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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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Daumen zu Mrs. Bellamy hinüber, die sich mit einem Taschentuch aus ihrem Ärmel die Stirn betupfte. » Verdammt, es stört mich nicht mal mehr, dass der alte Drache auf mich geschossen hat.«
    » Schwatz du nur, junger Mann.«
    Er drehte sich zu ihr um. » Das wollte ich Sie noch fragen«, sagte er über den Gang hinweg. » Was ist das bloß bei alten Ladys für eine Nummer mit der Rotzfahne im Ärmel? Ist das nicht ein bisschen unhygienisch?«
    » Das sagt ein junger Mann, der so viel Tinte in den Armen hat, dass man damit einen Matrizendrucker füllen könnte.«
    » Einen Matrizendrucker. Aus welchem Jahrhundert kommen Sie denn?«
    » Wenn ich dich ansehe, fällt mir nur ein Wort ein. Das Wort heißt Hepatitis.«
    » Herrgott, ihr zwei«, stöhnte Wood. » Euch darf man echt nicht aufeinander loslassen.«
    Der Konvoi setzte sich in Bewegung.

14
    Alles war startklar. Das Team war zusammengestellt, der Jet würde sie im Morgengrauen erwarten. Guilder hatte sich mit seinem Kontaktmann bei Blackbird in Verbindung gesetzt, und alles war vorbereitet. Sämtliche Server und Festplatten waren gelöscht. Geht nach Hause, hatte er zu den Angestellten gesagt. Geht nach Hause zu euren Familien.
    Es war nach Mitternacht, als er durch die stillen, regennassen Straßen zu seinem Townhouse fuhr. Aus dem Radio kam ein unaufhörlicher Strom von schlechten Nachrichten: Chaos auf den Highways, die Army formierte sich neu, das Ausland rumorte. Aus dem Weißen Haus kamen beruhigende Worte: Man habe die Krise im Griff, die besten Köpfe seien im Einsatz. Aber niemand konnte niemandem etwas vormachen. Ganz sicher würde innerhalb weniger Stunden das Kriegsrecht ausgerufen werden. CNN berichtete, dass Kriegsschiffe der NATO mit Volldampf auf die Küsten der USA zuhielten. Die Türen zum nordamerikanischen Kontinent würden zugeschlagen werden. Mag sein, dass die Welt uns verachtet, da chte G uilder, aber was wird sie tun, wenn wir nicht mehr da sind?
    Beim Fahren behielt er den Rückspiegel wachsam im Blick. Er war nicht paranoid, doch er wusste, wie es in der Regel ablief: kreischende Reifen, ein Van, der ihm den Weg abschnitt, Männer in dunklen Anzügen, die heraussprangen. Horace Guilder? Kommen Sie mit. Erstaunlich, dachte er, dass es nicht schon passiert war.
    Er fuhr in die Garage und schloss die Tür hinter sich. In seinem Schlafzimmer packte er eine kleine Tasche mit den nötigsten Sachen– Kleidung für zwei Tage, Toilettenartikel, seine Medikamente– und trug sie nach unten. Er holte seinen Laptop aus dem Arbeitszimmer und stellte ihn in die Mikrowelle, wo die Schaltkreise funkensprühend verbrutzelten. Sein Smartphone war schon weg. Er hatte es aus dem Fenster des Camry geworfen.
    Er löschte das Licht im Wohnzimmer und zog die Vorhänge zurück. Auf der anderen Straßenseite war ein Nachbar dabei, Koffer in die offene Heckluke seines SUV zu schieben. Seine Frau stand in der Haustür und hielt ein schlafendes Kleinkind auf dem Arm. Wie hießen die Leute? Guilder wusste es nicht, oder er hatte es vergessen. Er hatte die Frau gelegentlich gesehen, wie sie das kleine Mädchen in einem bunten Plastikauto in der Einfahrt hin und her geschoben hatte. Als er die drei so sah, musste er an Shawna denken– nicht an die letzte, schreckliche Begegnung, sondern daran, wie sie beide immer noch eine Weile im Bett gelegen hatten, nachdem sie miteinander geschlafen hatten, und wie ihre leise, flüsternde Stimme dabei seine Brust gekitzelt hatte. Macht es dich glücklich, was ich tue? Ich will die Einzige für dich sein. Worte, die nicht mehr waren als Schauspielerei, ein bisschen billiges Theater zur Krönung einer Stunde der Pflichterfüllung. Wie dumm er doch gewesen war.
    Der Mann nahm seiner Frau die Tochter aus den Armen und ließ sie sanft auf den Rücksitz sinken. Die beiden stiegen ein. Guilder malte sich aus, was sie zueinander sagten. Es wird schon alles gut gehen. Sie haben Leute, die das Problem ganz sicher in den Griff bekommen werden. Wir bleiben nur ein, zwei Wochen bei deiner Mutter, bis die ganze Aufregung sich gelegt hat. Er hörte, wie der Motor ansprang; sie fuhren rückwärts aus der Einfahrt. Guilder sah ihren Heckleuchten nach, als sie die Straße hinunterglitten und verschwanden. Viel Glück, dachte er. Er wartete noch fünf Minuten. Die Straßen waren still, die Häuser allesamt dunkel. Als er sicher war, dass ihn niemand beobachtete, trug er seine Tasche zum Camry.
    Es war nach zwei Uhr früh, als er in »

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