Die Zwölf Türme (German Edition)
Gott Moloch anbetet. Dieser Haufen hat sich jetzt nach Osten gewandt und nähert sich der Stadt Timuz. Es scheint mir fast, als wollten uns diese Molochis weiter nach Norden locken, damit wir nicht den Thuronen entgegenziehen. Aber wir haben leider keine andere Wahl, als ihnen zu folgen."
"Das Werk dunkler Magie", murmelte sie, "Weiß man schon, woher dieses Mordgesindel so plötzlich kam?"
"Myrddin sagt, es der finstere Gott Moloch selbst war, der dies vollbrachte, um Mohantur zu helfen", antwortete Richard und fügte mit einem fast hämischen Grinsen hinzu: "Die Herren der Finsternis schreiten wieder über diese Welt und die Mächte des Lichts müssen ohnmächtig dabei zusehen."
"Ihr sagt das in einer Weise, als würdet Ihr daran Gefallen finden", meinte Byrgia verwundert, "Gönnt Ihr dem Bösen etwa diesen Triumph?"
Er lachte leise und sprach: "Das alles ist nur der Teil eines großen Spieles, eines Spieles um die Macht, das seit Anbeginn der Zeit gespielt wird. Und je geschickter der Gegner ist, desto interessanter wird dieses Spiel für mich, zumal ich selbst dabei nichts zu verlieren, sondern alles zu gewinnen habe."
"Was seid Ihr nur für ein kaltherziger Mann?" fragte sie ihn, fassungslos über seinen Zynismus, "Kümmert es Euch nicht, dass uns allen ein furchtbares Schicksal droht, sollte Mohantur den Sieg davontragen? Und findet Ihr es amüsant, dass meine Heimatwelt niedergebrannt und all seine Bewohner niedergemacht wurden? Ist denn die Welt, von der Ihr gekommen seid, so grausam, dass sie Menschen wie Euch hervorbringt, die ein Herz aus Stein haben?"
"Ich bin kein Kind jener Welt", antwortete er leise, als würde er mit sich selbst reden, "Die Welt, die einst meine Heimat war, existiert schon lange nicht mehr. Sie wurde vor unendlich langer Zeit zerstört, noch bevor sich die Sphären des Multiversums voneinander trennten, um eigene Universen zu bilden. Meine Seele ist wie ein müder Vogel, den der Wind vertrieb aus meines Herzen Heimat, die einst grün und golden war. Es war ein schönes, herrliches Land, das ich nur noch in meinen Träumen sehen kann, um dann weinend zu erwachen. Unter den Menschen habe ich niemals eine Heimat gefunden, sooft ich auch unter ihnen leben musste. Also liegt mir auch das Schicksal von Menschen nicht am Herzen. Zu oft habe ich gesehen, dass Menschen nur unfertige Tiere sind und so lernte ich, ihre Gattung abgrundtief zu verachten. Ich bin der Menschen überdrüssig, denn zu lange schon bin ich gezwungen, immer wieder unter ihnen zu leben, ohne jemals einer von ihnen zu sein."
"Was seid Ihr dann?" fragte sie erschreckt, "Und woher kommt Ihr, wenn Ihr kein Mensch seid?"
"Es ist wohl besser, wenn ich Euch darauf keine Antwort gebe", meinte er, während er sich erhob und zum Gehen anschickte, "Ich glaube auch nicht, dass Ihr auf diese Frage wirklich eine Antwort erwartet."
"Doch, ich will eine Antwort!" rief sie und sprang erregt auf, "Glaubt Ihr denn, ich würde nicht spüren, dass Euch in dieser Nacht irgendetwas verändert hat? Euch umgibt eine Aura schrecklicher Fremdartigkeit, die ich fast körperlich fühlen kann! WAS seid Ihr und auf wessen Seite steht Ihr?"
"Ich bin das, was ich immer war und immer sein werde", gab er zurück, "Und ich stehe immer nur auf meiner eigenen Seite."
"Das ist keine Antwort!" entgegnete sie, "Ihr seid in dieser Nacht verändert worden, Anderweltler, ich kann es deutlich fühlen. Und irgendwie scheint es mir, als wäre etwas von Euch genommen worden."
"Das stimmt nicht ganz, Lady", meinte er und schaute sie mit starrem Blick an, "denn noch bin ich nicht von meiner verhassten menschlichen Form befreit. Aber bis dahin wird es nicht mehr lange dauern."
Erschrocken wich sie einen Schritt vor ihm zurück.
"Eure Augen", flüsterte sie entgeistert, "Aus ihnen leuchtet die Hölle selbst! Wer seid Ihr wirklich? WAS seid Ihr?"
"Ich bin ein Söldner", sprach er, "Myrddin hat mich hergeholt, damit ich gegen Mohantur kämpfe. Und genau das werde ich tun, ganz so, wie Ihr es wollt."
"Ihr seid nicht mehr das, was Ihr zu sein scheint", flüsterte sie und trat einen weiteren Schritt zurück, "In Eurem Innern ist keine Spur menschlicher Wärme mehr, das spüre ich ganz deutlich. Ihr seid wahrhaftig kein Mensch mehr, sondern ein Sohn der Nacht, ein Kind der Finsternis."
"Ich habe von Anfang an geahnt, dass Ihr emphatische Fähigkeiten habt", meinte er mit wölfischem Grinsen, "Es ist Euch möglich, die Gefühle anderer zu spüren, nicht wahr?
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