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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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denjenigen, der den Fürsten überwältigt hatte.
    »Dann werden wir eure Gastfreundschaft nicht länger in Anspruch nehmen. Dachsenbless, ich erwarte von Ihm, dass Er uns beizeiten folgt.«
    »Sehr wohl, Euer Gnaden.«
    »Mit Seiner Hoheit.«
    »Ich werde den Prinzen nicht allein gehen lassen«, versicherte ich ihm mit Nachdruck.
    »Ausgezeichnet.« Der Fürst nickte mir zu, aber die Augen des Narren sahen mich voll banger Sorge an. Der Blick, den er anschließend auf Lutwin richtete, war frostig. »Mir ist es hier nicht besser ergangen, als in der Gewalt gewöhnlicher Strauchdiebe und Wegelagerer. Ich werde kaum in der Lage sein, die Spuren der erlittenen Misshandlungen vor der Königin und ihrer Leibgarde zu verbergen. Ihr könnt Euch in der Tat glücklich schätzen, dass ich und mein Leibdiener Dachsenbless willens sind zu bestätigen, dass Ihr die Ungehörigkeit Eures Handelns eingesehen habt. Andernfalls würde sie nicht zögern, auf mein Wort ihre Truppen auszusenden, um Euch und Eure Spießgesellen zu jagen wie Ungeziefer.«
    Er war perfekt als der animose Edelmann, doch am liebsten hätte ich ihn angebrüllt, den Mund zu halten und sich mit Nachtauge davonzumachen, solange sie noch Gelegenheit dazu hatten.
    Die ganze Zeit über fixierte die Nebelkatze Pflichtgetreu wie eine Hauskatze ein Mauseloch. Man fühlte beinahe körperlich die Gier der Frau, ihn endlich in Besitz zu nehmen. Ich glaubte nicht daran, dass sie sich von Lutwins Zusage gebunden fühlte, ebenso wenig wie der Rest seiner Bande jugendlicher Rebellen. Falls sie Miene machte, sich seines Körpers zu bemächtigen, falls Pflichtgetreu erkennen ließ, dass sie in ihn eindrang, musste ich ihn töten, ob der Narr und Nachtauge entkommen waren oder nicht. Ich wünschte mir inbrünstig, sie wären endlich fort. Mit einem Lächeln, von dem ich hoffte, dass es nicht allzu sehr nach einem Zähnefletschen aussah, schaute ich zu, wie Fürst Leuenfarb Lutwin mit den Augen förmlich erdolchte. Dann besaß er die Unverfrorenheit, diesen goldenen Blick über die versammelten Gescheckten schweifen zu lassen. Ich konnte nicht wissen, was sie dachten, während er bei jedem Gesicht verweilte, wie um es sich unauslöschlich einzuprägen, aber im Gefolge dieser Musterung sah ich in manchem Auge Mordlust funkeln.
    Währenddessen stand der Prinz stumm und regungslos in der Beuge meines Arms und spürte mein Messer an der Kehle. Ich fühlte, wie er atmete, aber sonst nichts, als hätte er sich ganz tief in sein Inneres zurückgezogen. Er und die Katze blickten sich unverwandt in die Augen. Ich wagte nicht, mir vorzustellen, was zwischen ihnen vorging, auch nicht, als die Katze den Kopf zur Seite wandte und angelegentlich an ihm vorbeischaute.
    Lutwins Züge versteinerten sich für einen Moment, aber gleich hatte er den Anflug von Unmut wieder überwunden. »Selbstverständlich müsst Ihr der Königin berichten. Doch wenn sie von ihrem Sohn eine Schilderung seiner Erfahrungen vernimmt, wird sie uns vielleicht größeres Verständnis entgegenbringen.« Er winkte, und nach kurzem Zögern teilten sich die Reihen seiner Getreuen. Ich beneidete weder den Narren noch den Fürsten um seinen Gang durch dieses Spalier der Feindseligkeit.
    Ich senkte den Blick zu Nachtauge. Er lehnte an meinem Bein und drückte sich für die Dauer eines Lidschlags fest dagegen. Ich formte meinen Gedanken dünn und scharf wie eine Nadelspitze. Verbergt euch, sobald sich eine Gelegenheit bietet. Verlasst den Weg und schlagt euch seitwärts in die Büsche.
    Was für einen leidenden Blick er mir zuwarf. Dann waren wir getrennt. Nachtauge trottete hinter dem Narren her, steifbeinig, aber würdevoll. Ich wusste nicht, wie weit seine Kräfte reichen würden, aber wenigstens starb er nicht in diesem Felsenloch, umgeben von Hunden und Jagdkatzen, die ihn hassten. Der Narr würde bei ihm sein. Darin bestand mein einziger Trost.
    Der Höhleneingang war ein Bogen aus Licht. In diesem Glanz sah ich, wie man dem Narren Malta zuführte. Er nahm die Zügel, stieg aber nicht in den Sattel, sondern führte die Stute in langsamem Schritt, sodass Nachtauge mithalten konnte. Ich schaute ihnen nach, ein Mann, ein Pferd und ein Wolf, die sich von mir entfernten. Ihre Gestalten schrumpften, und ich zog mich zurück in meinen eigenen kleinen Kosmos des Todes. Pflichtgetreu stand still und schweigend in meiner Umarmung. Unser Herzschlag war wie eins, sein Atem ging mit meinem ein und aus.
    »Es tut mir Leid«, flüsterte

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