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Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition)

Titel: Die Zwölf: Band 2 der "Passage-Trilogie" - Roman - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Cronin
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kam es zu einem erbitterten Kampf. Horace Guilder hatte sich im Büro vor Nelson versteckt, als der Angriff losging. Der Entschluss, seine Kontaktleute beim Zentrum für Seuchenkontrolle nicht anzurufen, hatte eine Bürde von seinen Schultern genommen, nur um sofort eine andere zu schaffen (er hatte keine Ahnung, was er als Nächstes anfangen sollte). Als der Blackbird-Hubschrauber auf dem Dach landete, war er unter beträchtlichen Mühen die Treppe ins Untergeschoss hinuntergestiegen, wo Nelson und Masterson in panischer Hast dabei waren, Blutproben in eine mit Trockeneis gefüllte Kühlbox zu packen. » Wo haben Sie gesteckt?«, schrien die beiden. » Wir müssen raus hier! Die Hütte bricht über uns zusammen!« Aber diese Ansichten, so vernünftig sie auch waren, berührten Guilder nur am Rande. Das Einzige, worauf es jetzt noch ankam, war Lawrence Grey. Und plötzlich, als habe er einen Schlag ins Gesicht bekommen, wusste Guilder, was er zu tun hatte.
    Es gab nur eine Möglichkeit. Warum hatte er das nicht sofort begriffen?
    Sein ganzer Körper war am Rande eines lähmenden Krampfanfalls. Durch seine immer enger werdende Kehle bekam er kaum noch Luft. Trotzdem brachte er den Willen auf– den Willen eines Sterbenden–, die Hand nach Mastersons Pistole auszustrecken und sie aus dem Holster zu reißen.
    Verblüfft über sich selbst, erschoss Guilder den Mann.
    Kittridge wurde niedergetrampelt.
    Als die Busse abfuhren, geriet er ins Gedränge und wurde zu Boden gestoßen. Er wollte aufstehen, aber ein Fuß traf ihn seitlich im Gesicht, und sein Eigentümer kippte grunzend auf ihn. Immer wieder wurde er getreten und gequetscht, und er konnte nur noch eine schützende Haltung einnehmen, sich an den Boden drücken und beide Hände auf den Kopf legen. Schließlich gelang es ihm, sich aufzurappeln.
    » Tim! Wo bist du?«
    Dann sah er ihn. Er war ebenfalls zurückgelassen worden und saß keine zehn Meter weiter im Dreck. Kittridge humpelte zu ihm und rutschte durch den Staub.
    » Alles okay? Kannst du rennen?«
    Der Junge hielt sich den Schädel. Sein Blick ging verschwommen ins Leere. Er schluchzte, und der Rotz lief ihm aus der Nase.
    Kittridge zog ihn auf die Beine. » Komm.«
    Er hatte keinen Plan; er wusste nur, dass sie wegmussten. Die Busse waren fort, waren nur noch Geister aus Staub und Dieselqualm. Kittridge umschlang Tims Taille, schwang ihn auf seinen Rücken und befahl ihm, sich festzuhalten. Nach drei Schritten war der Schmerz da und ließ sein Knie zittern. Er stolperte, fing sich und schaffte es irgendwie, aufrecht zu bleiben. Aber eins stand fest: Mit seinem Bein und mit dem zusätzlichen Gewicht des Jungen würde er zu Fuß nicht weit kommen. Über ihnen rasten Flugzeuge hinweg, und die Luft stand in Flammen.
    Dann fiel ihm das Waffendepot ein. Er hatte einen Humvee mit offener Ladefläche gesehen, der darin parkte. Die Motorhaube war offen gewesen, und einer der Soldaten hatte daran gearbeitet. Ob er noch da war? Und ob er lief?
    Als die Soldaten am Westzaun das Feuer eröffneten, biss Kittridge die Zähne zusammen und rannte los.
    Sein Bein tat höllisch weh, als er den Wagen erreichte. Wie er die zweihundert Meter geschafft hatte, wusste er nicht. Aber er hatte Glück. Der Humvee parkte da, wo er ihn gesehen hatte, zwischen den jetzt leeren Regalen. Die Haube war geschlossen– ein gutes Zeichen, aber würde er laufen? Er setzte Tim auf den Beifahrersitz, schob sich hinter das Steuer und drückte auf den Starterknopf.
    Nichts. Er holte tief Luft, um sich zu sammeln. Nachdenken, Kittridge, nachdenken. Unter dem Armaturenbrett hing ein Nest aus unzusammenhängenden Drähten. Jemand hatte an der Zündung gearbeitet. Er zog die Drähte weiter heraus, suchte zwei aus und hielt die Enden aneinander. Wieder nichts. Er hatte auch keine Ahnung, was er da tat. Wie kam er auf die Idee, dass es funktionieren könnte? Er wählte willkürlich zwei andere Drähte, einen roten und einen grünen.
    Ein Funke knisterte, und der Motor erwachte dröhnend zum Leben. Krachend legte er den Gang ein, starrte das Tor an und trat das Gaspedal hinunter.
    Sie brachen durch die Torflügel. Aber gleich tat sich ein neues Problem auf: Wie sollten sie hier durchkommen? Ein paar tausend Leute wollten das Gleiche; eine wogende Menschenmasse versuchte, sich durch den schmalen Ausgang zu zwängen. Ohne den Fuß vom Gas zu nehmen, drückte Kittridge auf die Hupe und begriff zu spät, was für eine schlechte Idee das gewesen war. Die

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