Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann
ausstaffiert als je als Fitz Chivalric. Es gab Kittel und Hose in Blau, besser geschnitten als das, was ich jetzt anhatte und aus feinerem Tuch. Zwei schneeige Leinenhemden, die Dienstboten in dieser Qualität gemeinhin nicht zu tragen pflegten. Darunter kam ein tiefblaues Wams zum Vorschein, dazu eine schwarze Hose mit grauen Nadelstreifen und noch ein Wams, in Grün. Ich hielt mir das grüne Wams vor die Brust. Es reichte bis fast zu den Knien – deutlich länger als gewohnt – und war von gelber Stickerei überwuchert. Gelbe Beinlinge. Ich schüttelte den Kopf. Dazu gehörte vermutlich der breite Ledergürtel. Den Brustlatz schmückte Fürst Leuenfarbs goldener Fasanenhahn. Ich schnitt meinem Spiegelbild eine Grimasse. Wahrhaftig, der Narr sprach aus diesen Kleidungsstücken. Gottergeben legte ich sie beiseite. Unzweifelhaft würde er mich bald unter einem Vorwand dazu zwingen, sie anzulegen.
Ich war kaum mit dem Auspacken fertig, als ich schon Schritte im Flur draußen hörte. Ein Klopfen an der Tür verkündete, dass man brachte, was Seine Gnaden zum Bade benötigte. Zwei Pagen schleppten den Zuber herein, drei weitere trugen Eimer mit heißem und kaltem Wasser. Mir oblag es, daraus eine Mischung herzustellen, die meinem Herrn behagte. Dann kam noch ein Page, der duftende Öle brachte, um dem Wasser Wohlgeruch zu verleihen, und noch einer mit einem turmhohen Stapel Handtücher. Zwei Knechte stellten einen bemalten Wandschirm auf, der den Badenden vor Zugluft schützen sollte. Ich bin nicht sehr behände, wenn es darum geht, den gesellschaftlichen Stand eines Menschen zu beurteilen, doch selbst mir dämmerte inzwischen, in welch hohem Ansehen Fürst Leuenfarb hier stand. Einen derart überschwänglichen Empfang bereitete man einem gekrönten Haupt, nicht einem landlosen Edelmann von zweifelhafter Abkunft. Offenbar überstieg seine Popularität bei Hofe bei weitem das von mir vermutete Maß. Es wurmte mich, dass ich mich so verschätzt haben sollte. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
Ich wusste, wer er war. Ich kannte seine Vergangenheit, oder wenigstens kannte ich sie doch besser als die meisten seiner Bewunderer. Für mich war er nicht der exotische und fabelhaft reiche Edelmann aus dem fernen Jamaillia. Für mich war er der Narr in einer seiner ausgeklügelten Charaden, und jeden Moment rechnete ich damit, dass er aufhörte zu jonglieren und all seine Illusionen scheppernd zu Boden fielen. Doch es gab bei dieser Maskerade nicht den Augenblick der Wahrheit um Mitternacht. Fürst Leuenfarb war so wirklich wie der Narr. Und folglich war der Narr ebenso wirklich gewesen wie Fürst Leuenfarb.
Wer also war diese Person, die ich fast mein ganzes Leben schon kannte?
Eine Ahnung von Wolf, mehr ein Hauch als ein Gedanke, zog mich ans Fenster. Ich schaute hinaus, nicht in die Weite über den Fluss, sondern nach unten, in das Gebüsch am Fuß der Mauer. Nachtauges Bewusstsein berührte mich sacht, mahnte mich, die Alte Macht mit Vorsicht zu gebrauchen. Zwei unergründliche Augen glühten auf, begegneten meinem Blick. Katzen, dachte er raunend zu mir hin, ehe ich fragen konnte. Der Gestank von Katzenpisse an den Ecken des Stallgebäudes und an der Unterseite der Büsche dahinter. Katzendreck vergraben im Rosengarten. Katzen überall.
Mehr als eine? Pflichtgetreus Katze war ein Geschenk dieser Familie gewesen. Vielleicht gab man ihnen hier als Begleiter bei der Jagd den Vorzug vor Hunden.
Ganz gewiss. Ihr Gestank ist allgegenwärtig. Er verursacht mir Unbehagen. Ich bin nicht erpicht auf eine Begegnung. Alles, was ich von ihnen wissen muss, habe ich an dem Nachmittag gelernt, als Harm vorschlug, ich solle mich mit einer anfreunden. Kaum dass ich die Nase durch die Tür streckte, flog diese orangene Furie mir ins Gesicht, fauchend und kratzend.
Ich weiß auch nicht besser Bescheid als du. Burrich hatte keine Katzen in seinem Stall.
Er war klüger, als wir dachten.
Hinter mir wurde leise eine Tür geschlossen. Ich fuhr herum, aber es war nur Fürst Leuenfarb, der das Gemach betreten hatte. Ob Narr oder Fürst, er gehörte immer noch zu den Wenigen in der Welt, die mich überrumpeln konnten. Ich besann mich auf meine Rolle und empfing meinen Herrn mit einer Verbeugung. »Euer Gnaden, alles ist bereit. Euer Bad wartet.«
»Ausgezeichnet, Dachsenbless. Und die Nachtkühle ist erfrischend. Haben wir eine schöne Aussicht?«
»Exquisit, Euer Gnaden. Ein herrlicher Blick auf das Flusstal. Und die Nacht ist
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