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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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bringen, und wieder wurde der Tisch abgeräumt. Der kostbare Trunk erschien in Begleitung von weiteren Häppchen, um längst befriedigte Gaumen zu reizen. Über die vom Wein und der Konversation funkelnden Augen legte sich der Schleier der wunschlosen Glückseligkeit, den guter Odevie nach einem guten Mahl erzeugt. Mir taten Kreuz und Beine weh. Außerdem war ich hungrig und so müde, dass ich, Erlaubnis vorausgesetzt, sogar auf dem harten Fliesenboden sofort eingeschlafen wäre. Ich grub die Fingernägel in die Handflächen, um mich wieder munter zu machen, denn dies war die Stunde, wenn die Zungen gelöst waren und die Gespräche ausschweiften. Trotz der Art wie mein Herr sich auf seinem Stuhl räkelte, bezweifelte ich, dass er so trunken war, wie er glauben machen wollte. Die Unterhaltung hatte sich wieder den Katzen und der Jagd zugewandt. Ich fand, ich hatte über das Thema alles erfahren, was ich wissen musste.
    Krümchen war es nach sechs vereitelten Versuchen gelungen, auf den Tisch zu klettern. Dort hatte sie sich zusammengerollt und ein Schläfchen gehalten, aber nun tapste sie zwischen den Flaschen und Gläsern hindurch und rieb sich daran, sodass jeden Moment etwas umkippen musste. Meins. Und meins. Auch meins. Und meins. Mit der ungetrübten Selbstverständlichkeit der Jugend beanspruchte sie jeden Gegenstand auf dem Tisch als ihr Eigentum. Als Gentil die Hand nach der Karaffe ausstreckte, um sich und seiner Tischdame nachzuschenken, machte der bekrallte Flaumball einen Buckel und hüpfte seitwärts auf den Zehenspitzen zu ihm hin, um seinen Besitzanspruch durchzusetzen. Meins!
    »Nein, meins«, widersprach er zärtlich und wehrte Krümchen mit der Rückseite des gebeugten Handgelenks ab. Sydel lachte über die kleine Szene. Eine langsame Erregung stieg in mir auf, doch ich hielt meinen Blick scheinbar stur auf die Schulter meines Herrn gerichtet. Zwiehafte. Er und sie. Kein Zweifel. Und da es innerhalb der Familie weitervererbt wurde …
    »Und wer hat nun die Nebelkatze für den Prinzen gefangen?«, fragte Fürst Leuenfarb plötzlich. Die Frage hatte sich ganz natürlich aus dem Gespräch ergeben, aber sie heischte so unverblümt nach Antwort, dass alle am Tisch ihn anschauten. Dem Fürsten entfleuchte ein Schluckauf, der einen diskreten Rülpser nach sich zog. Dieser Fauxpas zusammen mit seinem leicht verschwommenen Blick, nahm der Frage die Schärfe. »Ich wette, Ihr wart es, Jagdmeister.« Seine artige Handbewegung machte daraus ein Kompliment für Avoin.
    »Nein, ich war es nicht.« Avoin schüttelte den Kopf, benannte aber keinen anderen Kandidaten.
    Leuenfarb lehnte sich zurück und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Lippen, als ginge es um ein geselliges Ratespiel. Er ließ den Blick um den Tisch wandern, kicherte schlau und wies auf Gentil. »Dann seid Ihr’s gewesen, junger Mann. Denn ich habe gehört, dass Ihr es wart, der Prinz Pflichtgetreu das Tier übergeben hat.«
    Der Blick des Jünglings flog kurz zu seiner Mutter, bevor auch er kopfschüttelnd verneinte. »Ich bin es nicht gewesen.« Und wieder entstand diese ungewöhnliche Stille, schwer wie ein Netz nach einem erfolgreichen Fischzug von vorenthaltenen Informationen. Das war eine festgefügte Front. Die Frage würde unbeantwortet bleiben.
    Fürst Leuenfarb rollte den Kopf an der Stuhllehne hin und her, holte tief und schnaufend Atem und stieß ihn seufzend aus. »Verdammt nobles Geschenk«, bemerkte er jovial. »Hätte gern selbst so ein Wundertier, nach all dem, was ich gehört habe. Aber hören ist kein Ersatz für sehen. Glaube fast, ich werde Prinz Flichtertreu doch bitten, dass ich ihn irgendwann begleiten darf.« Mit einem erneuten abgrundtiefen Seufzer ließ er den Kopf auf eine Schulter sinken. »Falls er je aus seinem med’ativen Schluffwinkel wieder herauskommt. Nicht normal, wenn man mich fragt, für einen jungen Herrn Milchbart, so lange in einem leeren Kabuff an die Wand zu starren. Oberhaupt nicht normal.« Des Fürsten Artikulation verlor bedenklich an Kontur.
    Lady Bresingas Aussprache hingegen war messerscharf, als sie fragte: »Also hat unser Prinz sich erneut in Klausur begeben, um eine Weile ungestört seinen Gedanken nachzuhängen?«
    »Tscha.« Fürst Leuenfarb nickte schwer. »Und beraubt uns diesmal allzu lange seiner Gegenwart, ’türlich hat er viel nachzuhängen dieser Tage. Verlobung und all das. Eine Menge Zeug für einen Burschen in seinem Alter. Ich meine, wie wäre Euch zumute, junger Herr?«

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