Die Zweitfrau
über Ostern nur berichtet hat, dass er froh ist, dass die Tage vorbei sind. Wie kann das denn sein? Und ob er nicht meint, dass er sein Leben endlich in Ordnung bringen sollte, was ja nicht unbedingt mit mir zu tun haben muss. Das sei doch so kein Leben, für niemanden. Nicht für ihn, nicht für seine Frau und für die Kinder auch nicht. Ich ermuntere ihn, endlich wieder in die gemeinsame Wohnung zu ziehen und versichere ihm, dass wir doch Freunde bleiben können. Ich höre an diesem Tag nichts mehr von ihm, womit ich auch nicht ernsthaft gerechnet habe.
Gleich am nächsten Morgen - zur üblichen Zeit - ruft Peter an. Er bedankt sich für die Mail und sagt mir, dass ich mich nicht entschuldigen muss, er sei ja völlig überraschend gekommen, was an und für sich eine Frechheit ist. Dafür ist der Empfang geradezu herzlich und warm gewesen. Seine Stimme klingt seltsam für mich und so frage ich ihn, was los ist.
Mit gepresster Stimme erzählt er mir, dass er am Abend mit seiner Frau gesprochen hat. Er hat ihr gesagt, dass er ausziehen wird. Sie ist erbost, verständlich. Das Gespräch ist dadurch in Gang gekommen, weil sie ihn darauf angesprochen hat, ob sie sich beide nun zu dem Walking-Kurs anmelden werden. Dies haben sie offenbar vereinbart, damit sie künftig etwas „gemeinsam“ machen. Peter hat ihr erklärt, dass er darin keinen Sinn mehr sieht. Sie muss doch selber merken, dass beide nicht glücklich sind. Warum sich noch länger quälen? Nun weiß Marlies natürlich, dass ich am diesem Tag Geburtstag habe und hält ihm vor, dass er das so geplant hat. Mir mit der Trennung ein Geschenk machen will. Er kann sie nicht davon abbringen und lässt das letztendlich so stehen.
Ich bin sprachlos. Damit habe ich nicht mehr gerechnet. Und irgendwie nehme ich es auch nicht so sehr ernst. Zu oft hat er sich getrennt von ihr, nur um nach einiger Zeit wieder zurückzukehren. Dennoch weiß ich nicht, was ich ihm sagen soll, nach dieser Mitteilung. Peter fragt mich, ob es mir recht wäre, wenn er gegen Abend zu mir kommt. Ich sage zu, weil ich das Gefühl habe, er braucht jemanden zum Reden. Als wir aufgelegt haben, beschäftigt mich das eben Gehörte natürlich sehr, den ganzen Tag. Abends kommt er, es ist ein warmer Tag gewesen, sodass wir auf dem Balkon sitzen können. Ich habe eine Flasche Wein geöffnet, die auf dem Balkontisch steht, daneben die Flasche Mineralwasser und die dazugehörenden Gläser. Dann höre ich zu, was er zu sagen hat. Es schwebt ihm vor, sich zunächst mal eine eigene Wohnung zu nehmen, aber:
„Ganz klar, das Ziel ist, wir beide ziehen zusammen.“
Ich schaue ihn einen Moment an, bevor ich anfange, lauthals zu lachen. Es platzt einfach so aus mir heraus.
„Entschuldige bitte Liebes, dass ich so lache, aber wer soll das noch glauben? Für wie lange möchtest du denn diesmal von daheim weggehen?“
Er schaut mich perplex an. Offensichtlich hat er mit dieser Reaktion nicht gerechnet. Er will sich trennen und ich soll das glauben und sofort darauf einsteigen, voller Begeisterung! Nein, das geht einfach nicht mehr, ich habe diesbezüglich meine Erfahrungen mit ihm gemacht.
Aber das ist es nicht alleine. Wie soll ich es beschreiben? Ich bin alles andere als begeistert. Zu lange hat sich alles hingezogen. Ich habe in den vergangenen zwei Jahren ein völlig eigenes Leben angefangen. Bin relativ zufrieden damit. Vor allen Dingen jedoch will ich mich auf keinen Fall wieder in etwas hineinziehen lassen, was letztendlich keine Zukunft hat. Ich will nicht noch einmal diesen unsäglichen Schmerz erleben.
„Bitte verzeih, aber es ist für mich völlig unmöglich, dir in dieser Angelegenheit erneut zu vertrauen. An diesem Punkt sind wir einfach zu oft gewesen. Ich darf nicht daran denken, was ich da alles mitgemacht habe. Das kommt für mich nicht mehr in Frage. Ich denke, wenn du es dir überlegst, dann wirst du mich und meine Zweifel verstehen?! Ich denke nicht, dass ich je wieder Vertrauen zu deinen Aussagen, was eine Trennung betrifft, haben kann.“
Natürlich versteht er, aber er bittet um eine Chance, will dafür sorgen, dass ich dieses Vertrauen wieder haben kann. Was soll ich tun?
Kapitel 17
Als er geht, nehme ich ihn in den Arm und wünsche ihm einen guten Nachhauseweg. Ich bin fast erleichtert, als er weg ist, aber auch sehr unruhig.
Endlich ist das eingetroffen, was ich jahrelang erhofft habe. Und nun kann ich mich nicht darüber freuen. Im Gegenteil, ich bekomme fast Panik, denn
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