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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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…«
    »Das weiß ich alles. Ich bin ein Gescheckter, wie du weißt.« Er tat meine Ausführungen mit einem geringschätzigen Schnauben ab.
    Ich konnte mich nicht entsinnen, dass je eine Unterbrechung mich mehr geärgert hätte. »Altes Blut«, berichtigte ich ihn scharf. »Rede mir noch einmal davon, dass du ein Gescheckter bist, und ich prügle dir den Unfug aus dem Kopf. Ich habe keine Achtung davor, wie sie ihre Magie missbrauchen. Nun. Seit wann ist dir bewusst, dass du mit der Alten Macht begabt bist?«
    »Ich – warum …« Meine Drohung gab ihm zu denken. Sie war ernst gemeint, das wusste er. Er gab sich einen Ruck. »Seit ungefähr fünf Monaten. Seit man mir die Katze zum Geschenk gemacht hat. Genau in dem Moment, als ihre Leine in meine Hand gegeben wurde, fühlte ich …«
    »Hast du gefühlt, wie eine Falle zuschnappte, eine, die zu erkennen du zu dumm warst. Die Katze hat man dir geschenkt, weil andere erkannten, dass du ein Zwiehafter bist, lange bevor du selbst es wusstest. Du hast die entsprechenden Signale gegeben, ohne es zu merken. Jemandem ist es aufgefallen, jemand hat beschlossen, dich zu benutzen. Man hat dir ein Tier zugespielt, mit dem du dich verschwistern solltest. Das ist nicht der übliche Brauch, musst du wissen. Eltern mit der Alten Macht pflegen ihrem Sprössling nicht einfach ein Tier zu geben und zu sagen, hier, dies ist dein Partner für den Rest von euer beider Leben. Nein. Üblicherweise unterweist man das Kind in den Traditionen der Alten Macht und ihren Konsequenzen, bevor es sich bindet. Üblicherweise begibt der Suchende sich auf eine Art Queste, um ein gleichgesinntes Tier zu finden. Wenn es richtig gemacht wird, ist es wie eine Brautschau und das Finden wie eine Vermählung. Bei dir ist es nicht auf die richtige Art geschehen. Du bist nicht von sorgenden Menschen behutsam in die Alte Macht eingeweiht worden. Eine Gruppe Zwiehafter erkannte die Gelegenheit und nutzte sie. Die Katze hat dich nicht gewählt. Das allein ist schlimm genug. Doch ich glaube, die Katze hatte auch nicht die Möglichkeit, sich für die Frau zu entscheiden. Sie muss das Tier als Junges der Mutter gestohlen haben und die Verschwisterung erzwungen. Dann starb die Frau, aber sie lebt weiter in der Katze.«
    Seine Augen schauten groß und dunkel zu mir auf, dann ruckte sein Blick eine Winzigkeit zur Seite und ich spürte das stille Wirken der Alten Macht.
    »Ich glaube dir nicht. Sie sagt, sie kann alles erklären, dass du nur versuchst, mich ihr abspenstig zu machen.« Er haspelte die Worte heraus, als versuchte er, sich dahinter zu verstecken.
    Ich schaute aus den Augenwinkeln zu ihm hin. Zweifel und Verwirrung hatten sein Gesicht verschlossen.
    Ich machte eine Faust in der Tasche, und es gelang mir, ruhig zu bleiben. »Sieh mal, ich kenne nicht alle Einzelheiten, aber ich kann Vermutungen anstellen. Mag sein, sie wusste, dass sie sterben musste, vielleicht hat sie aus Angst vor dem Tode eine hilflose Kreatur erwählt und die Verschwisterung erzwungen. Ist eine Verschwisterung ungleich, wie in diesem Fall anzunehmen, kann der stärkere Partner den schwächeren unterdrücken. Sie konnte das Jungtier beherrschen, ihm ihren Willen aufzwingen, den Körper der Katze mitbenutzen, sich ihrer ganz nach Wunsch bedienen. Und als sie starb, statt mit dem letzten Atemhauch zu vergehen, nahm sie den Körper der Katze in Besitz.«
    Ich blieb stehen. Ich wartete, bis Pflichtgetreu nicht mehr anders konnte, als den Blick zu heben und mir in die zu Augen sehen. »Du bist der Nächste«, sagte ich ruhig.
    »Du bist verrückt. Sie liebt mich!«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich spüre großen Ehrgeiz in ihr. Sie wird wieder einen Menschenkörper haben wollen, nicht auf Dauer eine Katze sein und nicht sterben, wenn die Lebenszeit der Katze abgelaufen ist. Sie musste jemanden finden, dessen Körper sie übernehmen konnte, jemanden, der der Alten Macht teilhaftig war, ohne es zu wissen. Weshalb nicht jemanden, der wichtig ist, bedeutend, von hohem Rang? Weshalb nicht einen Prinzen?«
    Widerstreitende Gefühle irrten über sein Gesicht. Ein Teil von ihm wusste, dass ich die Wahrheit sagte, und er schämte sich, dass man ihn so leicht hinters Licht hatte führen können. Er kämpfte darum, seinen Unglauben aufrechtzuerhalten. Als ich weitersprach, gab ich mir Mühe, ihm die bittere Pille zu versüßen.
    »Ich denke, sie hat dich ausgesucht. Du hattest gar keine Wahl, nicht mehr als die Katze. Die Katzenfrau ist es, mit der du

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