Die Zweitfrau
Fast wie Ferien.
„Wenn ich mit einem Sonnenbrand auf dem Hinterteil daheim ankomme, wird das schwierig zu erklären“, so sind Peters Worte.
Das glaube ich ihm gerne und so achten wir sorgsam darauf, dass der Schirm uns immer beschützt.
Im Gegenzug überrascht er mich mit einer Einladung in ein Musical. In Stuttgart läuft „Tanz der Vampire“ und Peter hat zwei Karten besorgt. Und so komme ich das erste Mal in meinem Leben in ein Musical. Es ist atemberaubend schön. Allein das Zusammensein mit ihm, aber auch die ganze Atmosphäre dort. Die Menschen, die ebenfalls dort sind. Das Getümmel, die Geräusche um uns herum. Die Aufregung, die Anspannung der Menschen. Und dann die Vorstellung! Der technische Aufwand, die Genauigkeit, mit der die Bewegungen der Akteure abgestimmt sind, das fasziniert mich schon sehr. Ich kann das auch gut beurteilen, wie viel Arbeit darin steckt, schließlich weiß ich von meiner Theaterarbeit, wie lange man proben muss, bis etwas so sitzt, dass es spielerisch wirkt, der Zuschauer nicht merkt, welche Konzentration dahinter steckt. Anschließend gehen wir noch zusammen essen und tauschen unsere Eindrücke aus.
Peter lächelt immer wieder und sagt:
„ Du hast richtig mitgelebt bei dem ganzen Stück, hast gar nichts anderes mehr gesehen und wahrgenommen. Das gefällt mir so an dir. Diese Hingabe, dieses Aufgehen in einer Sache.“
Und dann beginnt die Urlaubszeit. Schwierig für uns, damit umzugehen. Es ist ganz klar, dass Peter mit seiner Frau in Urlaub fährt Es ist ihm nicht recht, mir natürlich auch nicht. Ich bemühe mich dennoch, gelassen zu scheinen, was ich selbstverständlich nicht bin. Aber was nützt es zu lamentieren?
Drei Wochen Kreta sind dieses Jahr angesagt. Und ausgerechnet an seinem Geburtstag wird er dort sein. Das macht es für mich nicht leichter. Sorgfältig habe ich ein kleines Geschenk für ihn ausgewählt, das ich ihm bei unserem letzten Treffen mitgebe. Auf mich macht er keineswegs den Eindruck eines Menschen, der sich auf den Urlaub freut. Im Gegenteil, fast mit Gewalt muss ich ihn aus dem Haus werfen. Es scheint, als wolle er nicht gehen. Mir selber ist das Herz schwer, aber mit sanftem Druck führe ich ihn zur Tür und verabschiede mich von ihm.
Die Zeit seines Urlaubs vergeht quälend langsam. Häufig habe ich den Eindruck, sie bleibt einfach stehen. Ich erhalte eine Ansichtskarte von ihm, auf der er mir mitteilt, wie sehr er mich vermisst. Immerhin das wenigstens, denke ich.
Und dann ist der Urlaub endlich vorüber und prompt am kommenden Tag klingelt mein Telefon. Er ist wieder da und fiebert einem Treffen mit mir entgegen.
Kapitel 11
Wieder nähert sich Weihnachten. Draußen ist es bitterkalt. Und ich sehne mich nach Sommer, Wärme und Sonnenschein. Pustekuchen, wir stapfen alle durch Schnee und Eis. In diesem Winter gibt das Wetter alles, um seinem Namen gerecht zu werden.
Peter kommt natürlich noch vor den Feiertagen, um mir sein Geschenk zu überreichen. Ich gebe ihm mein Päckchen und wir versuchen beide so zu tun, als sei alles in bester Ordnung. Dennoch wird es ein melancholischer Tag für uns beide. Wir wissen, wir werden uns wieder für etliche Tage nicht sprechen können und das zerrt an unseren Nerven.
Und dann spreche ich es endlich an, wie er sich unsere Zukunft denn eigentlich vorstellt. Er überlegt eine Weile, nicht, weil er keine Antwort weiß, auch er hat sich natürlich schon Gedanken gemacht, wie alles werden soll, sondern mehr, wie er mir das beibringen soll, was er sich gedacht hat.
„Ich habe nie an Scheidung gedacht. Das ist für mich kein Thema.“
So sind seine Worte, die mich treffen wie Hammerschläge. Mein Kopf wird leer, ich habe ein Rauschen in den Ohren und ich bin sprachlos. Kann ich mich so getäuscht haben?
„Schau, ich kann nicht weg von meiner Frau. Ich bin dort zu Hause, lebe schon mein ganzes Leben dort. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben. Ich habe doch dort meine Wurzeln. Und was würden die Leute sagen?“
Dieser Satz macht mich wütend. Wer bitte sind „die Leute“? Und was interessieren sie mich? Auch wenn es ein Dorf ist, so ist doch auch dort das zwanzigste Jahrhundert eingekehrt und sicher wäre er nicht der Erste, der sich trennt. Aber das kommt für ihn nicht in Frage. Er versucht es mir zu erklären, aber ich höre kaum zu. Ich bin tief getroffen. Er will seine Ehe nicht aufgeben. Das zählt für mich, mehr nicht.
Wie kann sein Ansehen, auf das er solch
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