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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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über Nacken und Kehle. »Ah, das ist besser«, seufzte sie dankbar. Dann drehte sie sich zu mir herum, Lachfältchen in den Augenwinkeln. »Wenn ich den ganzen Tag unterwegs gewesen bin, beneide ich Leute wie dich mit einem geregelten Leben und eigenem Heim und Herd.«
    »Du kannst mir glauben, Leute wie ich fragen sich genauso oft, ob das Leben nicht bunter wäre, wenn man in der Welt herumkäme, statt auf einem Fleck zu sitzen. Willst du nicht hereinkommen und ausruhen? Ich wollte gerade Abendessen machen.«
    »Sehr gern. Danke.« Nachtauge folgte uns in diskretem Abstand, als ich mit ihr zur Tür ging. Ohne sich umzudrehen oder in seine Richtung zu schauen, bemerkte sie: »Etwas ungewöhnlich, ein Wolf als Wachhund.«
    Meisten belog ich Fremde und behauptete, Nachtauge wäre ein Hund, der nur aussähe wie ein Wolf. Ein Gefühl sagte mir, Jinna damit abspeisen zu wollen, wäre eine Beleidigung, deshalb sagte ich ihr die Wahrheit. »Ich habe ihn als Welpen zu mir genommen. Er ist mir seit vielen Jahren ein guter Kamerad.«
    »Das hat Harm mir erzählt. Auch dass er es nicht mag, von Fremden angestarrt zu werden, sondern von allein zu mir kommen wird, wenn er sich über mich eine Meinung gebildet hat. Und wie meistens, fange ich bei einer Geschichte in der Mitte an. Vor ein paar Tagen bin ich unterwegs mit Harm zusammengetroffen. Er war frohgemut und voller Zuversicht, dass er Arbeit finden und ein Stück Geld verdienen wird. Ich glaube auch, dass es ihm wohl ergehen wird; der Junge hat so ein sympathisches, gefälliges Wesen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand ihn abweist, wenn er um Beschäftigung nachsucht. Er versicherte mir erneut, dass ich hier freundliche Aufnahme finden würde, und er hat wahrhaftig nicht zu viel versprochen.«
    Sie folgte mir ins Haus. In der Stube ließ sie den Sack zu Boden gleiten und lehnte ihn gegen die Mauer, richtete sich dann auf und streckte mit einem erleichterten Ächzen den Rücken. »Nun, was soll es zu essen geben? Du brauchst nicht versuchen, mich daran zu hindern, dir zu helfen, ich kann in einer Küche nicht stillsitzen. Fisch? O, ich habe ein wunderbares Gewürz für Fisch. Hast du einen schweren Topf mit einem gut schließenden Deckel?«
    Mit der Leichtigkeit des von Natur aus geselligen Menschen, übernahm sie eine Hälfte der Essenszubereitung. Seit meinem Jahr bei denen mit der Alten Macht hatte ich die Küchenarbeit nicht mehr mit einer Frau geteilt, und selbst dort war Holly eine sehr schweigsame Gefährtin gewesen. Jinna schwatzte, klapperte mit Topfen und Pfannen und füllte mein kleines Heim mit ihrer Geschäftigkeit und liebenswürdigem Geplauder. Sie besaß das seltene Talent, in mein Territorium einzudringen und mit meinen Besitztümern zu hantieren, ohne dass ich mir entmachtet oder überrumpelt vorkam. Meine Gemütsverfassung teilte sich Nachtauge mit. Bald kam er hereingetrabt und nahm in seiner gewohnten wachsamen Haltung neben dem Tisch Platz. Sie ließ sich von seinem unverwandten Blick nicht aus der Ruhe bringen und nickte nur anerkennend zu seiner Geschicklichkeit beim Aufschnappen der Fischabfälle, die sie ihm zuwarf. Bald schon schmorte der Fisch mit ihren Kräutern in einem Topf. Ich holte junge Möhren und frisches Grünzeug aus dem Garten, während sie dicke Brotscheiben in Schweineschmalz briet.
    Das Abendessen erschien wie durch Zauberei auf dem Tisch. Auch für den Wolf war eine Scheibe Brot vorgesehen, obwohl ich glaube, Nachtauge verspeiste sie mehr aus Gefälligkeit denn aus Hunger. Der gedämpfte Fisch war saftig und köstlich im Geschmack, von ihrer Unterhaltung nicht weniger gewürzt als von ihren Kräutern. Es war nicht so, dass sie pausenlos schwatzte, sondern was sie sagte, ermunterte zu antworten, und sie lauschte mit der gleichen Aufmerksamkeit, wie sie sie dem Essen widmete. Ab-und aufgeräumt war anschließend ebenso schnell. Als ich den Sandsegger hervorholte, rief sie erfreut aus: »O, das ist der perfekte Abschluss eines guten Mahls.«
    Sie nahm ihren Becher mit zum Kamin. Unser Kochfeuer war heruntergebrannt. Sie legte ein Stück Holz nach, nicht so sehr der Wärme wegen, sondern wegen der Helligkeit, und ließ sich neben dem Wolf auf dem Boden nieder. Nachtauge zuckte nicht einmal mit dem Ohr. Sie nippte an dem Schnaps, seufzte anerkennend, dann wies sie mit dem Becher zur offenen Tür meiner Klause, durch die man den von Schriftrollen übersäten Schreibtisch sehen konnte. »Ich wusste, dass du Tinten und Farben

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