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Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann

Titel: Die zweiten Chroniken von Fitz dem Weitseher 01 - Der lohfarbene Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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selbst nicht als Zwiehafte. Dieses Wort war von jenen geprägt, die die Tiermagie hassten und fürchteten; ein Wort wie ein Schandmal. Untereinander sprachen sie von sich als jene vom Alten Blut, und bedauerten die ihnen geborenen Kinder, die nicht die Fähigkeit besaßen, sich mit Verstand und Seele einem Tier zu verschwistern, gerade so wie man anderswo ein Kind bedauert, welches blind oder taub zur Welt kommt.
    Sie waren nicht viele, fünf Familien, weit verstreut in den Wäldern um Kräheneck. Verfolgung hatte sie gelehrt, nicht zu nah beieinander zu wohnen. Man wusste voneinander und das genügte ihnen als Gemeinschaft. Zumeist betrieben sie eigenbrötlerische Gewerbe, die ihnen erlaubten, abseits von ihren Mitmenschen zu leben und doch nah genug, um Handel treiben zu können und die Annehmlichkeiten einer Ortschaft zu genießen. Sie waren Holzfäller und Pelztierjäger und Ähnliches. Eine Familie lebte mit ihren Ottern in der Nähe eines Hanges aus Tonerde und stellte ganz außergewöhnlich schöne Keramikwaren her. Ein alter Mann, verschwistert mit einem Eber, lebte gut von dem Geld, das die Wohlhabenderen ihm für die Trüffeln zahlten, die er zu finden verstand. Im Großen und Ganzen waren sie ein friedliebendes Völkchen, Menschen, die ohne Murren ihren Platz und ihre Rolle in der Natur akzeptierten. Man konnte nicht behaupten, dass sie über den Rest der Menschheit eine ebenso gute Meinung hatten. Ich hörte und spürte bei ihnen große Missbilligung für Leute, die zusammengepfercht in den Städten lebten und Tiere als ihre Diener ansahen oder als kuschelige Hausgenossen, als dumme, stumme Geschöpfe. Sie verachteten auch solche von ihresgleichen, die unter den Nicht-Zwiehaften lebten und ihre Magie verleugneten, um keinen Anstoß zu erregen. Häufig begegnete ich der Annahme, ich entstammte einer solchen Familie, und es war schwierig, diese Vermutung zu zerstreuen, ohne allzu viel von der Wahrheit preiszugeben.
    »Und ist es dir gelungen?«, erkundigte sich der Narr.
    Ich hatte das ungute Gefühl, dass er die Antwort bereits kannte. »Es war schwierig, ein Tanz auf dünnem Eis. Je länger ich bei ihnen war, desto häufiger fragte ich mich, ob wir nicht einen großen Fehler gemacht hatten, zu ihnen zurückzukehren. Vor Jahren, als ich sie kennen lernte, hatten Rolf und Holly gewusst, dass mein Name Fitz war. Sie wussten auch von meinem Hass auf Edel. Von da war es nur ein kleiner Schritt zu der Erkenntnis, dass ich Fitz der Bastard sein musste, mit dem Makel der Alten Macht behaftet. Rolf hatte die richtige Schlussfolgerung gezogen, denn eines Tages versuchte er, mit mir darüber zu sprechen. Ich beschied ihn kurz und bündig, dass er sich irrte, es handle sich um eine unglückliche Übereinstimmung von sowohl Namen als auch Brudertier, die mich schon häufig in große Schwierigkeiten gebracht hätte. Ich war so eisern in diesem Punkt, dass selbst dieser Mann des offenen Wortes bald erkannte, er würde mich nie dazu bringen können, etwas anderes zuzugeben. Ich log, und er wusste, dass ich log, aber ich ließ keinen Zweifel daran, dass es zwischen uns als Wahrheit gelten musste, und so beließen wir es dabei. Holly, dessen bin ich sicher, wusste ebenfalls Bescheid, verlor aber nie ein Wort darüber. Bei den anderen hatte ich nicht das Gefühl, dass sie etwas argwöhnten. Ich stellte mich als Tom vor und so nannten mich alle, auch Holly und Rolf. Fitz, hoffte ich, würde tot und begraben bleiben.«
    »Dann haben sie es also gewusst.« Der Narr fand bestätigt, was er vermutet hatte. »Diese Leute wenigstens wussten, dass Fitz, Chivalrics Bastard, nicht gestorben war.«
    Innerlich zuckte ich zusammen, Erstaunlich, dass der alte Schandname immer noch schmerzte, selbst aus seinem Mund. Ich hatte geglaubt, darüber hinweg zu sein. Früher einmal war ich auch in meinen eigenen Augen der ›Bastard‹ gewesen, aber das hatte ich seit langem überwunden und erkannt, dass ein Mann sich selber macht und nicht derjenige bleiben muss, als der er geboren wurde. Plötzlich erinnerte ich mich daran, wie die Krudhexe sich über meine unterschiedlichen Handflächen gewundert hatte. Ich widerstand dem Impuls, meine Hände zu betrachten und schenkte uns stattdessen noch einmal von dem Rindentee ein. Dann stand ich auf, um im Vorratsschrank nach etwas zu suchen, was den bitteren Geschmack aus dem Mund vertreiben könnte. Ich nahm die Flasche mit dem Sandsegger, stellte sie aber entschlossen wieder zurück. Da war der Rest

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