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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Sag mir jetzt die Wahrheit.«
    » Ich weiß nicht, von wem Sie reden.«
    Guilder runzelte tadelnd die Stirn. » Bitte, können wir nicht offen reden? Ob er real ist, frage ich dich. Nicht irgendein Quatsch in meinem Kopf.« Er starrte Grey eindringlich an. » Du weißt, was er von mir verlangt, nicht wahr?«
    Anscheinend hatte es keinen Sinn, es abzustreiten. Grey nickte.
    » Und alles in allem, wenn man alles berücksichtigt– hältst du es für eine gute Idee? Ich brauche hier deinen Input.«
    » Wieso ist es wichtig, was ich davon halte?«
    » Stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Er ist immer noch deine Nummer eins, Lawrence, da gibt es keinen Zweifel. Oh, natürlich, mag sein, dass ich das Kommando habe. Ich bin der Kapitän auf diesem Schiff. Trotzdem ist er mächtiger.«
    » Nein.«
    » Was– nein?«
    » Nein, es ist keine gute Idee. Es ist eine schreckliche Idee. Es ist die schlechteste Idee überhaupt.«
    Guilders Augenbrauen wölbten sich hoch wie zwei Fallschirme in der Luft.
    » Sieh dich doch an.« Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit lachte Grey. » Glaubst du, er ist dein Freund? Glaubst du, irgendeiner von denen ist euer Freund? Du bist sein Luder, Guilder. Ich weiß, wie die sind. Ich weiß, wie Zero ist. Ich war damals da. Auf dem Gelände.«
    Offensichtlich hatte er einen wunden Punkt berührt. Guilder ballte und lockerte die Fäuste, und Grey fragte sich auf träge Weise, ob der Mann ihn schlagen würde. Es machte ihm keine Angst; es wäre lediglich eine Unterbrechung der Monotonie. Etwas anderes, eine neue Art von Schmerz.
    » Ich muss sagen, deine Reaktion ist ziemlich enttäuschend, Lawrence. Ich hatte gehofft, ich könnte hier auf ein bisschen Unterstützung zählen. Doch ich werde mich nicht auf dein Niveau herablassen. Ich weiß, es würde dir gefallen, aber ich bin der Größere von uns beiden. Und nur zu deiner Information: Das › Projekt‹ wurde heute vollendet. Und offiziell eingeweiht. Ich hatte das als kleine Überraschung aufgehoben, weißt du. Ich dachte, es würde dich freuen, davon zu hören. Du könntest mitfeiern, wenn du wolltest. Aber anscheinend habe ich dich falsch eingeschätzt.« Er stand auf und wandte sich zur Tür.
    » Was wollen Sie, Guilder?«
    Der Mann drehte sich um und richtete seine blutroten Augen auf ihn.
    » Was ist dabei für Sie drin? Das habe ich nie kapiert.«
    Es war lange still. Dann fragte Guilder: » Weißt du, was sie sind, Grey?«
    » Natürlich weiß ich das.«
    » Nein, du weißt es nicht. Wenn du es wüsstest, bräuchtest du diese Frage nicht zu stellen. Aber ich werde es dir sagen. Sie sind die freiesten Lebewesen auf der Erde. Sie kennen keine Reue. Kein Mitleid. Keine Liebe. Nichts kann sie berühren, sie verletzen. Stell dir vor, wie das wäre, Lawrence. Diese absolute Freiheit. Stell dir vor, wie wunderbar das wäre.«
    Grey antwortete nicht. Es gab nichts darauf zu sagen.
    » Du fragst, was ich will, mein Freund, und ich gebe dir die Antwort. Ich will, was sie haben. Ich will, dass diese kleine Nutte aus meinem Kopf verschwindet. Ich will… nichts mehr fühlen.«
    Der Briefbeschwerer prallte gegen die Wand und ließ das Glas mit einem zufriedenstellenden Knall zersplittern. Diese Autobombe brachte das Fass zum Überlaufen. Es musste aufhören, und zwar jetzt.
    Guilder rief Wilkes zu sich in sein Büro. Als sein Stabschef hereinkam, hatte Guilder sich wieder ein wenig beruhigen können.
    » Nehmen Sie noch zehn mehr pro Tag fest.«
    Wilkes machte ein verdutztes Gesicht. » Äh, denken Sie an jemanden Spezielles?«
    » Das ist doch egal!« Herrgott, manchmal konnte der Mann dumm wie Bohnenstroh sein. » Begreifen Sie denn nicht? Das war immer egal. Verhaften Sie sie einfach beim Morgenappell.«
    Wilkes zögerte. » Sie wollen also sagen, wir sollten quasi willkürlich Leute festnehmen. Nicht unbedingt solche, die im Verdacht stehen, Verbindung zur Rebellion zu haben.«
    » Bravo, Fred. Genau das will ich sagen.«
    Einen Augenblick lang stand Wilkes einfach da und starrte Guilder verblüfft an. Nicht verblüfft– verstört.
    » Und? Führe ich hier Selbstgespräche?«
    » Wenn Sie es sagen. Ich kann eine Liste aufstellen und sie nach unten zu Human Resources schicken.«
    » Es interessiert mich nicht, wie Sie es machen. Machen Sie es einfach.« Guilder wedelte mit der Hand in Richtung Tür. » Jetzt raus mit Ihnen. Und schicken Sie mir ein Dienstmädchen, das diese Scherben zusammenfegt.«

43
    Zu Hollis zu kommen war umständlicher, als

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