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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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allgemeinen Aufmerksamkeit. Lady Bresinga, klein und drall, hatte von ihm Besitz ergriffen und blickte während sie plauderte schmachtend zu ihm auf. Ihr Lächeln kräuselte die Haut in den Augenwinkeln und spannte die Oberlippe über den Zähnen. Der schlaksige Jüngling neben ihr war höchstwahrscheinlich Gentil Bresinga. Er war größer als Harm, doch im gleichen Alter und trug das schwarze Haar glatt nach hinten gekämmt, was stark ausgeprägte Geheimratsecken sehen ließ. Er streifte mich mit einem merkwürdigen Blick, dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Mutter und den vornehmen Gast. Ein ahnungsvolles Frösteln rieselte mir über die Haut. Die Alte Macht. Irgendjemand hier war vom Alten Blut und verbarg es mit allergrößtem Geschick. Ich dachte den Hauch einer Warnung zu Nachtauge hinaus. In Deckung bleiben. Seine Erwiderung war subtiler als der Duft von Nachtblumen wenn der Tag anbricht, dennoch sah ich Lady Bresinga leicht den Kopf wenden, wie um auf ein fernes Geräusch zu lauschen. Noch war es zu früh, um sicher sein zu können, doch mir schwante, dass Chades und mein Verdacht wohl begründet war.
    Die Leibjägerin Ihrer Majestät hatte ihren eigenen Kreis von Bewunderern. Der Jagdmeister der Bresingas war schon an ihrer Seite und machte sich erbötig, ihr, sobald sie sich morgen früh erhoben hätte, die besten Reviere für Federwild zu zeigen. Es wäre ihm ein Vergnügen. Seine Helfer standen hinter ihm stramm. Beim Essen würde er Laurels Tischherr sein. Wenn eine Jagdpartie bevorstand, hatten die Leibjäger das Vorrecht, mit den Herrschaften zu speisen.
    Inmitten des Begrüßungsrummels schenkte man mir nur wenig Beachtung. Ich hielt mich im Hintergrund wie es einem guten Diener geziemte und harrte meiner Anweisungen. Eine Hausmagd kam auf mich zugeeilt. »Ich soll dir die Gemächer zeigen, die wir für deinen Herrn vorbereitet haben, damit du sie nach seinen Vorlieben herrichten kannst. Wird er heute Abend noch ein Bad wünschen?«
    »Gewiss.« Ich ging hinter ihr her. »Und einen leichten Imbiss in seinen Gemächern. Gelegentlich bekommt er nachts Appetit.« Das war von mir frei erfunden, damit ich nicht hungern musste. Man erwartete von einem Diener, dass er zuvörderst auf das Wohlergehen seines Herrn bedacht war und dann erst um sein eigenes.
    Das Gemach, welches man für den illustren Gast geöffnet hatte, war so groß wie meine ganze Hütte. Ein riesiges Pfostenbett beherrschte den Raum, überhäuft mit Federplumeaus und schwellenden Kissen. Armdicke Rosensträuße schwängerten die Luft mit ihrem Parfum, ein ganzer Wald von Bienenwachskerzen verbreitete Licht und feinen Duft. Die Fenster gingen auf den Fluss und das Tal hinaus, doch für die Nacht hatte man die Läden vorgelegt. Ich öffnete eins, »wegen der frischen Luft«, und setzte dann der jungen Frau auseinander, dass ich das Auspacken schon allein bewerkstelligen könne, wenn sie für das Badewasser sorgen wolle. Ein kleines Vorzimmer war für mich vorgesehen, kaum größer als meine Kammer in Bocksburg, aber nobel eingerichtet und es gab sogar ein Fenster.
    Das Auspacken der Taschen des Fürsten dauerte länger als gedacht. Es war verblüffend, was er alles darin untergebracht hatte, nicht nur Kleidung und Schuhwerk, sondern Geschmeide, Parfums, Schals, Kämme und Bürsten. Ich verräumte alles nach bestem Wissen und Gewissen, dabei musste ich an Charim denken, Prinz Veritas Leibdiener. Aus diesem Blickwinkel betrachtet bekam alles, was er getan hatte, ein neues Gesicht. Der gute Mann war stets präsent gewesen und unablässig auf dem Sprung, seinem Herrn die Wünsche von den Augen abzulesen. Ich versuchte, mir vorzustellen, was er an meiner Stelle tun würde.
    Ich entzündete ein kleines Feuer im Kamin, sodass mein Herr nicht fror, wenn er aus dem Bad stieg, dann deckte ich das Bett auf und breitete sein Nachthemd auf dem Laken aus. Anschließend zog ich mich grienend in meine eigene Kammer zurück und versuchte, mir vorzustellen, wie der Narr diese kleine Szene kommentiert haben würde.
    Von meinem eigenen Auspacken hatte ich mir keine Überraschungen erwartet und wirklich ging es zügig vonstatten, bis ich zu dem Bündel von Schneidermeister Scrandon kam. Kaum dass ich die Schnur aufgeknotet hatte, plusterten die Stoffmassen aus der Umhüllung wie eine aufbrechende Blüte. Der Narr hatte sich nicht an Fürst Leuenfarbs Drohung gehalten, seinen Diener in Lumpen zu hüllen. Ich war als Tom Dachsenbless fürstlicher

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