Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)
Schlauch, als er aus der Werkstatt ins Büro und weiter zur Tür hinausrannte. Lila stand draußen an den Wagen gelehnt.
» Steigen Sie ein«, sagte er atemlos.
» Sie haben nicht gesehen, ob da drin ein Automat steht? Ich hätte gern einen Schokoriegel oder so etwas.«
» Verdammt, Lila, steigen Sie ins Auto.« Grey riss die Kofferraumklappe des Volvo auf, warf den Kanister hinein und schlug sie wieder zu. » Wir müssen weg, sofort.«
Die Frau seufzte. » Na schön, wie Sie wollen. Ich weiß aber nicht, weshalb Sie so grob sein müssen.«
Sie rasten los, und erst als die Stadt eine Meile weit hinter ihnen lag, wurde Greys Puls wieder langsamer. Er ließ den Volvo am Straßenrand ausrollen, stieß die Tür auf und stolperte aus dem Wagen. Dann stützte er die Hände auf die Knie und zog die Luft in mächtigen Zügen in die Lunge. O Gott, es hatte sich angefühlt, als hätte das Ding mit ihm gesprochen. Als wäre dieses Klicken eine Fremdsprache, die er verstand. Es kannte sogar seinen Namen. Woher kannte es seinen Namen?
Er fühlte Lilas Hand auf seiner Schulter. » Lawrence, Sie bluten.«
Sein Ellenbogen war aufgerissen, und ein Hautfetzen baumelte herab. Das musste passiert sein, als er in der Werkstatt hingefallen war, auch wenn er nichts gespürt hatte.
» Lassen Sie mal sehen.«
Mit hochkonzentriertem Gesicht betastete Lila die Wundränder sanft mit den Fingerspitzen. » Wie ist das passiert?«
» Ich glaube, ich bin gestolpert.«
» Sie hätten etwas sagen sollen. Können Sie den Arm bewegen?«
» Ich denke schon, ja.«
» Warten Sie hier«, befahl Lila. » Und fassen Sie es nicht an.«
Sie öffnete den Kofferraum und wühlte in ihrem Koffer herum, nahm eine Blechdose und eine Flasche Wasser heraus und schloss die Klappe.
» Setzen Sie sich mal hin.«
Grey hockte sich auf den Kofferraum und ließ die Füße baumeln. Lila öffnete die Blechdose. Es war ein Verbandskasten. Sie verrieb ein paar Spritzer Desinfektionsmittel auf ihren Händen, zog ein Paar Latexhandschuhe an und wandte sich wieder seinem Arm zu.
» Haben Sie schon mal starke Blutungen gehabt?«, fragte sie.
» Ich glaube nicht.«
» Hepatitis, HIV , andere Infektionen?«
Grey schüttelte den Kopf.
» Wann haben Sie die letzte Tetanus-Impfung bekommen? Wissen Sie das noch?«
Es war, als sei sie plötzlich ein ganz anderer Mensch geworden, dachte er. » Zuletzt als Kind.«
Lila untersuchte die Wunde noch einen Moment lang und ließ dann seinen Arm los. » Tja, das ist ein hässlicher Riss. Da werden ein paar Stiche nötig sein.«
» Sie meinen, Sie wollen das… nähen?«
Ein paar schweißfeuchte Haarsträhnen klebten an ihrer Stirn. » Glauben Sie mir, das hab ich schon tausend Mal getan.«
Sie betupfte die Wunde mit Alkohol und nahm eine Einmalspritze aus dem Kasten. Sie zog etwas aus einer winzigen Ampulle auf und klopfte mit dem Nagel des Zeigefingers an die Nadel.
» Nur eine leichte Betäubung. Sie werden überhaupt nichts spüren, das verspreche ich Ihnen.«
Ein kurzer Nadelstich, und wenige Sekunden später war der Schmerz verschwunden. Lila faltete ein Tuch auseinander, breitete es auf dem Kofferraum aus und legte eine Zange, eine Rolle dunkles Garn und eine kleine Schere darauf.
» Sie können zuschauen, wenn Sie möchten, aber die meisten Leute gucken lieber weg.«
Er spürte ein mehrmaliges leises Zupfen, das war alles.
» So, schon fertig«, sagte Lila.
Wo der Riss und der Hautlappen gewesen waren, sah man nur noch einen straffen, schwarzen Strich. Lila trug ein wenig Salbe auf und klebte ein Pflaster darauf.
» Der Faden sollte sich in zwei, drei Tagen auflösen«, sagte sie und zog die Handschuhe klatschend von den Fingern. » Vielleicht juckt’s dann ein bisschen. Sie dürfen aber auf keinen Fall kratzen. Lassen Sie es einfach in Ruhe.«
» Wie haben Sie das gemacht?«, fragte Grey. » Sind Sie Krankenschwester oder so was?«
Die Frage schien sie aus dem Konzept zu bringen. Ihr Gesicht veränderte sich, und ein Ausdruck tiefer Verunsicherung zog darüber hinweg. Ihr Mund öffnete sich, als wollte sie etwas sagen, aber dann schloss sie ihn wieder.
» Lila? Alles okay?«
Sie verschloss den Verbandskasten, legte alles in den Volvo zurück und klappte den Kofferraum zu.
» Wir sollten weiterfahren, meinen Sie nicht?«
Im Handumdrehen war die Frau, die seinen Arm genäht hatte, wieder verschwunden, als wäre sie nie da gewesen. Grey hätte gern noch ein paar Fragen gestellt, wusste jedoch, was
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