Die Zweitfrau
werden.“
Ich denke nicht, dass er auch nur im Geringsten ahnt, was er mit dieser Ansage bei mir anrichtet. Ich bin fassungslos, tief verletzt, auch sehr zornig. Kann es einfach nicht glauben, aber er meint es tatsächlich ernst. Und so zieht er am Tag vor Weihnachten von dannen. Er hat mir natürlich zuvor noch sein Geschenk vorbei gebracht. Es bedeutet mir nichts. Wir wollen nicht mal miteinander telefonieren, so ist sein Vorschlag.
Und wieder sitze ich an diesem Fest alleine da. Wir hören nichts voneinander. Kurz vor Silvester ist er wieder da und wir telefonieren.
So ein voller Erfolg scheint die Reise nicht gewesen zu sein. Er hat sich sehr alleine gefühlt, musste am „Katzentisch“, sitzen, während um ihn herum ausnahmslos Paare gesessen sind. Ich kann kein Mitleid aufbringen für ihn. Er hat sich das ausgedacht, er wollte weg, niemand hat ihn gezwungen. Die Gegend sei zwar schön gewesen, richtig winterlich, mit viel Schnee und er ist viel spazieren gegangen. Ich höre mir das alles an, sage aber nichts dazu. Was soll ich auch sagen?!
Silvester wird er mit mir verbringen. Es ist uns beiden nicht nach Weggehen, also koche ich, wir gehen zur Kirche und anschließend spielen wir Karten, um die Zeit bis Mitternacht zu überbrücken. Es wird ein recht netter Abend, aber ich muss sagen, mir bedeutet der Jahreswechsel nur wenig. Was gibt es da zu feiern? Am nächsten Tag geht alles wie bisher weiter, nichts ändert sich. Warum also diese seltsame Art der Ausgelassenheit? Wir stoßen mit Champagner an und versichern uns, dass wir uns lieben. Irgendwann gehen wir ins Bett.
Am nächsten Tag will Peter nach Hause, er muss seine Kinder anrufen, ihnen ein gutes neues Jahr wünschen. Warum er das nicht von mir aus macht, kann ich nicht begreifen. Aber ich nehme es hin. Zunächst ändert sich nichts an unserer Beziehung. Wir treffen uns weiterhin am Wochenende, regelmäßig kommt er in meine Praxis, der Füße wegen.
Mein Geburtstag steht vor der Tür und Peter schlägt vor, dass wir an diesem Tag etwas gemeinsam unternehmen. Er hat sich auch bereits etwas ausgedacht und so fahren wir nach Badenweiler. Es ist ein wunderschöner Tag. Die Sonne brennt vom Himmel, die Luft riecht nach Frühling. Wir verbringen einen wirklich ausgelassenen Tag miteinander. Gehen essen und dort erlebe ich einen ganz neuen Peter. Da das Wetter so schön ist, können wir draußen unter einem Sonnenschirm sitzen. Die Bedienung, ganz leicht als Berlinerin zu erkennen, ist eine nette, lustige Frau. Und nun fängt Peter an, mit ihr zu flirten. Ich bin erstaunt. Und die Dame geht auf eine sehr nette Art und Weise auf diesen Flirt ein. Jedes Mal, wenn sie an unseren Tisch kommt, legt Peter wieder los. Und da sie, nach einem Blick auf mich bemerkt hat, dass ich deshalb nicht wütend bin, geht sie immer wieder darauf ein. Es ist ein sehr intensives Geplänkel zwischen den Beiden. Nein, es macht mir nichts aus, ich kenne Peter nur nicht so ausgelassen. So fröhlich, so gut gelaunt, so offensiv. Es ist geradezu erfrischend. Anschließend gehen wir spazieren und am Nachmittag sind wir, bewaffnet mit einem Kuchenpaket, wieder bei mir daheim. Wir können sogar auf dem Balkon sitzen. Am Abend geht er nach Hause.
Man kann auf den Gedanken kommen, er ist gar nicht in die obere Wohnung gezogen, so wie er es erzählt hat, aber das ist er wohl. Wir telefonieren regelmäßig auch abends, sehr spät miteinander. Er hat eine eigene Telefonnummer, die jedoch mit dem Hauptanschluss verbunden ist. Und so kommt es immer häufiger vor, dass unsere Gespräche plötzlich unterbrochen werden. Ich weiß sofort, dass Marlies damit zu tun hat. Aber Peter kann das nicht glauben. Warum nur glaubt er stets das Beste von einem Menschen? Ich kann das nicht begreifen. Aber auch ihm kommt es seltsam vor, dass wir manchmal mehrmals unterbrochen werden, die Leitung einfach tot ist. Dennoch, er will es nicht glauben, was ich ihm sage. Da er jedoch relativ häufig in der gemeinsamen Wohnung ist, wenn beispielsweise die Kinder kommen, zieht er eines Tages den Stecker des Telefons und setzt ihn so wieder ein, dass es aussieht, als wäre alles in Ordnung. Der Stecker hat nun natürlich keinen Kontakt mehr mit der Leitung. Peter fragt im Laufe des Nachmittags, ob er kurz telefonieren kann und als er keine Leitung bekommt und dies auch sagt, geht Marlies, wie selbstverständlich, an die Verteilerdose und drückt den Stecker fest an. Somit ist auch für Peter endlich klar, sie weiß
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