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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Käse, etwas hart geworden, aber immer noch köstlich im Geschmack, und ein halber Laib Brot. Wir hatten seit dem Frühstück nichts mehr gegessen. Je mehr die Kopfschmerzen abflauten, desto stärker machte sich mein leerer Magen bemerkbar. Dem Narren schien es ebenso zu ergehen, denn während ich den Käse aufschnitt, säbelte er dicke Scheiben von dem Brot herunter.
    Meine Geschichte hing unbeendet zwischen uns in der Luft. Ich seufzte. »Mir blieb nichts anderes übrig, als zu leugnen. Nachtauge und ich mussten von ihnen lernen. Nur sie konnten uns lehren, was wir wissen mussten.«
    Er nickte und stapelte Käse auf sein Brot, bevor er hineinbiss. Er wartete darauf, dass ich fortfuhr.
    Wieder musste ich erst nach Worten suchen. Ich dachte nicht gern an jenes Jahr zurück, obwohl ich viel gelernt hatte, nicht allein durch Rolfs Unterweisung, sondern einfach dadurch, dass ich mit anderen vom Alten Blut Umgang hatte. »Rolf war nicht der beste Lehrer. Er war ungeduldig und jähzornig, besonders kurz vor den Mahlzeiten, knuffte und brummte und brüllte manchmal seine Enttäuschung über einen begriffsstutzigen Schüler heraus. Er konnte einfach nicht fassen, dass ich nicht die mindeste Ahnung hatte von den Sitten und Gebräuchen derer mit der Alten Macht. Wahrscheinlich kam ich ihm vor wie ein absichtlich ungezogenes Kind. Meine ›lauten‹ Verständigungen mit dem Wolf verdarben anderen verschwisterten Paaren die Jagd. Woher sollte ich wissen, dass es sich gehörte, unsere Anwesenheit kundzutun, wenn wir in ein anderes Revier wechselten? Während meiner Tage in Bocksburg hatte ich nicht geahnt, dass eine Gemeinschaft derer mit der Alten Macht existierte, geschweige denn, dass sie eigene Regeln besaßen.«
    »Warte«, unterbrach mich der Narr. »Soll das heißen, die Zwiehaften können mit ihren Gedanken zueinander sprechen, genauso wie man mit der Gabe zu einem anderen hindenken kann?« Er schien sehr aufgeregt zu sein von der Vorstellung.
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Die beiden Arten der Kommunikation lassen sich nicht vergleichen. Ich kann es bemerken, wenn ein anderer Zwiehafter mit seinem Geschwistertier spricht – sofern sie sorglos und offen in ihrer Unterhaltung sind, wie Nachtauge und ich es waren. Ich spüre die Schwingungen der Alten Macht, auch wenn mir der Inhalt der Gedanken, die zwischen ihnen hin und her gehen, verborgen bleibt. Es ist wie das Summen einer Harfensaite.« Ich lächelte schief. »Auf diese Weise hat Burrich mich überwacht, um sicher zu sein, dass ich nicht von der Alten Macht Gebrauch machte, nachdem er wusste, dass ich sie besaß. Er selbst verleugnete sie bei sich. Er machte keinen Gebrauch davon und war bemüht, sich gegen Tiere abzuschirmen, die damit nach ihm spürten. Deshalb merkte er lange nichts von meinem Tun. Er hatte Mauern um sich gebaut, ähnlich den Gabenmauern, die zu errichten Veritas mich gelehrt hatte. Doch sobald er wusste, dass ich mit dem ›Makel‹ der Alten Macht behaftet war, öffnete er sie ein wenig, um mich zu beobachten.« Ich bemerkte die verwirrte Miene des Narren. »Verstehst du, was ich meine?«
    »Mehr oder weniger. Aber – kannst du das Geschwistertier eines Zwiehaften belauschen, wenn es zu seinem Gefährten spricht?«
    Ich schüttelte wiederum den Kopf, dann musste ich mir ein Lachen über sein verzweifeltes Gesicht verkneifen. »Für mich ist es so selbstverständlich, dass ich Mühe habe, es zu erklären.« Ich überlegte. »Nimm an, du und ich, wir hätten eine eigene Sprache, die keiner außer uns versteht.«
    »Vielleicht ist es so«, meinte er lächelnd.
    Ohne darauf einzugehen, fuhr ich fort: »Die Gedanken, die Nachtauge und ich austauschen, sind unsere Gedanken und größtenteils unverständlich für jemanden, der uns mit der Alten Macht belauscht. Diese Sprache ist immer unsere ganz eigene gewesen, aber Rolf hat uns beigebracht, unsere Gedanken genau aufeinander auszurichten, statt sie einfach breit in die Welt hinauszustreuen. Ein anderer mit der Alten Macht könnte uns vernehmen, wenn er bewusst auf uns horcht, doch im Allgemeinen vermischen sich unsere Äußerungen mit dem Raunen der Alten Macht in der übrigen Welt.«
    Der Narr kräuselte die Stirn. »Folglich kann nur Nachtauge zu dir sprechen?«
    »Nachtauge spricht am deutlichsten zu mir. Manchmal kommt es vor, dass ein anderes Tier versucht, mit mir zu kommunizieren, aber die Verständigung ist schwierig, als ob du mit jemandem redest, der eine fremde, aber verwandte

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