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Die Zwillingsschwestern

Die Zwillingsschwestern

Titel: Die Zwillingsschwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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holte die Büchse aus dem Schrank und wollte
ihnen gerade eine Lektion in Staatsbürgerkunde erteilen. Aber bevor ich
abdrücken konnte, riß mir Nachrichten-Johnny das Gewehr aus der Hand und...«
Blake erstickte fast vor Wut. »Er nahm es in beide Hände und verbog den Lauf um
neunzig Grad. Dann besaß er noch die Frechheit, es mir zurückzugeben!«
    »Schlimm«,
sagte ich mitfühlend. »Und so konnte Prudence sich scheiden lassen, und Sie
bekamen kein Geld von ihr.«
    »Ich
wollte ihr verfluchtes Geld gar nicht haben«, sagte er abweisend. »Ich habe
selber genügend, vielen Dank! Aber es paßte mir nicht, als Trottel dazustehen,
zu dem er mich gemacht hatte. Über diesen Punkt habe ich noch mit ihm
abzurechnen.« Er tätschelte den Kolben seiner Winchester liebevoll.
    »Wie
sieht er aus?« fragte ich.
    »Ein
Riese von einem Mann«, sagte Blake. »Größer als ich. Er trägt sein Haar zu
lang, so daß es sich am Hals kringelt wie bei manchen Vertretern unserer jungen
Generation. Hellblondes Haar außerdem. Es würde mich nicht wundern, wenn er es
blondieren läßt, aber verstehen Sie mich nicht falsch, Wheeler;
Nachrichten-Johnny ist nicht andersrum. Er ist ein gefährlicher und völlig
skrupelloser Mensch, der vor nichts zurückschreckt, nicht einmal vor Mord,
solange die Bezahlung dafür hoch genug ist!«
    »Glauben
Sie, daß ihn jemand beauftragt hat, Howard Davis zu ermorden?«
    »Das
liegt doch auf der Hand«, sagte er überzeugt. »Nachrichten-Johnny würde nie
jemanden zu seinem Vergnügen umbringen, immer nur gegen Geld!«
     
     
     

SECHSTES KAPITEL
     
    E s war
sechs Uhr abends, als ich, von Blake und dem Rancho de los Toros kommend, in die Stadt zurückkehrte. Ich fuhr gleich zu meiner Wohnung und
duschte mich ausgiebig kalt; dann zog ich mich wieder an und machte mir was zu
trinken. Ich legte Peggy Lees Sea Shells auf den Plattenteller und ließ
mich aus den fünf Lautsprechern meiner Hi-Fi-Anlage mit ihrer sanften,
einschläfernden Stimme berieseln. Ihr Gesang wirkte kühl und zart und ganz ohne
Hast, und das war im Augenblick gerade das Richtige für mich.
    Nach
den beiden Seiten der Schallplatte und drei Drinks gelangte ich zu der Ansicht,
daß, wenn das Leben auch nicht lebenswert war, ich aus reinem Daftke real
weitermachen könnte. Außerdem bekam ich Hunger und ging hinunter zum Coffee Inn, drei Querstraßen weiter an einer Ecke, in dem es lausigen Kaffee, aber
ausgezeichnete Steak-Sandwiches gab.
    Kurz
nach neun betrat ich das Starlight Hotel aufs neue. Ich fragte den
Portier, doch er sagte mir, Miss Penelope Calthorpe sei zwar oben, wünsche
aber, nicht gestört zu werden. Nun, wer will das schon?
    Ich
klopfte zweimal an ihre Tür, und als sie nicht öffnete, versuchte ich es wieder
mit I Got Rhythm, und dieses Mal ließ sie mich zu Ende trommeln, bevor
sie die Tür öffnete.
    Sie
stand da, und die unvergängliche Flamme auf ihrem Kopf loderte feuerrot. Sie
war so wütend auf mich, daß sie nicht einmal die richtigen Worte fand, um ihren
Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
    »Sie
hätten die Tür eben früher öffnen müssen«, sagte ich. »Auf diese Weise verhindern
Sie innere Spannung, beugen Magengeschwüren vor und verringern die Wahrscheinlichkeit
eines Herzinfarkts. Das macht bitte zwanzig Dollar für die Beratung.«
    »Sie...,
Sie...«
    »Nennen
Sie mich doch einfach Herr Doktor«, sagte ich entgegenkommend.
    »Sind Sie
betrunken?« fragte sie mit Schärfe.
    »Nein«,
entgegnete ich, »aber ich lasse mich vielleicht dazu überreden, mich zu
betrinken. Werden Sie mich hereinbitten, oder soll ich einfach hineingehen?«
    »Sie
können nicht hereinkommen!« stellte sie fest und wollte die Tür schließen.
    Ich
stemmte die Handfläche dagegen und hielt sie offen. »Seien Sie niemals zu einem
Polizisten unfreundlich«, sagte ich tadelnd. Sie warf sich mit ihrem
Körpergewicht gegen die Tür und hätte es fast geschafft und mir dabei das
Handgelenk gebrochen.
    Ich
fing die Tür mit meiner Schulter auf und drückte. Plötzlich flog die Tür auf.
Penelope taumelte zurück und hatte Mühe, ihr Gleichgewicht wiederzufinden.
    »Mein
Gott«, sagte sie verzweifelt. »Sie sind ganz unmöglich!«
    Ich
ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer, und sie folgte mir wütend.
    Sie
hatte sich wieder orientalisch hergerichtet. Ich fragte mich, ob sie vielleicht
auf Blake deshalb so anziehend wirkte, weil sie sich bemühte, ihm einen neuen
Lebensstil zu bieten. Das weite seidene Pagodenjäckchen hing lose bis zu

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