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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Verblüffung nicht wusste, was tun.
    Was hatte Jinnas Finkel mir gesagt? Dass alle Katzen sprechen können, aber sie entscheiden wann und mit wem. Ich starrte die kleine Jagdkatze an wie gelähmt. Sie sperrte die Kiefer auf, ohne jedoch einen Laut von sich zu geben, als wäre ein Schmerz, der zu groß war, um ihm Ausdruck zu verleihen, durch sie hindurchgegangen. Dann schüttelte sie heftig den Kopf.
    Dummer Bruder-von-einem-Hund! Du vergeudest unsere Chance! Töte mich! Jetzt!
    Diese Botschaft traf mich wie ein Fausthieb. »Nein!«, schrie Pflichtgetreu, und ich begriff, dass ihre ersten Worte an ihm vorbeigegangen waren. Er suchte sein Geschwistertier festzuhalten, aber sie schnellte vom Boden auf seine Schulter und stieß sich ab, um mich anzuspringen, ohne Rücksicht darauf, wie tief ihre Krallen sich dabei in sein Fleisch bohrten. Ich sah sie durch die Luft auf mich zufliegen, die Pranken mit den blanken Krallen vorgereckt, das Maul weit aufgerissen. Was ist so weiß wie die Zähne einer Katze vor dem Blutrot ihres Rachens? Ich griff nach dem Messer, aber sie war zu schnell. Sie prallte wuchtig gegen meine Brust, schlug die Krallen der Vordertatzen wie Enterhaken in mein Fleisch, während die hinteren meinen Bauch zerfleischten. Sie drehte den Kopf zur Seite, und ich sah nichts mehr als die verzerrte Dämonenfratze, die sich auf mein Gesicht herabsenkte, während ich rücklings in die enge Nische stürzte.
    Stimmen tönten durcheinander. »Peladine!«, hörte ich Lutwin brüllen, und den verstörten Aufschrei des Prinzen: »Nein, nein!«, aber ich war damit beschäftigt, meine Augen zu schützen. Mit einer Hand drückte ich die Katze von mir weg, während ich mit der anderen den Messergriff zu fassen suchte, aber sie hockte auf mir wie ein Inkubus und ließ sich nicht von der Stelle bewegen. Instinktiv hatte ich, als sie mich ansprang, den Kopf zur Seite geworfen, dadurch war meine Kehle ihrem Biss preisgegeben. Sie ergriff die Gelegenheit, buchstäblich. Ich fühlte die nadelspitzen Zähne in mein Fleisch dringen, durch Jinnas Amulett hindurch, gleichzeitig gelang es mir irgendwie, an das Messer zu kommen und es aus der Scheide zu ziehen. Ich wusste nicht, ob ich gegen die Frau kämpfte oder gegen die Katze, auf jeden Fall wollte die Furie mich umbringen. Nicht dass es mir einerlei war, die Frau hätte ich mit Wonne getötet, um die Katze tat es mir Leid, aber mein Leben stand auf dem Spiel, und ich durfte nicht zögern. In der Haltung, in der sie auf mir kauerte, war es schwierig ihr Herz zu treffen, zweimal wurde die Klinge abgelenkt, von Wirbelsäule und Rippen, beim dritten Mal endlich gelang es mir, den Stahl tief in ihren Leib zu stoßen. Sie ließ von meinem Hals ab, um ihren Todesschrei auszustoßen, ihre Krallen aber gruben sich noch tiefer in meine Brust und die Hinterpranken hatten mein Hemd zerfetzt. Mein Bauch trug ein Streifenmuster aus Feuer. Ich zerrte den bepelzten Kadaver von mir herunter, doch als ich ihn wegschleudern wollte, riss Pflichtgetreu ihn mir aus den Händen.
    »Katze, meine Katze!«, rief er und drückte den leblosen Körper an sich als wäre es sein Kind. »Du hast sie ermordet!«, schrie er mich an.
    »Peladine?«, fragte Lutwin wild. »Peladine!« Mag sein, wenn nicht gerade sein Geschwistertier getötet worden wäre, hätte Pflichtgetreu die Geistesgegenwart besessen, so zu tun, als befände die Frau sich bereits in seinem Körper. Doch überwältigt von Trauer, dachte er nicht daran, und bevor ich noch Zeit gefunden hatte, mich vom Boden aufzuraffen, sah ich Lutwins Stiefel auf meinen Kopf zufliegen. Zur Seite werfen, herumrollen, aufspringen, alles in einer fließenden Bewegung – ein Stück Akrobatik, das des Narren würdig gewesen wäre, als er ehedem auf König Listenreichs Tafel zur Belustigung der Hofgesellschaft Kobolz schlug. Mein Messer stak noch im Leib der Katze, aber das Schwert hing an meinem Gürtel. Ich riss es aus der Scheide und stürzte mich auf Lutwin.
    »Lauf!«, brüllte ich den Prinzen an. »Lauf weg! Sie hat dir mit ihrem Leben die Freiheit erkauft. Lass es nicht vergebens gewesen sein!«
    Lutwin war größer als ich und mit dem Schwert, nach dem er jetzt griff, war er mir an Reichweite erheblich überlegen. Ich holte aus und schlug ihm den Unterarm ab, bevor die Klinge aus der Scheide war. Er fiel schreiend auf die Knie und umklammerte den Stumpf, aus dem das Blut schoss, wie aus einen zum Trinkspruch erhobenen Becher. Bestürzung lähmte die anderen

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