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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und Klappern. Als ich in die Küche trat, hatte Jinna bereits das Feuer geschürt und den Wasserkessel darüber gehängt. Sie schnitt Brot und blickte über die Schulter, als sie meine Schritte hörte. »Ich hoffe, du findest nicht, ich hätte mir zu viele Eigenmächtigkeiten angemaßt?«, fragte sie entschuldigend.
    »Ganz und gar nicht«, antwortete ich, aber es war schon ein merkwürdiges Gefühl. Als ich nach den Tieren gesehen hatte und mit der Ausbeute an Eiern wiederkam, dampfte ein warmes Frühstück auf dem Tisch. Nachdem wir gegessen hatten, half sie beim Abwaschen und Aufräumen.
    Sie dankte mir für die erwiesene Gastfreundschaft und fügte hinzu: »Bevor ich aufbreche, könnten wir vielleicht ein kleines Geschäft machen. Würdest du ein Amulett oder zwei aus meinem Bestand im Tausch für etwas gelbe und blaue Tinte annehmen?«
    Ich freute mich, dass sie noch kurz bleiben wollte, nicht nur wegen ihrer angenehmen Gesellschaft, sondern auch weil ich schon immer von Krudmagie fasziniert gewesen war. Hier bot sich möglicherweise die Gelegenheit für einen näheren Blick auf diese besondere Form der Zauberei. Wir gingen zu meiner Werkbank im Schuppen, wo ich gelbe, blaue und ein kleines Maß rote Tinte für sie abfüllte. Während ich die Fläschchen mit Holzstopfen und Wachs versiegelte, erklärte sie mir, dass der Gebrauch von Farben bei einigen ihrer Amulette die Wirkung zu verstärken schien, aber das wäre ein Gebiet, auf dem sie erst noch Erfahrungen sammeln musste. Ich nickte zu ihren Worten, doch trotz brennender Neugier fragte ich nicht, nach Einzelheiten. Es erschien mir taktlos.
    Ins Haus zurückgekehrt, stellte sie die Tintenfläschchen hin und schnürte ihr Bündel auf. Sie legte eine Auswahl der farbigen Stoffbeutelchen auf den Tisch. »Was möchtest du haben, Tom Dachsenbless«, fragte sie mit einem Lächeln. »Ich habe Amulette für den fruchtbaren Garten, für Jagdglück, für gesunde Kinder – damit kannst du wenig anfangen, lassen wir das weg. Aha. Hier ist eins, das dir nützlich sein könnte.«
    Kaum hatte sie das Amulett aus der Hülle gezogen, da stieß Nachtauge ein kehliges Grollen aus. Mit gesträubtem Nackenfell ging er steifbeinig zur Tür und drückte sie mit der Nase auf. Ich selbst wich vor dem enthüllten Gebilde zurück. Kurze Holzstäbchen mit schroffen schwarzen Symbolen waren kreuz und quer zusammengebunden, bedrohlich durchsetzt mit unheilvollen Perlen. Einige gequälte Büschel Fell, zusammengedreht und aufgespießt, sträubten sich dazwischen. Der Gegenstand beleidigte mich und verursachte mir Gänsehaut. Ich wäre geflohen, wenn ich gewagt hätte, den Blick davon abzuwenden. Plötzlich stieß ich mit dem Rücken gegen die Wand. Ich drückte mich dagegen, unfähig einen besseren Fluchtweg zu finden.
    »Ich bitte um Entschuldigung.« Jinnas sanfte Worte erreichten mich aus großer Entfernung. Ich zwinkerte, und das Ding war verschwunden, in seiner Stoffhülle meinen Blicken entzogen. Draußen vor der Tür steigerte Nachtauges Grollen sich zu einem pfeifenden Winseln und erstarb. Ich fühlte mich, wie aus tiefem Wasser aufgetaucht. »Das war gedankenlos von mir«, entschuldigte sie sich, während sie das Amulett tief in ihrem Beutel verstaute. »Es soll Raubtiere von Hühnerställen und Schafpferchen fernhalten.«
    Meine Brust war wieder frei, ich atmete tief. Sie mied meinen Blick. Spannung hing wie Qualm zwischen uns. Ich war einer von denen mit der Alten Macht, und sie wusste das. Was würde sie mit diesem Wissen anfangen? Fühlte sie sich nur abgestoßen? Hatte sie Angst? So große Angst, dass sie mich anzeigen würde? Ich malte mir aus, wie Harm zu einer niedergebrannten Hütte zurückkehrte.
    Plötzlich hob Jinna den Kopf und schaute mir in die Augen, als hätte sie meine Gedanken belauscht. »Ein Mensch ist so, wie er gemacht ist. Der Mensch kann nichts dafür, wie er gemacht ist.«
    »So ist es«, murmelte ich und schämte mich über den riesigen Stein, der mir vom Herzen fiel. Ich fand die Kraft, mich von der Wand zu lösen und wieder an den Tisch zu treten. Sie kramte in ihrer Tasche, als hätte es den Zwischenfall nicht gegeben.
    »Nun denn, suchen wir etwas Passenderes für dich.« Sie sortierte die Beutelchen, befühlte das ein oder andere, um sich den Inhalt in Erinnerung zu rufen. Schließlich nahm sie ein grünes und legte es auf den Tisch. »Wie wäre es mit einem Amulett, um es in der Nähe deines Gartens aufzuhängen, damit es deine Pflanzen anregt zu

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