Die Zwerge
zurückgehalten hatte, ergriff das Wort. »Nun, die Vernunft hat gesiegt, wie mir scheint. Dann schlage ich vor, dass wir die anderen Herrscherinnen und Herrscher von unseren Absichten in Kenntnis setzen, damit wir die Truppen schon bald zusammenziehen können.« Er geleitete sie persönlich durch die Gänge seines Palastes.
Tilogorn blickte zur Seite, um in den Gesichtern der beiden lesen zu können.
Lothaire schien sich auf die bevorstehende Schlacht zu freuen; Mallens verschlossene Miene erlaubte keinerlei Vermutung über dessen Gedanken, sondern schuf lediglich die Gewissheit, dass auch er sich sehr sorgte.
Das Klappern ihrer Stiefelsohlen erklang auf dem harten Marmorboden plötzlich im Gleichschritt.
»Hört Ihr das?«, machte er sie darauf aufmerksam. »Seltsam, dass erst im Angesicht der Gefahr die Reiche, die benachbart sind und dennoch entzweit wie nie waren, an einem Strang ziehen und sich wie ein Land bewegen.«
»Es ist zu spät, um der Vergangenheit nachzuweinen«, sagte der Herrscher Urgons. »Lasst uns ein Vorbild sein, auf dass die anderen sich uns anschließen. Wer bei Verstand ist, wird es tun.«
Tilogorn nickte ihm zu. »Wohl gesprochen, König Lothaire. Dass wir Verstand bewiesen haben«, er nickte Mallen zu, »ist gewiss.«
VI
Das Geborgene Land, Gauragar
im Jahr des 6234sten Sonnenzyklus,
Frühsommer
» O ink, oink, kleines Schwein«, rief jemand voller Begeisterung auf Zwergisch. »Komm her, damit ich dich schlachten kann!« Ein gedrungener Schatten rutschte zwischen den Beinen des Ungeheuers hindurch, dann zuckten zwei kurzstielige Beile nach oben und drangen tief in die ungeschützten Weichteile des Orks.
Der kleinwüchsige Mann riss die Waffen lachend aus dem Körper des Gegners, federte trotz seines Kettenhemds wie ein Akrobat in die Höhe und drosch erneut zu. Die Klingen trafen den Hals des sich nach vorn beugenden Orks von beiden Seiten. Zu zwei Dritteln enthauptet, sank das Ungeheuer zu Boden.
»Beim Barte Beroїns, wie kannst du dir nur die Waffe aus der Hand schlagen lassen?«, maßregelte er Tungdil.
»Du bist … ein Zwerg!?«, keuchte dieser verblüfft und rappelte sich auf.
»Was denn sonst? Sehe ich aus wie eine Elfe?« Er bückte sich, hob die Axt auf und warf sie Tungdil zu. »Nimm und halte sie dieses Mal gut fest. Für einen Schwatz ist später Zeit.« Mit grimmigem Gelächter stürzte er sich in die tobende Schlacht.
Tungdil sah, dass außer seinem Lebensretter ein zweiter Zwerg auf dem Weg stand, der dem Ersten abgesehen von dessen Haartracht in Gestalt und Rüstung bis in die kleinste Kleinigkeit glich. Er schlug beherzt mit einem eisernen Krähenschnabel um sich, einer Art Kriegshammer mit einem unterarmlangen Sporn.
»So, ihr wollt uns töten? Dafür seid ihr zu wenig!« Mit dröhnender Stimme verhöhnte sein Beschützer die Orks. »Eure hässliche Mutter muss sich mit einen Elben eingelassen haben, so scheußlich seht ihr aus«, reizte er die Horde. »Mit einem räudigen, einbeinigen, ohrlosen Elben! Und eure Mutter hatte auch noch Vergnügen dabei!« Sobald einer der Orks grunzend nach vorn sprang, blitzten die Beile des Zwergs auf und brachten den Tod. »Kommt her, ihr anderen dürft es noch einmal versuchen!«
Sein Bruder verzichtete auf lautes Gerufe, sondern wütete präzise unter den Angreifern, zerschmetterte Gliedmaßen und durchbohrte Leiber.
Die Zahl der kämpfenden Orks hatte sich unter ihren Schlägen auf vier reduziert, die übrigen lagen tot umher und tränkten die Erde des Hains mit ihrem Blut. Als sich die letzten Scheusale zu einem gleichzeitigen Angriff entschlossen, stellten sich die beiden Kriegerzwillinge Rücken an Rücken.
»Hussa, jetzt geht es rund!«, rief Tungdils Retter mit irrem Leuchten in den Augen.
Sie warteten nicht, bis die Orks heran waren, sondern schraubten sich in die Attacke der Unholde hinein, drehten sich dabei wie zwei Spieluhrfigürchen um ihre Achse und gaben sich in ihrer Sprache Anweisungen, auf was der Hintermann zu achten hatte.
Die ungewöhnliche Kampfweise sicherte dem Duo den raschen Sieg gegen die Übermacht. Der letzte Schlag wurde von einem schallenden Lachen und einem hämischen »Oink, oink« begleitet.
Tungdil empfand enorme Achtung. Die beiden schickten die ganze Horde Orks in den Tod, ohne auch nur eine Schramme davonzutragen. Er stand wie vom Donner gerührt auf dem Weg und bemerkte erst jetzt, dass er zum Zuschauer geworden war.
»Das Lebensfeuer von Vraccas’ Esse möge
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