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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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passieren würde, wenn er es täte. Die Abmachung, die sie beide getroffen hatten, war klar: Nur ganz bestimmte Dinge durften gesagt werden.
    » Möchten Sie, dass ich fahre?«, fragte Lila. » Eigentlich wäre ich an der Reihe.«
    Die Frage war eigentlich keine Frage; das begriff Grey. Es war einfach normal, sie zu stellen, und es war seine Aufgabe, das Angebot abzulehnen. » Nein, das schaffe ich schon.«
    Sie stiegen wieder ein, und als Grey den Gang einlegte, hob Lila ihre Zeitschrift vom Boden auf.
    » Ich glaube, wenn es Ihnen nichts ausmacht, werde ich ein bisschen lesen.«
    Einhundertzwölf Meilen weiter nördlich fuhr Kittridge auf der Interstate76 in östlicher Richtung, und auch er machte sich allmählich Sorgen um den Treibstoff. Sie waren mit vollem Tank losgefahren, aber jetzt war er nur noch zu einem Viertel voll.
    Von ein paar geringfügigen Umwegen abgesehen, hatten sie seit Fort Morgan auf dem Highway bleiben können. Vom Schaukeln des Busses eingelullt, waren April und ihr Bruder eingeschlafen. Was Danny anging, hatte Kittridge recht gehabt: Das Busfahren machte ihn glücklich. Er pfiff dabei durch die Zähne– das Lied kannte Kittridge nicht–, kurbelte munter am Lenkrad und bediente Bremse und Gas. Er hatte sich die Mütze in die Stirn gezogen, und Gesicht und Haltung waren die eines aufrechten Kapitäns im Angesicht eines Sturms.
    Du lieber Himmel, dachte Kittridge. Wie zum Teufel war er in einem Schulbus gelandet?
    » Oh-oh«, sagte Danny.
    Kittridge richtete sich auf. Eine lange Schlange von verlassenen Fahrzeugen, die bis zum Horizont reichte, versperrte ihnen den Weg. Nicht einfach Fahrzeuge, sondern Wracks. Einige Autos lagen auf dem Dach oder auf der Seite. Und überall verstreut waren Leichen.
    Danny hielt an. April und Tim waren jetzt auch wach und starrten durch die Frontscheibe.
    » April, bring ihn hier weg«, befahl Kittridge. » Beide nach hinten, sofort.«
    » Und was soll ich machen?«, fragte Danny.
    » Warte hier.«
    Kittridge stieg aus. Fliegen summten in dicken schwarzen Schwärmen umher, und der Gestank von verwesendem Fleisch war überwältigend. Es war völlig windstill, als bringe die Luft es nicht über sich, sich zu bewegen. Das einzig Lebende waren die Vögel, Geier und Krähen, die am Himmel kreisten. Kittridge atmete durch den Mund, als er an der Reihe der Autos entlangging. Das waren Virals gewesen, ohne Zweifel. Es mussten Hunderte gewesen sein, vielleicht tausend. Was hatte das zu bedeuten? Und warum standen die Autos alle hintereinander, als wären sie zum Anhalten gezwungen worden?
    Plötzlich war Danny an seiner Seite.
    » Ich dachte, ich hätte gesagt, du sollst bei den andern warten.«
    Der Mann blinzelte in der Sonne. » Warten Sie.« Er hob die Hand. » Ich höre was.«
    Kittridge lauschte. Da war nichts, nur das Zirpen der Grillen auf den leeren Feldern. Aber dann: ein gedämpftes Hämmern wie von Fäusten auf Metall.
    Danny streckte den Zeigefinger aus. » Es kommt von da drüben.«
    Das Geräusch war immer deutlicher zu hören, je weiter sie kamen. Jemand da draußen war noch am Leben, eingesperrt in einem der Wracks. Nach und nach löste sich der Lärm in unterschiedliche Klopfgeräusche auf, untermalt vom erstickten Echo menschlicher Stimmen. Lasst uns raus! Ist da draußen jemand? Bitte!
    » Hallo?«, rief Kittridge. » Könnt ihr mich hören?«
    Wer ist da draußen? Helft uns, bitte! Beeilt euch, wir verschmoren hier!
    Die Geräusche kamen aus einem Sattelschlepper mit den leuchtend gelben Insignien der Katastrophenbehörde FEMA auf den Seitenwänden. Das Hämmern klang jetzt panisch, und die Stimmen schwollen zu einem schrillen Chor von unverständlichen Wörtern an.
    » Moment noch!«, rief Kittridge.
    Die Tür des Trailers war schief in den Rahmen gedrückt worden. Kittridge sah sich nach etwas um, das er als Hebel benutzen könnte, und fand ein Reifenmontiereisen. Er rammte es mit der Spitze unter die Tür.
    » Danny, hilf mir.«
    Die Tür widerstand ihnen zunächst, aber dann bewegte sie sich fast unmerklich. Als die Lücke größer wurde, erschien eine Reihe Finger unter dem Rand, die versuchten, sie hochzudrücken.
    » Alle zugleich, eins, zwei, drei!«, befahl Kittridge.
    Metall kreischte, und die Tür rutschte hoch.
    Sie waren aus Fort Collins: ein Paar in den Dreißigern, Joe und Linda Robinson, beide noch in Bürokleidung und mit einem Baby, das sie Boy jr. nannten; ein untersetzter Schwarzer namens Wood in der Uniform eines Wachmanns und

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