelte ihr, und sie machte kein Hehl daraus. Sie schlossen mich nicht aus, trotzdem überließ ich sie lieber sich selbst.
Endlich langten wir in Tosen an. Wir hatten etliche felsige Hügel erklommen und die Eichenwälder in den Tälern dazwischen durchquert und dann, von der Kuppe einer weiteren Anhöhe, sahen wir unter uns die Lichter einer kleineren Ortschaft blinzeln. Tosen lag an einem kleinen Nebenarm des Bocksflusses, dem Ästler. Er war zu schmal für größere Lastkähne. Der Großteil der für Tosen bestimmten Waren legte die letzte Etappe der Reise auf Fuhrwerken zurück. Der Ästler spendete Wasser für das Vieh und die Felder und war reiches Fischgewässer für die Menschen an seinen Ufern. Das Wehrgut der Bresingas lag auf einer kleinen Anhöhe über dem Ort. In der Dunkelheit war es unmöglich die Größe der Anlage zu erkennen, aber die Abstände zwischen den erleuchteten Fenstern überzeugten mich, dass es ein stattlicher Besitz sein musste. Die Fuhrwerke rumpelten durch das Tor in der langen Umfassungsmauer und wir folgten, ohne dass man uns nach Name und Begehr gefragt hätte. Als die Knechte auf dem Wagenhof neben dem Herrenhaus anhielten, kamen Männer mit Fackeln gelaufen. Es war merkwürdig still, kein Hundegebell. Fürst Leuenfarb ritt uns voran zum Portal des Hauses. Bevor wir auch nur Zeit hatten, den Fuß aus dem Steigbügel zu nehmen, öffneten sich die Türflügel und Diener strömten heraus, um uns zu empfangen.
Wir wurden erwartet. Mit der Morgenfähre war ein Bote gekommen, der unser Eintreffen angekündigt hatte. Lady Bresinga höchstselbst erschien, um uns in ihrem Haus willkommen zu heißen. Die Pferde wurden weggeführt, das Gepäck ins Haus getragen, und ich trat hinter dem Fürsten und der Leibjägerin Ihrer Majestät in die weitläufige Empfangshalle des Herrenhauses der Bresingas. Das imposante Gebäude war aus Eichenholz und Flussstein errichtet. Mächtige Balken und festungsähnliches Mauerwerk fesselte das Auge und ließ die Menschen in der Halle zwergenhaft erscheinen.
Fürst Leuenfarb bildete den Mittelpunkt der
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